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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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sie stehen. Eine Affenskulptur befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Spielbretts, ein grinsendes Tier aus Zinn und Kupfer mit großen Glasaugen. Obwohl es unbeweglich war, hielt es seine Hand in einer Weise, als wäre es drauf und dran, eine Schachfigur zu nehmen, wäre eine auf dem Brett gewesen. Vance und Shay stiegen ebenfalls ab und streckten sich.
    »Ich brauche einen Branntwein«, sagte Shay.
    »Was ist Branntwein?«, fragte Vance.

    Shay wirkte verwirrt über diese Frage. »Ein Likör. Man trinkt ihn. Erwärmt einen.«
    »Wie Mondschein?«, fragte Vance.
    »Ich glaube, Branntwein bekommt man nur in den Behausungen der Himmelsdrachen«, sagte Jandra, während sie vom Pferd stieg und zu den anderen auf die Veranda trat. Echs schlief weiter; er atmete friedlich. »Ich bin nicht sicher, ob die Palette der menschlichen Geschmacksnerven verfeinert genug ist, um zwischen den verschiedenen Likören zu unterscheiden. «
    Als sie die Worte »Palette der menschlichen Geschmacksnerven« sagte, begriff sie, dass sie immer noch wie die Tochter eines Drachen dachte. Die anderen reagierten nicht auf ihre Worte. Wichen sie ihrem Blick aus, weil sie erkannten, wie fremd sie war? Eine Stimme in ihrem Innern dachte: »Nicht fremd. Überlegen.«
    Ein kalter Hauch strich über ihr Rückgrat. Das war nicht ihre eigene Stimme in ihrem Kopf, es war die von Jasmine Robertson. Bevor Jazz gestorben war, hatte sie Jandra mit den Erinnerungen von tausend Jahren »bedacht«. Jazz hatte Jandra gesagt, dass sie dies als eine zeitersparende Maßnahme betrachtete, damit sie rasch verstand, warum Jazz beim Abstieg der Menschheit und dem Aufstieg der Drachen nachgeholfen hatte. Jazz war jetzt tot, aber ihre Erinnerungen lebten in Jandra weiter. Deshalb hatte Hex den Flaschengeist gestohlen. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass Jazz in Jandra noch am Leben sein könnte, denn was war eine Person schon anderes als die Summe ihrer Erinnerungen? Jandra wusste, dass sie immer noch die Kontrolle über ihre eigene Persönlichkeit besaß, aber diese seltsamen Gedanken und Rückerinnerungen beunruhigten sie. Ironischerweise hatte Hex ihr gerade das Werkzeug genommen, das sie brauchte, um ihr Gehirn wiederherzustellen;
sie war sich sicher, dass sie den Flaschengeist hätte benutzen können, um die fremden Erinnerungen auszulöschen.
    »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so müde war«, sagte Vance zu Anza. »Können wir etwas schlafen, bevor wir diesen Menschen finden, von dem dein Vater will, dass du ihn triffst? Wie war noch sein Name? Dorny?«
    Anza nickte, aber da Vance drei Fragen auf einmal gestellt hatte, war Jandra nicht sicher, welche davon sie beantwortet hatte.
    Shay wirkte sogar noch erschöpfter als Vance, aber er fragte: »Kann ich die Bibliothek sehen, bevor wir uns schlafen legen? Wenn ich sie nicht sehe, wird mich der Gedanke daran die ganze Nacht wachhalten.«
    Anza machte eine Kopfbewegung, die bedeutete, dass die anderen ihr folgen sollten. Sie drückte auf ein Holzstück neben der Tür der Schenke. Das Holzstück sah aus wie jede andere Schindel an diesem Gebäude auch, aber da war ein Klicken auf der anderen Seite der Wand. Anza drückte die Tür auf und schlüpfte in den Raum dahinter.
    Die anderen folgten in ein großes Zimmer, welches das Herz von Burkes Schenke war. Es gab eine große Feuerstelle aus Stein, in der eine orangefarbene Flamme noch immer über einem Haufen roter Kohlen flackerte. Es war warm im Zimmer, und in der Luft hing süßer Biergeruch. Jandra hielt den Atem an, als sie begriff, dass sie nicht allein waren. Ein alter Mann saß beim Feuer in einem Schaukelstuhl aus Holz; sein Kopf war zurückgesackt, und er schnarchte leise. Sein offener Mund entblößte die ungewöhnlichste Ansammlung von Zähnen, die Jandra jemals gesehen hatte – es war, als hätte der Mann jeden zweiten Zahn verloren. Sein Gesicht wurde von einem schlecht gepflegten graumelierten Bart umrahmt. Die Haare des alten Mannes standen in alle Richtungen von seinem Kopf ab und
bestanden aus hundert verschiedenen Grautönen, von kohlrabenschwarz bis baumwollweiß.
    Anza trat zu dem schlafenden Mann und berührte ihn vorsichtig an der Schulter.
    Er hob langsam den Kopf, als seine Augen sich öffneten.
    »Anza?«, flüsterte er. Er rieb sich die Augen. Jandra bemerkte, dass seine Finger durch Arthritis furchtbar knorrig und verrenkt waren. Er ließ die Hände sinken und starrte Anza mit blutunterlaufenen Augen an. Sein Atem

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