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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Saphire.
    Funkelnd.
    Stechend.
    Kalt.
    Unbewegt wie ein Fels kauerte der König auf seinem Thron. Erst nach einer unendlich scheinenden Weile meldete er sich wieder zu Wort. »Dann sind die Menschen also noch immer völlig ahnungslos? Sie wissen nichts von dem, was wir vorbereiten?«
    »Nein, mein König«, versicherte Vigor. »Und selbst wenn sie es wüssten, so wären sie nicht in der Lage, von diesem Wissen Gebrauch zu machen. Das Geheimnis ist uns allein vorbehalten, ich habe mit all meinen Mitteln dafür gesorgt, dass es nicht nach außen dringt.«
    »So«, machte Winmar wieder.
    »Darf … ich Euch eine Frage stellen, mein König?«
    »Das werde ich entscheiden, wenn ich sie höre.«
    »Wenn es Euch nicht kränkt, mein König, so würde ich gerne erfahren, wer Euch jene Information gegeben hat«, brachte Vigor das Thema zur Sprache, das ihn beschäftigte, seit Winmar ihm den Auftrag erteilt hatte, jenen Grenzposten der Menschen zu überfallen und dort nach Hinweisen zu suchen. Nach Hinweisen, die darauf schließen ließen, dass die Menschen an einer neuen, mächtigen Waffe arbeiteten …
    »Warum sollte dich das interessieren?«
    »Nun.« Vigor war einigermaßen dankbar dafür, dass sein Haupthaar und Bart den größten Teil seines Gesichts bedeckten, sonst hätte sein König womöglich bemerkt, wie er errötete. »Als Oberhaupt Eurer Geheimpolizei ist es meine Pflicht, über alle Spione informiert zu sein, die im Auftrag der Krone tätig sind, nicht wahr? Wie könnte ich sonst für Eure Sicherheit garantieren, mein König?«
    »Du fürchtest dich«, hielt Winmar dagegen. Seine dünne Stimme, die als Einziges nicht recht zu seiner Respekt einflößenden Erscheinung passen wollte, nahm einen singenden Tonfall an. »Du fürchtest dich davor, dass ich mich von dir abwenden könnte.«
    Vigor kannte seinen Monarchen lange genug, um zu wissen, dass Vorsicht geboten war. Wenn Winmar in diesen Singsang verfiel, dann war das für gewöhnlich das Anzeichen dafür, dass einer seiner berüchtigten Wutausbrüche bevorstand. Dem forschenden Blick des Königs ausweichend, bemerkte Vigor erst jetzt das frisch aufgespießte Haupt, das vom Rand des Thronpodests herüberglotzte, die gelben Augen und das Maul mit den Fangzähnen weit aufgerissen. Offenbar war einer der Ork-Leibwächter seiner Pflicht nicht zur vollen Zufriedenheit seines Herrschers nachgekommen …
    »Nun«, begann Vigor deshalb entsprechend vorsichtig, »Ihr wisst, mein König, dass ich Euch in innigster Treue verbunden bin, und es ist meine Hoffnung, dass auch Ihr …«
    »Sei unbesorgt«, fiel Winmar ihm ins Wort, noch immer singend. »Mein Vertrauen ruht nach wie vor auf dir und deinen Fähigkeiten.«
    »Dennoch habt Ihr die Dienste eines Spions in Anspruch genommen, der nicht zu meinen Leuten gehört …«
    »Das sollte dich nicht kränken.«
    »Das tut es nicht, mein König. Aber wollt Ihr mir nicht verraten, wer …?«
    Winmar, der eben noch auf dem Thron der Äxte gekauert hatte, sprang auf und stand jetzt auf der breiten Sitzfläche. Seine Augen blitzten in wilder Wut. »Maßt du dir an, meine Entscheidungen infrage zu stellen? Willst du mich kritisieren? Den größten und mächtigsten Herrscher, den das Zwergenreich je gesehen hat? Ich glaube nicht, dass du das willst.«
    Seine Erfahrung sagte Vigor wiederum, dass dies nicht nur einer jener Wutausbrüche war, die den König in letzter Zeit immer häufiger überkamen. Dies war blutiger Ernst, was schon allein daran zu erkennen war, dass selbst die Orks zusammenzuckten. Einer von ihnen war dem Zorn des Königs an diesem Morgen bereits zum Opfer gefallen, und niemand verspürte ein Verlangen danach, der Nächste zu sein.
    Auch Vigor nicht.
    Zwar hatte er eine höhere Position inne als die Leibwächter, deren einzige Qualifikationen ihre Körpergröße und ihre Stärke waren und die man nach Belieben austauschen konnte; sicher konnte jedoch auch er sich nicht sein.
    Nicht in letzter Zeit …
    »Verzeiht, mein König«, bat Vigor deshalb und senkte demütig das rote Haupt. »Ihr habt natürlich völlig recht. Es steht mir nicht zu, Eure Entscheidungen zu hinterfragen, auch dann nicht, wenn es um die Sicherheit des Reiches geht. Ihr allein seid es, der entscheidet.«
    »Erfreulich, dass du endlich zu dieser Erkenntnis gelangt bist«, schnaubte Winmar. Noch einmal blitzten seine Augen gefährlich in Vigors Richtung, und der oberste Spion des Königs glaubte, einen Hauch von Mordlust darin zu erkennen.

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