Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
er etwas nicht bekam, das er haben wollte. Ferkelchen war nachdrücklicher geworden, seit er geholfen hatte, die Göttin zu töten, indem er sie in einem entscheidenden Augenblick von hinten angegriffen und umgestoßen hatte. Das Selbstbild des Schweines hatte sich geändert. Er war nicht mehr Zeekys knuddeliger Freund. Er war jetzt ein junges Kriegerschwein mit einem eigenen Standpunkt.
    Anza trat an den Rand des flachen Steines und streckte einen Zeh ins Wasser. Dann hielt sie inne, ließ ihn über die dunkle Oberfläche schweben. Plötzlich wurde ihr Gesicht hart, als hätte eine Stimme in ihrem Kopf gerade einen inneren Streit gewonnen. Sie ging etwas in die Knie und schoss dann über das Wasser. Ihre schwarzen Haare flogen in einem perfekten Bogen hinter ihr her, als sie mit vor dem Kopf ausgestreckten Armen in den Fluss glitt. Sie erzeugte kaum einen Spritzer dabei.
    Einen Moment lang waren nur die schwachen Konturen ihres Körpers unter der Wasseroberfläche zu sehen. Dann tauchte ihr Kopf wieder auf, und sie holte tief Luft. Sie schaukelte im Wasser auf und ab. Ihre Zähne klapperten.
    »Da ist was, das mich interessiert«, sagte Zeeky. »Wieso sprichst du nie?«
    Anza wölbte eine Augenbraue, als würde sie diese Frage lächerlich finden.
    »Als die Göttin mich entführt hat, hat sie gesagt, dass sie mein Gehirn verändert hat, bevor ich geboren wurde. Sie sagte, ich wäre die Vorbotin einer neuen Rasse von Menschen, die in der Lage sind, mit fast allen Tieren zu kommunizieren. Die meisten Leute sind sich gar nicht bewusst, dass es so viele Dinge um uns herum gibt, die sprechen können. Hunde sprechen, Schweine sprechen, Vögel sprechen. Und besonders Menschen sprechen, auch wenn sie gar keine Worte benutzen oder selbst nicht einmal wissen, dass sie sprechen.«
    Anza ließ sich noch tiefer ins Wasser sinken; sie verbarg ihre Lippen unter der Oberfläche. »Ich weiß mehr, als ich Bitterholz erzähle«, sagte Zeeky. »Ich bin die Einzige, die das Flüstern hören kann, das aus der magischen Kugel kommt. Die Dorfbewohner erzählen mir etwas; es klingt nicht immer wirklich sinnvoll. Und die Hälfte der Zeit vertun sie sich auch noch. Aber es ist gar nicht so schlecht, die andere Hälfte der Zukunft zu kennen.«
    Anza starrte sie weiter an. Ihre Arme machten schlangenähnliche Bewegungen unter der Wasseroberfläche, um das Gleichgewicht zu halten. Es sah äußerst anmutig aus.
    Zeeky blickte das Flussufer entlang und vergewisserte sich, dass sie allein waren. Dann griff sie in ihre Tasche und zog das schwere Baumwolltuch heraus, das sie von der Göttin mitgenommen hatte. Sie wickelte es auseinander und zog eine Kugel
aus makellosem Kristall heraus, die etwa die Größe einer großen Orange hatte. Ein schwacher Regenbogen flackerte in ihrem Innern. Als sie hier in der Dunkelheit auf die Oberfläche starrte, fing sie wieder einen Blick auf die winzigen Stürme auf, die um den Regenbogen herum zum Leben erwachten und dann genauso schnell wieder verschwanden. Wurmlöcher, hatte Gabriel gesagt. Sie hatten die Formen von Trompeten und waren winziger als Mücken. Der Engel hatte erklärt, dass ihre im Unterraum gefangenen Verwandten durch diese Trompeten zu ihr sprechen konnten. Sie lauschte eingehend und neigte den Kopf, während sie versuchte, die Worte aus dem beständigen geisterhaften Gemurmel herauszuziehen.
    Ein leichtes Platschen war zu hören, als Anza aus dem Wasser stieg. Zeeky warf ihr ein weißes Baumwollhandtuch zu. Anzas Haut hatte beinahe schneeweiß im Wasser ausgesehen, aber gegenüber dem weißen Handtuch wirkte sie so braun wie eine Pekannuss. Ihre Lippen waren blaugefärbt, als sie näher kam. Sie beugte sich etwas vornüber, um die Kristallkugel zu mustern, während sie sich mit dem Handtuch die Haare abtrocknete.
    »Hör nur«, sagte Zeeky. »Kannst du sie hören?«
    Anza beugte sich näher heran und hielt den Atem an. Ein langer Augenblick verging, bevor sie die Luft leise zwischen den Lippen ausstieß. Sie wirkte enttäuscht.
    »Ich dachte, du könntest sie vielleicht hören«, sagte Zeeky. »Die Göttin hat zwar dein Hirn nicht verändert, aber du selbst hast das getan.«
    Anza warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Die Dorfbewohner haben mir gesagt, dass ich ein Mädchen mit einem Stein in der Kehle treffen würde. Du kannst nicht die gleichen Geräusche machen wie andere Leute; du kannst pfeifen, mit der Zunge schnalzen und andere Geräusche machen,
richtig? Wenn du dich mit Geräuschen

Weitere Kostenlose Bücher