Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Wind, den seine Stimme erzeugte, Vulpinus’ Federschuppen aufwirbelte: »Wir sind der Tod der Menschen! Sehet unser Werk und erzittert!«
»Ja«, sagte Vulpinus. »Richtig. Wie auch immer, wenn ihr die Welt von den Menschen befreit, wer wird dann den Kohl und die Peperoni anbauen, um den Goom herzustellen? Kann man in einer Welt ohne Goom leben?«
Sägegesicht öffnete das Maul, um eine Antwort zu brüllen, aber dann flackerte in seinen Augen ein schwaches Licht.
»Ich würde gern eure Dienste für eine Belagerung von Drachenschmiede in Anspruch nehmen«, sagte Vulpinus. »Ich kann euch mehr Gold zahlen, als ihr euch je erträumt habt. Wichtiger noch, kann ich euch mit mehr Goom versorgen, als ihr trinken könnt. Ich habe die volle Verfügungsgewalt über die Küchen vom Drachenpalast. Stellt euch auf meine Seite, und ich lasse noch vor Sonnenuntergang fünfzig Wagen mit dem Zeug herschaffen.«
Sägegesichts Kiefer mahlten, was ein Geräusch verursachte, als würden ungeölte, rostige Zahnräder im Kopf der Bestie gegeneinanderscheuern. Schließlich hielt Sägegesicht seine Waffe hoch. »Ich will eine Kiste mit Gold, die mehr wiegt als der Kopf meines Hammers!«
»Abgemacht«, sagte Vulpinus. »Ich werde diesen Einsatz sogar noch verdoppeln, wenn du mir einen Dienst erweist.«
»Lasst hören«, sagte Sägegesicht.
»Ich möchte, dass die vier Hauptstraßen nach Drachenschmiede
mit diesen Vogelscheuchen da bestückt werden«, sagte er. »Zwei Meilen auf jeder Straße müssten genügen. Ich vermute, dass es Zeit brauchen wird, um genug Leichen zu finden …«
»Müssen sie frisch sein?«, fragte Sägegesicht und rieb mit dem blutverkrusteten Hammer an der Unterseite seines gezackten Schnabels. Er sprach jetzt leiser. Beinahe klang es, als würde er nachdenken.
»Ich wüsste nicht, warum.«
»Sorgt dafür, dass das Gold in einer Woche bereitsteht«, sagte Sägegesicht schroff, bevor er sich umdrehte und zu dem Rest seines Haufens stapfte.
Vulpinus blickte Sagen wieder an. »Das lief gut.«
»Soll ich eine der Wachen zurückschicken, um das Goom kommen zu lassen?«
»Natürlich nicht«, sagte Vulpinus. »Ich hatte den Befehl dazu schon vor unserem Aufbruch gegeben. Ich hatte erwartet, dass wir auf Reste von Shandrazels Armee treffen würden. Tatsächlich ist es an der Zeit, unsere Streitkräfte aufzuteilen. Es gibt vier Hauptstraßen, die nach Drachenschmiede führen. Schick zehn Wachen zu jeder, damit sie die Blockaden errichten können. Deine restlichen Wachen sollen sich überall in der Gegend umsehen und nach Erddrachen Ausschau halten. Mach ihnen ähnliche Angebote in Gold und Goom.«
Sagen nickte. »Sofort. Auf welcher Straße wirst du deinen Befehlshaberposten errichten?«
»Auf gar keiner. Du wirst das tun. Nimm dir die Straße, die dir am wichtigsten erscheint. Ich habe andere Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.«
»Andere Angelegenheiten?«
»Ich muss dem Sonnendrachen Rorg einen Besuch abstatten«, sagte Vulpinus. Er verzog das Gesicht. »Eine höchst unerfreuliche
Aufgabe. Rorg neigt dazu, alle Probleme im Leben in zwei Kategorien aufzuteilen: In jene, die er lösen kann, indem er etwas tötet, und in jene, die er ignorieren kann. Der Umgang mit ihm ist immer höchst anstrengend.«
»Wie viele Wachen wirst du als Eskorte brauchen?«
»Gar keine«, sagte Vulpinus. »Ich habe gesagt, dass er anstrengend ist, aber nicht gefährlich. An dem Tag, an dem ich keine Verhandlungen mehr mit einem Sonnendrachen führen kann, magst du meinen Scheiterhaufen errichten.« Er sah nach Osten. Die Vogelscheuchen waren schwarze Silhouetten gegen einen heller werdenden Himmel. »Ein neuer Tag bricht an«, sagte er. »Die Menschen hatten ihren Tag des Ruhms. Heute beginnt die Zeit des Schreckens. Wenn wir fertig sind, werden sie wieder um unsere barmherzige Führung betteln.«
Es war mühsamer, auf die Stadtmauer zu steigen, als Burke erwartet hatte, zumal er in der linken Hand die Krücke hielt und auf dem Rücken den Kasten mit dem Eulenglas trug. Das Eulenglas wog beinahe fünfzig Pfund, weshalb er mit dem Bauch an die Leiter gedrückt und daran gehindert wurde, seinen Fuß zu sehen, der nach der nächsten Sprosse suchte. Der größte Teil seines Gewichtes ruhte auf seinen schmerzenden Armen, als er sich langsam nach oben arbeitete und dabei eine Sprosse nach der anderen nahm.
Natürlich hätte er rufen können; irgendein Bogenschütze der Himmelsmauer wäre ihm dann zu Hilfe gekommen.
Weitere Kostenlose Bücher