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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Wickelstein. Wirf mal einen Blick nach links.«
    In einer halben Meile Entfernung, am Rande von Wickelstein, befand sich ein Tempel der Göttin. Solche Orte der Verehrung bestanden aus steinernen Plattformen, um die herum Bäume so dicht gepflanzt worden waren, dass sie eine lebende Mauer bildeten.
    Jandra bedeutete Shay, ihr zu folgen. Als sie sich dem Tempel näherten, tauchte ein großer, langhaariger Mann auf den Steinstufen auf. Er trug ein langes Gewand aus grünem Stoff. Eine
geflochtene Rebe aus Geißblatt saß wie eine Krone auf seiner Stirn; obwohl es mitten im Winter war, war die Rebe frisch und grün und hatte sanfte, gelbe Blüten. Magie.
    Shay hielt sich zurück. Er musste die Wunder, die ihm begegneten, kritisch betrachten. Bei den Biologen im Kolleg der Türme gab es Treibhäuser. Es war keine Magie notwendig, damit eine Pflanze im Winter grün blieb.
    »Adam«, sagte Jandra. »Ich habe mich schon gefragt, was aus dir geworden ist.«
    Adam kam die Stufen herunter und breitete seine Arme aus. »Schön, dich zu sehen«, sagte er und umarmte sie. Die Umarmung dauerte einige Sekunden, und Shay fragte sich, ob mehr zwischen den beiden war als er bisher wusste, oder ob es sich nur um eine Begrüßung handelte. Und wieso interessierte ihn das überhaupt?
    Adam ließ Jandra los. »Willkommen, Bruder«, sagte er und schlang seine Arme um Shay. »Sei willkommen.«
    Die Umarmung dauerte ein paar Sekunden länger, als Shay das vom Gefühl her für angemessen hielt. Er sah in den Tempel und entdeckte dort eine lebensgroße Statue aus Mahagoni in Gestalt einer nackten Frau. Die Göttin, vermutete er. Chapelion hatte ihn nie sonderlich in den verschiedenen Glaubensrichtungen der Menschen unterrichtet, aber Shay hatte von seinen Mitsklaven ein bisschen Wissen aufgeschnappt.
    Adam ließ Shay schließlich wieder los. »Was führt dich zurück in dieses Gebirge?«, fragte er, an Jandra gewandt.
    »Ich kehre in Jazz’ Königreich zurück«, sagte Jandra.
    Adam runzelte die Stirn. »Wozu?«
    Jandra wollte schon etwas sagen, aber dann hielt sie sich zurück. Schließlich meinte sie: »Ich glaube, Hex könnte hierher zurückkehren und versuchen, das Herz der Göttin zu finden. Ich muss ihn aufhalten. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.«
    Shay fragte sich, warum Jandra log. Was sie gesagt hatte, war nicht der wahre Grund. Sie war hergekommen, weil sie ihre Magie zurückhaben wollte.
    »Ich gehe nicht in die Unterwelt zurück«, sagte Adam. »Meine Zeit als Krieger liegt hinter mir. Ich habe die Narben gesehen, die mein Vater auf seiner Seele trägt, weil er ein Leben lang nur gekämpft hat, und geschworen, auf Gewalt zu verzichten. Ich werde der Göttin jetzt auf gütigere Weise dienen. Dieser Pfad wird mir hoffentlich das Schicksal meines Vaters ersparen.«
    »Die Göttin ist tot«, sagte Jandra. »Du hast gesehen, wie wir das bisschen vergraben haben, das noch von ihr übrig war. Wie kannst du einer toten Göttin dienen?«
    Adam machte eine Geste in Richtung Wickelstein und dem dahinter liegenden Tal. »Der Winter hat dieses Tal im Griff. Die Felder sind braun und kahl. Aber ist die Erde deshalb tot? Der Frühling wird das schlafende Land wieder erwecken. Und so wird auch die Göttin aus ihrem Schlummer erwachen.«
    »Bitterholz hat ihr Gabriels flammendes Schwert ins Herz gebohrt«, sagte Jandra. »Sie ist zu Asche verbrannt. Ich glaube nicht, dass sie noch einmal aufwacht, Adam.«
    »Mein Vater hat nur einen Aspekt der Göttin getötet. Du wirst sehen. Sie wird sich wieder erheben.«
    »Da wir gerade von deinem Vater sprechen … er ist in Wickelstein. Soll ich ihn wissen lassen, dass du hier bist?«
    »Nein«, sagte Adam. »Mein Vater und ich haben einander alles gesagt, was wir zu sagen hatten. In den Jahren, in denen wir getrennt voneinander waren, habe ich davon geträumt, wieder mit ihm zusammen zu sein. Ich habe ihn mir als Helden vorgestellt und meinen Traum mit den besten Tugenden der Menschheit befeuert. Der Mann, den ich dann getroffen habe, war ein grausames Ungeheuer, das nur zufrieden war, wenn es
kämpfte. Vielleicht bin ich mit daran schuld. Zweifellos war unser Wiedersehen von meinen eigenen hohen Vorstellungen vergiftet. Kein Mann aus Fleisch und Blut hätte sie jemals erfüllen können.«
    »Ich verstehe dich«, sagte Jandra. »Ich wollte immer meine menschliche Familie treffen. Ich habe mich mehr nach Verwandten gesehnt als nach irgendetwas sonst in der Welt. Und dann habe ich plötzlich meinen

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