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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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an Bord. Als er euch sah, hielt er euch für feindliche Söldner.«
    »Wie ist so etwas möglich?«, fragte Balbok, der den Metallarm mit der Axt ergriffen hatte und ihn ratlos auf und ab bewegte. Ein leises Quietschen war dabei zu hören.
    »Das hat noch niemand ergründet – nicht zuletzt deshalb sind die Todeskessel weithin gefürchtet. Wenn man ihre Schwachstelle nicht kennt, ist man verloren.«
    »Du hast sie offenbar gekannt«, anerkannte Balbok. »Das war ein guter Wurf.«
    »Na ja«, stimmte Rammar zu, »nicht übel für ein Milchgesicht, das seine Zeit mit dem Erfinden unnützer Gegenstände verplempert.«
    »Ich nehme an, das war ein Kompliment.« Dag grinste matt.
    »Bilde dir nur nichts ein«, knurrte Rammar und wechselte abrupt das Thema. »Wie hast du das Ding vorhin genannt?«
    »Kaldrone«, Dag wiederholte den Begriff, den er zuvor genannt hatte. »Nach dem alten elfischen Wort für ›Kessel‹.«
    »Wieso benutzt ihr die Sprache der Schmalaugen eigentlich immer noch?«, fragte Rammar zähnefletschend, »die sind doch längst aus Erdwelt verschwunden – oder sind sie inzwischen etwa zurückgekehrt?«
    »Nein«, versicherte Dag zu seiner Beruhigung, »die letzten Elfen haben vor fast fünf Jahrhunderten den Kontinent verlassen. Seither wurde keiner von ihnen mehr gesehen.«
    »Dein Glück.«
    Dag zog die Brauen hoch und fuhr fort: »Aber wir bewahren die Erinnerung an sie. Und ihre Sprache dient den Gelehrten der Völker bis zum heutigen Tag als Mittel der Verständigung. Es gibt sogar Schulen, an denen die elfische Sprache unterrichtet wird.«
    »Obwohl sie mausetot ist wie dieser Zwerg«, knurrte Rammar.
    »Solange etwas in der Erinnerung weiterlebt, ist es nicht tot.«
    »Sag das dem Hutzelbart«, entgegnete Rammar trocken.
    Er ließ seinen Blick über das halb zerstörte Deck schweifen, über die leblosen Körper, die dort lagen und über den in seiner Bewegung erstarrten Kaldronen. Auch wenn sich ein paar Dinge im Lauf der letzten fünfhundert Jahre geändert hatten, war Rammar doch der Meinung, dass das, was tot war, auch tot bleiben sollte.

13.
    MOROR UR’FEUSACHG’
HAI-SHROUK
    Wenn Vigor die ehrwürdige Königshalle von Gorta Ruun betrat, kam es ihm jedes Mal vor, als würde er schrumpfen – und das war von den Erbauern durchaus beabsichtigt.
    Denn die sieben gewaltigen Säulen, die die Halle säumten, waren so hoch, dass sie sich jenseits des Scheins der Öllampen in Dunkelheit verloren, eine Decke war nicht zu erkennen. Vigor erinnerte sich, dass er sich früher oft gefragt hatte, ob die Halle des Königs überhaupt eine Decke besaß – womöglich erstreckte sie sich unendlich weit hinauf, bis zu den höchsten Gipfeln des Scharfgebirges und darüber hinaus. Heute wusste er natürlich, dass das Unsinn war, aber die schiere Größe der sieben Säulen, die Hunderte von Steinmetzen dem Berg in Jahrzehnte währender Arbeit abgetrotzt hatten, rang ihm dennoch jedesmal Respekt und Anerkennung ab. Die Gesichter, die in das Gestein gemeißelt waren und die mit gravitätischen Mienen auf jeden Besucher blickten, verloren sich nach oben in der Dunkelheit – die Antlitze all jener Herrscher, die vor Winmar dem Steinernen auf dem Thron des Zwergenreichs gesessen hatten.
    Größere und kleinere Könige waren darunter gewesen, bedeutendere und weniger bedeutende. Manche von ihnen hatten das Zwergenreich zu Macht und Wohlstand geführt, unter anderen war es beinahe zusammengebrochen. Doch noch unter keinem Herrscher hatte das Volk der Tiefe auch nur annähernd eine solche Blüte erlebt wie unter der Regentschaft Winmars von Ruun – und damit war nicht zu rechnen gewesen.
    Noch als Winmars Vorgänger Reginald auf dem Thron saß, hatte von einem Zwergenreich, wie es einst existiert hatte, eigentlich nicht mehr gesprochen werden können. Im Lauf der vergangenen Jahrhunderte hatten die Söhne des Berges stets an Einfluss verloren. Die Steinmetzkunst der Zwerge, einst überall in Erdwelt geschätzt und selbst von den Elfen geachtet, die ebenfalls große Künstler und Baumeister in ihren Reihen gehabt hatten, war verloren gegangen; und das Wissen um das Schmieden der Waffen von höchster Qualität und Langlebigkeit, einst die zweite große Tugend der Zwerge, war auf einige wenige Häuser übergegangen, die damit Schindluder getrieben und es meistbietend verhökert hatten.
    Auch andere Völker Erdwelts waren dadurch in den Besitz jener Fähigkeiten gelangt, die die Zwerge über ein ganzes Zeitalter

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