Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
schläfst besser, wenn du diese Hoffnung aufgibst.«
»Wenn da Bücher in deinem Innern sind«, sagte Shay, »tue ich alles in meiner Macht Stehende, um dir deinen Flaschengeist zurückzubringen.«
»Du hast keine Macht, Junge«, sagte Bitterholz. »Hex würde dich als Mittagessen verspeisen.«
Shay sehnte sich nach seinem Gewehr, aber es war nicht bei ihm gewesen, als er wach geworden war. Er hätte Bitterholz diese Macht nur zu gern gezeigt.
»Ich glaube, wir sollten in Jazz’ unterirdisches Königreich zurückkehren«, sagte Jandra.
»Wieso?«, fragte Bitterholz.
»Hex und ich sind in aller Eile aufgebrochen, da wir schnell zum Nest zurück wollten, um dort bei den Folgen von Blasphets Gräueltaten zu helfen. Wir haben die Insel der Göttin nicht durchsucht. Vielleicht finde ich dort einen weiteren Flaschengeist. «
»Du würdest die Reise nicht überleben«, sagte Bitterholz. »Das Königreich ist nur durch ihren Willen zusammengehalten worden. Jetzt, da die Göttin tot ist, werden viele der Tiere, für die sie gesorgt hat, hungrig sein.«
»Ich kann nicht glauben, dass sie noch am Leben sind«, sagte Jandra. »Das gesamte Ökosystem muss zusammengebrochen sein, als das künstliche Sonnenlicht versiegt ist.«
»Ich werde nicht mitgehen«, sagte Bitterholz. »Ich habe dich gerettet, um Zeeky einen Gefallen zu tun. Ich habe nicht vor, daraus eine Gewohnheit zu machen.«
»Und was willst du dann tun?«
Bitterholz zog einen Pfeil aus dem Köcher. »Die Göttin hat mir diesen Bogen und diesen Köcher gegeben. Der Köcher füllt sich ständig von allein nach und lässt neue Pfeile wachsen. Die Pfeile sind lebendig, gerade gewachsene Zweige, die Blätter als Gefieder und einen Dorn als Spitze haben. Dieser Bogen, der mit dem Haar der Göttin selbst gespannt wird, ist die am perfektesten ausbalancierte Waffe, die ich jemals benutzt habe. Auch er erneuert sich stets wieder von allein. Franst die
Bogensehne aus, weil ich sie zu oft benutze, webt sie sich wenige Augenblicke danach neu. Ich weiß nicht, wie lange diese Magie halten wird, jetzt, da die Göttin tot ist.«
»Sie könnte lange Zeit anhalten«, sagte Jandra. »Diese Bio-Nano ist sehr widerstandsfähig. Wenn dein Köcher Sonnenlicht abbekommt, müsste er noch jahrelang funktionieren.«
»Wie können Pflanzen ohne Wasser wachsen?«, fragte Shay. »Oder ohne Erde?«
»Orchideen und andere Epiphyten brauchen keine Erde«, sagte Jandra. »Bitterholz gibt dem Köcher möglicherweise alles, was er benötigt. Der menschliche Körper sondert Feuchtigkeit und Nährstoffe ab, tote Hautzellen zum Beispiel. Der Köcher nimmt sie sich als Brennstoff, vermute ich. Wenn man eine Weile auf der Nanoebene denkt, gewöhnt man sich daran, selbst Staub als Rohstoff zu betrachten.«
»Schon möglich«, sagte Bitterholz. »Aber ich bin daran gewöhnt, Staub als das zu sehen, wozu alle Menschen letztlich werden. Meine Tage auf dieser Welt sind gezählt. Zu sehen, wie dieser Köcher sich ewig erneuert, weckt Gedanken in mir. Ich denke, ich bin in dieser Höhle über Großschleck gestorben. Du hast mich zurückgeholt, Jandra.«
»Oh«, sagte sie. »Das meinst du. Dein Herz hatte nur für ein oder zwei Minuten aufgehört zu schlagen. Du warst in einem Zustand des Herzstillstands, aber da war noch Hirnaktivität in dir.«
»Wenn ich jetzt in einem ähnlichen Zustand wäre, könntest du mich nicht retten«, sagte Bitterholz.
»Nicht ohne meine Macht, nein«, sagte Jandra.
»Du hast mich gefragt, warum ich Chapelion nicht getötet habe. Warum ich nicht einfach den Kampf eröffnet und es sofort mit fünfzig Drachen aufgenommen habe. Die Wahrheit ist, dass ich trotz der Tatsache, dass du mir meine volle Gesundheit
wiedergegeben hast, alt werde, Jandra. Zeeky hat keine Verwandten, abgesehen von ihrem vermissten Bruder Jeremiah. Wenn ich sterbe, wer wird dann für sie sorgen?«
»Was willst du damit sagen, Bant?«, fragte Jandra.
»Ich will damit sagen, dass ich mein Leben als Drachentöter aufgebe.« Bitterholz sah zum Himmel hoch, blickte auf die wenigen vereinzelten Sterne, die durch den Rauch zu sehen waren, der die Nacht verhüllte. »Sollte ich zufällig über Hex stolpern, werde ich ihn töten, aber ich jage ihn nicht. Ich gehe zurück ins Gebirge, um Jeremiah zu suchen. Wenn ich ihn gefunden habe, will ich das Leben als Bauer wieder aufnehmen, das ich früher einmal geführt habe. Die Vorstellung gefällt mir, Zeeky und den Jungen in einer Umgebung großzuziehen, die
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