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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wollte sein Dasein genießen, und zwar in vollen Zügen, wollte faul auf seinem Thron sitzen und dabei literweise Blutbier in sich hineinschütten – und dafür war es unerlässlich, dass er am Leben blieb.
    Entsprechend groß war seine Erleichterung, als das Kriegsgeschrei der Gnomen hinter ihm zurückblieb. Dennoch lief er weiter, folgte dem Hohlweg, der in eine enge, zu beiden Seiten von hohen Felswänden begrenzte Schlucht überging. Der rote Himmel, der sich darüberspannte und den Rammar als schmalen Streifen sehen konnte, gefiel ihm zwar nicht, aber es war immer noch besser, als unter eine wütende Gnomenhorde zu geraten, also setzte er seinen Weg fort.
    Wie lange er durch die Schlucht irrte, die sich in engen Windungen durch den Fels wand und ihn an Torgas Eingeweide erinnerte, wusste er später nicht mehr zu sagen. Von Furcht getrieben setzte er einen Fuß vor den anderen, obwohl sein Herz in seiner Brust tobte wie ein tödlich getroffener faihok und sein Atem rasselte wie ein altes Kettenhemd – und stieß einen erstickten Triumphschrei aus, als er endlich das Ende der Schlucht erreichte.
    Wenn Rammar jedoch geglaubt hatte, nun erschöpft niedersinken und sich endlich ausruhen zu können, so hatte er sich gründlich geirrt. Denn nicht nur die Wände der Schlucht endeten plötzlich, sondern auch der Weg, und unvermittelt stand Rammar an einer steilen Abbruchkante. Keuchend blieb er stehen und schaute hinab, sah, wie einige lose Steine, die sich unter seinen Füßen gelöst hatten, in die Tiefe fielen, wo die Brandung wütend gegen den Fuß des Berges schlug.
    Da wurde es Rammar klar: Er befand sich keineswegs zu Hause in der Modermark, sondern immer noch auf der Insel. Und im Zuge dieser Erkenntnis wurde ihm auch bewusst, dass es die Modermark, wie er sie gekannt hatte, ja gar nicht mehr gab, weil sie in die gierigen Klauen der Gnomen gefallen war.
    Die Erkenntnis war schmerzlich, aber Rammar kam nicht dazu, sich deshalb zu bemitleiden – denn plötzlich senkte sich ein Schatten über ihn. Erschrocken blickte er nach oben, nur um zu erkennen, dass das, was er für einen roten Himmel gehalten hatte, in Wirklichkeit ein riesiges Ding war, das dort oben am Himmel schwebte. Und diesmal war es nicht irgendeine Luftblase mit einem Menschen an Bord, sondern tatsächlich Kuruls Blutgaleere!
    Riesig war sie und schrecklich anzusehen, genauso, wie der Schamane des Dorfes sie beschrieben hatte, als Rammar selbst noch ein kleiner Orkling gewesen war: Vorn am Bug klaffte das Maul des Weltenfressers, aus den Seiten ragten unzählige Ruder, die in Wahrheit die saparak’hai all jener Krieger waren, die schon in Kuruls Grube gefallen waren; hinten am Heck jedoch stand der Herrscher der Unterwelt selbst und steuerte seine Galeere durch die rauen Klippenwinde.
    Vor Schreck wäre Rammar um ein Haar in den Abgrund gesprungen, aber sein Selbstherhaltungstrieb war stärker. Indem er seinen klobigen Schädel so weit zwischen die Schulterblätter zog, dass kaum noch etwas davon zu sehen war und er wie eine riesige fette Schildkröte aussah, wartete er ab und hoffte, dass das grässliche Vehikel an ihm vorüberziehen und Kurul ihn nicht behelligen würde.
    Ein Irrtum …
    »Rammar!«, erscholl eine Stimme, so abgrundtief und grausam, dass sie nur von Kurul selbst stammen konnte.
    Rammar reagierte nicht und behielt den Kopf weiter unten. Vielleicht, sagte er sich, war ja ein anderer Rammar gemeint …
    »Rammar!«, rief die grässliche Stimme wieder.
    Rammar riskierte ein Blinzeln – nur um festzustellen, dass die Galeere am Ende der Schlucht haltgemacht hatte und das riesige Maul des Weltenfressers vor ihm schwebte. Rammar konnte die furchtbaren Zähne sehen, roch den Pestatem, der ihm aus den Tiefen des Schlundes entgegenschlug.
    »J-ja?«, fragte er leise.
    »Rammar!«, rief Kurul noch einmal – und Rammar wusste instinktiv, dass seine Zeit gekommen war.
    Er hatte schon viel zu lange gelebt, war nichts weiter als eine Hinterlassenschaft der Vergangenheit – so wie getrockneter Trolldung, der im Wald liegen geblieben war und den man nun einsammelte, um ihn einer besseren Verwendung zuzuführen …
    »Rammar!«, erscholl es wieder.
    »Ich bin hier«, meldete er sich endlich. »Aber ich bin noch nicht so weit! Ich meine, ich weiß, dass ich vermutlich schon länger gelebt habe als jeder andere Ork, aber ich kann ja schließlich nichts dafür, dass die Zeit hier länger dauert als anderswo, und ich will

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