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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hatten die Erschütterungen gespürt, die Gorta Ruun erfasst hatten, wussten sie allerdings nicht zu deuten. War es ein natürliches Vorkommnis gewesen? Oder hatte es tief im Inneren der Zwergenfestung einen Unfall gegeben und war tatsächlich eine Kaverne eingestürzt?
    Es erfüllte Aryanwen mit Unruhe, in ihrer Zelle gefangen zu sein und nicht zu wissen, was dort draußen vor sich ging. Auf dem Boden kauernd, Dags müdes Haupt an ihre Schulter gebettet, blieb ihr nichts anderes als abzuwarten, während sie den gleichmäßigen Atemzügen ihres Geliebten lauschte, der infolge seiner Erschöpfung und seiner Schmerzen immer wieder einschlief.
    Es war kein ruhiger Schlaf; Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er warf unruhig den Kopf hin und her, wurde offenbar von Albträumen verfolgt. Aryanwen kannte den Grund dafür; obwohl sie einander erst vor wenigen Monden zum ersten Mal begegnet waren, hatte sie das Gefühl, ihn schon ihr Leben lang zu kennen. Sie wusste um seine Leidenschaft, um seine Liebe zum freien Himmel, den zu erobern er sich zum Ziel gesetzt hatte, allen Widrigkeiten zum Trotz – ebenso, wie sie um seine Furcht in Höhlen und engen Stollen wusste. Um so höher rechnete sie es ihm an, dass er sich auf den Weg gemacht hatte, sie zu befreien – und sich noch einmal an jenen finsteren Ort begeben hatte, an dem er schon einmal gewesen war, vor langer Zeit.
    »Aryanwen«, hörte sie ihn leise flüstern.
    »Ja, Geliebter?« Sie konnte sehen, dass er nicht wirklich bei sich war. Sie befürchtete, dass sein unruhiger Schlaf Vorbote heftigen Fiebers sein könnte, und was dies an einem Ort wie diesem bedeutete, war Aryanwen nur zu klar.
    Dag murmelte etwas, das sie nicht verstehen konnte. Statt einer Erwiderung küsste sie ihn sanft auf die Stirn.
    Plötzlich eine Veränderung.
    Schritte waren auf dem Gang zu hören, hektisches Getrampel, das sich rasch näherte, begleitet von einem heiseren, unheimlichen Schnaufen.
    Was immer da draußen den Stollen herabkam – ein Zwerg war es nicht. Schon eher hörte es sich an wie ein Höhlentroll …
    Aryanwen ahnte, dass ein Zusammenhang mit dem bestand, was sich in den Tiefen der Festung zugetragen haben mochte. Womöglich war bei dem Einsturz etwas befreit worden, das dort unten festgehalten worden war, ein grässliches Monstrum oder …
    Sie zuckte zusammen, als etwas gegen die Zellentür krachte, schwer und laut.
    »Aufmachen, sofort!«, verlangte jemand.
    »Aber …«
    Erneut ein Krachen.
    Dann die Geräusche des Schlosses, das geöffnet, und des Riegels, der zurückgezogen wurde.
    Aryanwens Nackenhaare sträubten sich, eisige Schauer rannen ihr über den Rücken. Was immer dort draußen war, es war offenbar gekommen, um sie zu holen …
    Im nächsten Moment flog die Tür auf und krachte gegen die Zellenwand. Aryanwen schrie entsetzt auf, worauf auch Dag erwachte und in die Höhe fuhr.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrten die beiden auf die drei Gestalten, die vor dem Zelleneingang standen und vom Fackelschein unheimlich beleuchtet wurden.
    Die vorderste von ihnen war ein Zwerg. Nur mit Mühe konnte Aryanwen in ihm einen der Kerkerknechte erkennen, denn seine Gesichtszüge waren blutig und seine Nase so platt wie ein Flusskiesel. Hinter ihm stand ein Ork, der die Rüstung der Söldner von Gorta Ruun trug, die ihm allerdings viel zu eng zu sein schien – seine Leibesmassen schienen das Kettenhemd zu sprengen, den Spangenpanzer trug er an den Seiten offen, weil die Lederschnüre nicht lang genug waren, um sie zu verknüpfen. Auch der Helm saß nicht wirklich auf seinem Kopf, sondern thronte nur obendrauf, sodass es aussah, als würden vier Augen auf Aryanwen starren – zwei Schweinsäuglein, die aus einem feisten grünen Gesicht auf sie blickten, und die beiden Sehschlitze des Helmes.
    Der andere Ork war sehr viel schlanker als sein Kumpan, geradezu dürr und um einige Köpfe größer. Seine Rüstung saß ähnlich schlecht wie die des anderen, mit dem Unterschied, dass sie zu weit war und an ihm schlotterte. Der Helm bedeckte fast sein ganzes Gesicht, den Spangenpanzer hatte er erst gar nicht angelegt, er hätte ihn mit Sicherheit ohnehin verloren.
    Mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwunderung blickte Aryanwen von einem zum anderen – als der Zwerg wie ein Sack vornüber kippte und bäuchlings liegen blieb. Ganz offenbar hatte er die Aufgabe selbst übernommen, mehrmals gegen die Zellentür zu krachen.
    »Was … was hat das zu bedeuten?«, stieß die

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