Die Herrschaft der Orks
gestutzt hatte, bebten, und sein Rüssel zuckte unentwegt, während er unablässig dieselben Worte murmelte: »Larka ur’dhuuroush sabal … larka ur’dhuuroush sabal … larka ur’dhuuroush sabal …«
Ein Spähtrupp unter Krushaks Führung hatte ihn in den Wäldern gefangen, die das nördliche Ufer des Eisflusses säumten. Anfangs hatten sie ihren Artgenossen für einen Spion Ansuns gehalten, aber dann waren sie immer noch mehr Orks begegnet, die die Abzeichen des Feindes trugen, in wilder Panik durch den Wald rannten und dabei etwas vom Untergang der Welt und vom Tag des letzten Kampfes faselten. Ihr Ziel schien die Modermark zu sein, ihre angestammte Heimat – was sie zu ihrer wilden Flucht bewegt hatte, konnte Vigor noch nicht einmal vermuten.
Aber er war wild entschlossen, es herauszufinden.
Schon, weil er seinen Ruf wiederherzustellen hatte.
»Ich warte nicht ewig!«, erinnerte ihn der Zwergenherrscher von dem hohen Thron herab, auf dem er sich auf Reisen herumtragen ließ. Wie die meisten Bewohner des Berges hegte auch er ein tiefes Misstrauen gegen Pferde und andere Reittiere. »Will er nun sprechen, oder nicht?«
»Er wird sprechen, mein König«, versicherte Vigor.
»Da bin ich gespannt«, meinte Lord Lavan, der auf seinem Schlachtross saß und so beinahe auf Augenhöhe mit dem König war – entsprechend blickte er auf Vigor herab.
»Das Problem besteht nicht darin, die Zunge des Gefangenen zu lösen«, erklärte Vigor, den die herablassende Art des Menschen ärgerte. »Sondern ihm ein paar Worte abzuringen, die Sinn ergeben.«
»Erkläre dich, Vigor!«, zischte Winmar.
»Er spricht vom Tag des letzten Kampfes«, erklärte Vigor.
»Und was bedeutet das?«
»Im Verständnis der Orks ist das der Tag, an dem die Welt untergeht.«
»Und was nützt mir das?«, fragte der König.
»Ganz offenbar«, erklärte Vigor ein wenig hilflos, »ist der Gefangene davon überzeugt, dass dieser Tag angebrochen ist.«
»Tatsächlich.« Lavan war sichtlich unbeeindruckt, hob noch nicht einmal eine Braue. »Und was hat ihn zu diesem Schluss verleitet?«
»Das würde ich gerne herausfinden, mit Eurer Erlaubnis.«
»Nur zu. Ich bin sicher, Euer König ist nicht weniger erpicht darauf, es zu erfahren.«
Vigor nickte, seine Wut nur mühsam unterdrückend. Einmal mehr hatte Lavan ihn in Zugzwang gebracht. Er musste nun Ergebnisse liefern – gelang es ihm nicht, würde Lavan einmal mehr als Sieger dastehen.
Mit einem Nicken gab er Krushak zu verstehen, dass die Befragung beginnen sollte. Der hünenhafte Ork wandte sich ohne Zögern zu dem Gefangenen um, und seine geballte Faust rammte sich ansatzlos in dessen Magengrube.
Der Gefangene gab ein jämmerliches Jaulen von sich, das mehr an einen geprügelten Hund als an einen Unhold gemahnte, und das über die ganze Lichtung hinweg zu hören war, die Vigor kurzerhand zum Ort der Vernehmung ernannt hatte.
Dann begann des Königs oberster Folterknecht mit der Prozedur. Im Grunde war es immer nur dieselbe Frage, die er stellte – er wollte wissen, was bei den Sieben Säulen der Berge geschehen war, das ihn und seine Artgenossen derart in Panik versetzt und sie offenbar dazu bewogen hatte, ihren menschlichen Herren den Rücken zu kehren.
Doch der Ork antwortete auf seine Weise.
»Larka ur’dhuuroush sabal … larka ur’dhuuroush sabal.«
Selbst dann, als Krushaks Faust abermals gegen seinen Körper hämmerte und ihm einige Rippen brach. Der Gefangene pfiff wie ein kaputter Blasebalg und wäre zusammengebrochen, hätten die Fesseln ihn nicht am Baum gehalten.
Und Vigor ließ Krushak weitermachen.
Als Nächstes schlug er den Gefangenen ins Gesicht.
Dann riss er ihm die Borsten aus.
Trat ihm in den Unterleib, wieder und wieder auf dieselbe Stelle.
Brach ihm einen Arm.
Der entrückte Ausdruck im Gesicht des Gefangenen jedoch blieb bestehen, ebenso wie sein starres Augenspiel und sein fortwährendes Gemurmel, was auch Lavan nicht verborgen blieb.
»Offenbar«, begann er mit unverhohlenem Spott, »versagen Eure viel gepriesenen Künste bei diesem Gefangenen, Oberst.«
»Keineswegs«, widersprach Vigor kopfschüttelnd.
»Ich spreche nicht die Sprache der Unholde, aber soweit ich es beurteilen kann, sagt er stets dasselbe. Offenbar habt ihr nicht genug Geschick darin, euch jemanden gefügig zu machen.«
»Das Problem ist nicht, den Widerstand des Gefangenen zu brechen, Mylord«, entgegnete Vigor zähneknirschend. »Wäre es so, würde er längst
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