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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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sagte Bitterholz.
    »Echs ist kein Tier«, sagte Jandra. »Er ist ein Kind. Ein Drachenkind vielleicht, aber er ist kein Tier. Er unterscheidet sich nicht sehr von jungen Menschen.«
    »Du hast nicht die geringste Ahnung von Erddrachen«, sagte Bitterholz. »Sie sind weit animalischer als Menschen. Aus reinem Instinkt achten und fürchten sie ältere und größere Drachen. Sie reagieren nur, wenn sie herumgestoßen werden. Wenn sie allerdings größer werden als die Drachen, die sie herumkommandieren, sind sie schnell dabei, ihre Position in der Hackordnung zu überprüfen. Man sieht eine ganze Menge Erddrachen mit Narben, fehlenden Krallen oder Schwänzen, deren Enden abgebissen worden sind. Sie haben sich diese Verletzungen nicht in Kämpfen mit Menschen zugezogen. Sie fügen einander diese Wunden zu, weil sie ständig ihre Position in der Hierarchie testen. Wenn Echs erst fünfzig Pfund mehr wiegt, solltest du darauf vorbereitet sein, dass er seine Kraft gegen dich erprobt, wahrscheinlich in einem Moment, wenn du es am allerwenigsten erwartest. Selbst jetzt, wo er noch klein ist, sind seine Zähne scharf genug, um dir einen Finger abzubeißen, wenn du nachlässig bist. Gib ihm noch ein Jahr, und es könnte deine Hand sein, die fehlt.«
    »Es muss nicht so kommen«, sagte Jandra. »Echs hat ein freundliches Wesen. Er reagiert auf meine Zuwendung.«
    »Glaub, was du willst«, sagte Bitterholz.
    Im Stillen pflichtete Shay Bitterholz bei, aber das würde er nie laut aussprechen. Er lehnte sich an die Scheunenwand und sah zum fernen Feuer hinüber. Ein weiterer Teil des Turms war eingestürzt. Lange Flammen züngelten hoch und leckten an dem Rauch, der über dem Turm schwebte. Funken wirbelten, bis sie in der Dunkelheit verschwanden. Tatsächlich war
dieser Anblick auf mystische Weise wundervoll. Wenn Shay sich mit anderen Menschen unterhalten hatte, war er nie in der Lage gewesen, die Magie von Büchern ganz zu erklären, die schiere Erleuchtung und Wärme, die von der klaren, lyrischen Prosa ausging, indem sie irgendeinen verborgenen Aspekt der Welt enthüllte. Jetzt zumindest war es für alle sichtbar: Die verborgene Energie von Büchern war freigesetzt, eine Fackel, die die Nacht vertrieb.

Kapitel Zehn
Vogelscheuchen
    Z eeky saß auf einem Felsklotz am Flussufer, als Anza sich aus ihrer Hirschlederkleidung schälte und dann das tiefe, langsam dahinfließende Wasser musterte, während der Atem in Wölkchen vor ihr hing. Flitzer war bereits ins Wasser geglitten und schlängelte sich unsichtbar für alle anderen unter der Wasseroberfläche dahin; zweifellos nährte er sich in der frühmorgendlichen Stille an irgendeinem fetten, schläfrigen Wels. Flitzer war stets etwas unruhig, aber der Rauch der brennenden Bibliothek und der Angriff der Luftwache hatten ihn besonders empfindlich gemacht. Zeeky wusste, dass es genau das Richtige für ihn war, in dem dunklen, eiskalten Wasser zu schwimmen; es würde ihn beruhigen. Zweifellos hatte Anza ähnliche Absichten. Aber während Flitzer ohne zu zögern in den Fluss geglitten war, stand Anza noch immer mit vor der Brust verschränkten Armen da und sah aus, als würde sie kurz davor stehen, ihre Meinung zu ändern.
    »Am besten man springt einfach gleich rein«, sagte Zeeky. »Wenn man erst drin ist, ist es gar nicht mehr so schlimm.«
    Anza legte den Kopf schief und sah sie herausfordernd an, als wollte sie Zeeky auffordern, ihre Behauptung zu beweisen.
    »Nicht ich wollte schwimmen«, sagte Zeeky. »Und ich stehe
auch nicht splitterfasernackt da. Mach schon und sieh zu, dass du ins Wasser springst, bevor mein Schwein noch auf schlimme Gedanken kommt.«
    Anza und Zeeky sahen beide gleichzeitig zu Ferkelchen hinüber. Ferkelchen starrte Anza auf eine Art und Weise an, die einem anzüglichen Grinsen sehr nahe kam. Ferkelchen war beinahe sechs Monate alt und stand kurz vor der Schweinepubertät. Seine Vorderzähne hatten vor kurzem angefangen, sich als Hauer aus dem Mund zu drücken, was ihm irgendwie ein bedrohliches Aussehen verlieh, selbst dann, wenn er vollkommen zufrieden war. Ferkelchen wurde auch allmählich ein großes Schwein: das süße kleine Ferkelchen, das Zeeky noch in ihren Armen hatte wiegen können, war lange schon verschwunden. Als kleines Schwein war Ferkelchen süß und gegenüber Zeekys bemutternder Art vollkommen aufgeschlossen gewesen. Jetzt war er reservierter. Er war aggressiver und gieriger beim Essen, und er konnte mürrisch und eingeschnappt sein, wenn

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