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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Worte sein mussten. Während sie Worte durchaus verstand, dachte sie nicht oft mit ihnen. Stattdessen wurden ihre Gedanken durch Bewegungen geformt. Sie lebte in einer Welt endloser Bewegung, und sie verstand auf tiefster Ebene die Beziehung, die sie mit dieser Bewegung verband. Sie war rasch und sicher genug, um einen Pfeil in der Luft aufzuschnappen. Andere Leute bewegten sich, als wären ihre Körper Marionetten, die an den Fäden ihrer reizlosen Gedanken hingen. Ihr Körper und ihr Geist funktionierten wie ein einziger, verbundener Mechanismus.
    Als der Trümmerregen aufhörte, ging sie tiefer in den Wald. Sie wollte nach Drachenschmiede zurückkehren und ihren Vater davor warnen, dass Dorny ein Spion war. Aber es klang, als würde nur eine einzige Botin das Geheimnis des Schießpulvers gerade fortbringen. Eine einzelne Schriftrolle mit der Formel darauf. Vielleicht gab es noch Hoffnung, das Geheimnis zu bewahren. Ihr nächstes Ziel war der Drachenpalast. Sie zog eine
Grimasse, als sie an den harten Ritt dachte, der vor ihr lag, zurück zu dem Ort, den sie gerade verlassen hatte. Ihr Gesäß tat auch so schon weh genug.
    Sie lächelte. Keine Maschine würde sich jemals über die vor ihr liegende Arbeit beklagen. Da war also doch ein menschliches Herz in ihr.
     
    Jeremiah war zu erschrocken, um zu schreien, als der Wind seinen Körper hin und her stieß. Er war fest in eine kratzige Decke eingewickelt worden, die wie alte Pisse stank und mit Seilen verschnürt worden war. Der Himmelsdrache, der ihn trug – Vulpinus –, ächzte von Zeit zu Zeit während des Fliegens. Es klang, als müsste er sich anstrengen, mit Jeremiahs zusätzlichem Gewicht in der Luft zu bleiben. Jeremiah, dessen Gesicht von der Decke umhüllt war, konnte nicht erkennen, wie hoch sie flogen. Als jemand, der im Gebirge aufgewachsen war, war er an hohe Orte gewöhnt und hatte keine Angst davor, an einem Klippenrand zu stehen und über das Tal zu blicken. Das hier war jedoch etwas völlig anderes. Er kam ihm vor, als müssten sie hoch genug sein, um den Mond berühren zu können.
    Sein ganzes Leben lang hatte Jeremiah erzählt bekommen, dass geflügelte Drachen Kinder packen und mit sich nehmen würden. Er hatte Alpträume deswegen gehabt. Jetzt wurde dieser Alptraum Wahrheit. Die großen Flügel des Drachen schlugen in der Luft und trugen ihn immer höher. Obwohl er ganz und gar in der Decke steckte, erreichte ihn die kalte Luft durch den dünnen Stoff hindurch und verwandelte seine Haut in Eis.
    Er hatte keine Möglichkeit zu erkennen, wie viel Zeit verging, abgesehen davon, dass er eine leichte Veränderung in der Helligkeit oder Dunkelheit um sich herum wahrnahm, wenn der Tag zur Nacht und die Nacht wieder zum Tag wurde.
Dreimal machte Vulpinus eine Pause, die Stunden zu dauern schien, ohne dass er Jeremiah jemals etwas zu essen oder zu trinken angeboten hätte. Jeremiah verhielt sich die ganze Zeit so still wie eine Leiche; er fürchtete, den Drachen zu einem Angriff herauszufordern, wenn er sich rührte.
    Als sie das vierte Mal landeten, war es anders. Jeremiah wurde schroff auf dem Boden abgelegt, aber der Aufprall kümmerte ihn nicht sehr. Stimmen waren zu hören, und ein köstlicher Geruch hing in der Luft, wie von Fisch, der über Kohlen gebraten wurde.
    »Sir«, sagte jemand. »Willkommen zurück. Wie war die Reise? «
    »So erfreulich, wie ich es gehofft hatte, Sagen.« Vulpinus kicherte. Es war ein tiefes Geräusch, das Jeremiah erzittern ließ. »Die Unterhaltung mit Rorg war so erfrischend wie immer.«
    »Hat er Euch gegeben, was Ihr haben wolltet?«
    Die Seile, mit denen er in der Decke verschnürt war, wurden an den Schultern gelöst. Man stellte ihn auf die Beine. Vulpinus’ Klaue zerrte einen Augenblick an dem Seil. Mit einem Grunzen riss er seine Klaue zurück, und das Seil erschlaffte an dieser Stelle.
    »Er sieht nicht nach sehr viel aus«, sagte Sagen.
    »Wir werden ihn mästen«, sagte Vulpinus. »Dann gibt er eine gute Mahlzeit ab.«
    Jeremiah biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut aufzuschreien. Wieso sollten sie ihn essen wollen? Er bestand aus nichts als Knochen!
    »Schafft ihn erst mal in mein Zelt«, sagte Vulpinus. »Wir machen ihn später sauber und stecken ihn dann in die Fleischpferche. «
    Jeremiah stand kurz davor, ohnmächtig zu werden.
    »Sir?«, fragte Sagen. Er klang skeptisch. »Euer Zelt ist nicht
sehr sicher. Was, wenn er sich von den Seilen befreit? Er könnte hinten aus dem Zelt

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