Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
Narbe haben müssen, aber der Verwirrung in Ragnars Augen zufolge war es so.
    »Was für ein Hexenwerk ist das?«, fragte Ragnar murrend.
    Shanna ging nicht darauf ein, sondern wandte sich über den Kopf des Propheten hinweg an die Menge. »Ich bin einem Heiler begegnet. Er hat vor, diese Welt von allen Krankheiten, allem Hunger, allem Hass zu heilen. Werft eure Waffen weg, und folgt mir. Ich werde euch zur Freien Stadt führen.«
    Bei der Erwähnung der Freien Stadt begannen die Leute wild zu schreien. »Denkt an die Freie Stadt« war ein bekannter Schlachtruf bei den Rebellen, von denen viele dabei gewesen waren, als Albekizan das Gemetzel befohlen hatte. Diese Schlacht um Drachenschmiede war seit Jahrhunderten der erste Sieg der Menschheit gegen die Drachen gewesen. Allein die Worte »Freie Stadt« genügten, um den Männern Schreie zu entlocken. Aber hatten sie auch wirklich gehört, was Shanna gesagt hatte?
    »Sei vorsichtig, Shanna«, knurrte Ragnar. »Heilen ist eine Gabe, die nur Gott allein besitzt.«
    »Der Heiler sagt, er ist kein Gott«, sagte Shanna. »Aber ich habe die Wunder gesehen, die er gewirkt hat! Ein Mann, der nicht sehen konnte, hat die Sehfähigkeit zurückerhalten. Die Lahmen haben ihre Krücken weggeworfen und gehen wieder. Der Heiler ist hier, um die Wunden aller Menschen zu heilen. Folgt mir zur Freien Stadt, und es wird keinen Hunger, keine Angst, keinen Schmerz und keinen Krieg mehr geben.«
    Die Menge begann bei den Worten »Freie Stadt« wieder zu
brüllen, aber die meisten Schreie kamen von hinten, wo man wahrscheinlich die größten Schwierigkeiten hatte, dem zu folgen, was sie sagte. Diejenigen, die näher am Brunnen standen, murmelten verwirrt. Ragnar warf einen finsteren Blick über die Schulter und sah die Leute böse an. Augenblicklich schwiegen sie.
    Burke humpelte nach vorn. »Shanna«, sagte er. »Haben die Schwestern der Schlange dir etwas Eigenartiges zu essen gegeben? Wir wissen, dass Blasphet Gifte besaß, die den Geist der Drachen versklaven konnten. Ist es möglich, dass er dir irgendeine Droge gegeben hat, die deine Wahrnehmung verändert?«
    »Ja«, sagte Shanna. Sie kniete sich am Brunnenrand hin und streckte ihre Hand aus. Sie hielt ihre Handfläche hoch und zeigte etwas, das wie eine Handvoll großer, flacher, schwarzer Zecken aussah. »Dies sind die Drachensamen«, sagte sie. »Sie wurden vom Körper des Heilers gezupft. Nehmt sie. Esst sie. Eure Augen werden sich seiner Wahrheit öffnen, und ihr werdet wiederhergestellt werden. Ihr werdet auf zwei Beinen zur Freien Stadt gehen.«
    Burke war neugierig genug, einen der seltsamen Gegenstände entgegenzunehmen. Als er ihn in der Hand hielt, sah er, dass er mehr an einen übergroßen Wassermelonensamen erinnerte als an eine Zecke. Er war pechschwarz und warm und roch leicht nach Nelken. Trotz seiner Neugier hatte Burke allerdings nicht die Absicht, den Samen in den Mund zu nehmen. Er dachte an Ragnars rätselhaftes Lächeln kurz vorher. War das hier ein raffinierter Versuch, ihn zu vergiften? Oder Teil eines unergründlichen Machtspiels, das dazu diente, ihn vor der Menge dumm aussehen zu lassen?
    Wenn es ein Schachzug von Ragnar war, so ließ er seinen nächsten Zug nur umso entsetzlicher erscheinen.
    »Das ist Blasphemie!«, rief Ragnar und packte Shanna am
Handgelenk. Die Samen fielen ihr aus der Hand und verstreuten sich auf dem roten Lehm um den Brunnen herum. Ragnar riss Shanna von der Mauer herunter. Sie landete auf den Knien vor ihm, und ein Schmerzensschrei entfuhr ihr. »Wer hat dich verdorben? Welche bösartige Kraft treibt dich dazu, solche üblen Lügen zu verbreiten?«
    Er hob die Hand, als wollte er sie schlagen. Shanna sah zu ihm hoch; ihr Gesicht war irgendwie gelassen, trotz der Gewalt, die auf sie einprasselte. »Es hat mit Verdorbenheit nichts zu tun, wenn man die Wahrheit sagt«, sagte sie.
    Ragnar schlug mit seiner Faust nach unten; der Schlag hätte ihr eigentlich sämtliche Zähne aus dem Mund schlagen müssen. Aber er erreichte Shanna gar nicht erst. Burke warf seine Krücke weg und packte Ragnars Hand. Die Wucht des angehaltenen Schlages brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Ragnar schnaubte und schob Burke weg. Burke landete rücklings auf dem Boden. Er rollte sich auf den Bauch und bereitete sich darauf vor, sich auf beide Hände aufzustützen.
    Steinmauer trat zu ihm und drückte ihn wieder zu Boden, indem er einen Fuß auf sein Kreuz stellte. Shanna hinter ihm stieß einen Schmerzenslaut

Weitere Kostenlose Bücher