Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Königreich im Chaos versinkt, dann er.«
»Wollen wir denn nicht, dass das Königreich in Chaos versinkt? «, fragte Vance. »Ordnung und Frieden waren für die Menschen bisher nicht gerade vorteilhaft. Das ist der Grund, warum ich mich der Rebellion angeschlossen habe. Wenn Frieden bedeutet, dass die Drachen herrschen, bezeichne mich ruhig als Freund des Krieges.«
Bevor sie weiter darüber sprechen konnten, machte Anza ein stummes Zeichen; sie rollte mit den Augen und wandte ihr Pferd in die Richtung von Burkes Schenke. Sie stieß dem Pferd die Fersen in die Flanken und trabte los.
»Ich schätze, wir sollten ihr folgen«, sagte Jandra und schüttelte die Zügel ihres Pferdes.
»Es ist erstaunlich, wie jemand, der nicht reden kann, trotzdem immer alle Auseinandersetzungen gewinnt«, sagte Vance.
Lange nach Einbruch der Dunkelheit erreichten sie Burkes Schenke. Jandra war erschöpft. Sie hatte beinahe vergessen, wie es war, wirklich müde zu sein. Als sie ihren Flaschengeist gehabt hatte, hatte das Gerät ständig ihren körperlichen Zustand beobachtet und die Müdigkeitsgifte, die sich in ihrem Blut gebildet hatten, ausgeschaltet. Sie beschloss, nicht mehr
länger über ihren Zustand nachzudenken. Sie wusste, dass sie nichts Schlimmeres durchmachte als die anderen.
Burkes Schenke – die Stadt – war nicht viel mehr als ein Flecken am Rand der Schmiedestraße, der aus ein paar Dutzend zusammengewürfelter Häuser bestand. In der Mitte befand sich ein zweistöckiges Gebäude mit einer großen Veranda und einem bemalten Holzschild mit »Burkes Schenke« darauf. Es war ruhig und still in der Stadt, aber es handelte sich um die Ruhe des Schlafes, nicht des Todes. Sie fanden keinerlei Hinweise auf Gewalt; die Drachenarmeen waren noch nicht bis hierhergekommen. Es war gut möglich, dass noch niemand in dieser Stadt von den Ereignissen wusste, die ein Stück weiter die Straße entlang stattgefunden hatten. Die Welt der Drachen und die der Menschen waren unterschiedlich groß. Boten der Himmelsdrachen konnten zweihundert Meilen an einem Tag zurücklegen und Nachrichten schnell verbreiten. Die Menschen lebten eher vereinzelt – es konnte Tage dauern, bis eine Information sich unter Menschen auch nur hundert Meilen weit verbreitete. Für einen geflügelten Drachen war eine Stadt, die neunzig Meilen entfernt war, ein Teil der Nachbarschaft. Für einen Menschen war sie außer Sichtweite und aus dem Blick. Vendevorex hatte ihr gesagt, dass die meisten Menschen sich nicht mehr als fünfzig Meilen von ihrem Geburtsort wegbewegten, obwohl Jandra sich fragte, ob das ein Mythos war, an den Drachen glaubten. Viele Männer, die sie kannte – so wie Bitterholz und Burke –, waren weit mehr durch die Welt gekommen, als sie sich vorstellen konnte.
Echs schlief; er ließ seine Gliedmaßen über den Pferdehals hängen wie ein Baumzweig. Das Schwanken störte ihn nicht. Im Schlaf hatte seine Farbe einen trüben, dunklen Grünton angenommen, eine Farbe, an die sie sich gut erinnerte. Es war die Farbe des Erddrachens, der ihr während der Schlacht in
Chakthallas Burg die Kehle durchgeschnitten hatte. Obwohl das erst ein paar Monate her war, fühlte es sich an, als würde es unendlich weit zurückliegen. So viel hatte sich in den Wochen seither in ihrem Leben getan, dass sie das Gefühl hatte, ihre Abenteuer könnten ein ganzes Buch füllen, oder eine Trilogie, eine, die jeden Biologen, der seinen Lohn wert war, zum Geifern bringen würde.
Es war schwer zu akzeptieren, dass dieses winzige Drachenkind eines Tages zu einem wilden Krieger heranwachsen würde. Alle Erddrachen, die sie jemals gekannt hatte, hatten ein gewalttätiges Leben geführt, entweder als Soldaten oder als Wachen. War dies einfach ihre Art, oder lag es daran, wie sie aufwuchsen? Erddrachenkinder wurden ihr ganzes Leben lang misshandelt und vernachlässigt, bis sie groß und stark genug waren, um selbst zu misshandeln. Aber Echs reagierte auf ihre Zuneigung. Wenn man einen Erddrachen mit Mitgefühl aufzog und ihn Vernunft statt Gewalt lehrte, konnte es dann sein, dass das zu einer neuen Art von Drachen führte? Oder lediglich zu einem Drachen, der schwächer war und niemals zu seinen Kameraden passen würde? Würde sie Echs mit ihrer freundlichen Tat zu einem Schicksal als Ausgestoßener verdammen, wie sie es selbst erlebt hatte?
Anza stieg vor den Stufen zu Burkes Schenke ab und ging die breite Veranda hoch. Vor einem Schachbrett auf einem großen Fass blieb
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