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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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herum und rannte hinaus, vorbei an ihren verblüfften Bewachern, die triefäugig auf sie starrten, verfolgt vom Gelächter des Zwergenkönigs. Es gelang ihr noch, einen letzten Rest von Würde zu bewahren, bis sie den Thronsaal verlassen hatte. Dann stürzte die Prinzessin von Tirgaslan an eines der steinernen Lichtbecken und übergab sich.

6.
    BOCHLOBH
    Zehn Tage lang waren die Orks und ihr menschlicher Begleiter durch den Norden des Reiches marschiert – und je weiter sie in Richtung der Grenze vorgedrungen waren, desto öder und trostloser war der Landstrich geworden.
    Hatte es zunächst noch unbestellte Äcker und verlassene Dörfer gegeben, so waren diese schon bald einer Szenerie der Zerstörung gewichen, die sich von den Siedlungen des Nordens, die es zu Balboks und Rammars Zeit noch nicht gegeben hatte, bis zur Grenze zog – ein Niemandsland des Todes, das von den vielen Jahren des Krieges gezeichnet war.
    Wo einst Dörfer gestanden hatten, erhoben sich jetzt Grenzforts, Schutzwälle und andere Befestigungen, die teils aus Palisaden bestanden, teils aus den Trümmern zerstörter Bauernhäuser errichtet waren. Doch was die drei Wanderer an Truppen zu Gesicht bekamen, war nicht dazu angetan, diese Bollwerke noch lange zu halten. Als Rammar die abgerissenen Gestalten sah, die den Rock Tirgaslans trugen, wurde ihm klar, weshalb die Menschen dieser Zeit es vorzogen, sich auf die Unterstützung orkischer Söldner zu verlassen – denn sie selbst waren müde vom Krieg und erschöpft, der Kampfgeist, wenn sie überhaupt je welchen gehabt hatten, hatte sie längst verlassen.
    Wann immer die Gefährten auf Truppen stießen, die die gestampfte Straße herabkamen, oder auf Reiterpatrouillen, die die hügelige, nur spärlich bewachsene Landschaft durchstreiften, zogen sie es vor, möglichst rasch zu verschwinden – schließlich wollten sie niemandem begegnen, der auf die Idee kam, sie zwangszurekrutieren und dadurch in sinnlose Scharmützel zu verstricken. In Straßengräben geduckt oder hinter Trümmerhaufen versteckt warteten sie ab, bis die Soldaten an ihnen vorbei waren – und Rammar hätte sich jedesmal am liebsten übergeben, wenn er sah, wie Ork-Krieger auf Befehl der Menschen im Gleichschritt marschierten. Marodeure, die plündernd durch die Lande zogen, gab es hier oben im Norden nicht mehr; wer hierherkam, würde kämpfen – und notfalls auch sterben.
    Je näher die drei Wanderer der Front kamen, desto stärker wurde die Vorahnung drohenden Unheils. Dazu passte, dass am zehnten Tag ihrer Reise Regen einsetzte, der den grauen Morast in Schlamm verwandelte und das Fortkommen zusätzlich erschwerte. Bei jedem Schritt versanken die Füße bis über die Knöchel, um sich mit einem unappetitlichen Schmatzen wieder zu lösen. Die Abdrücke, die zurückblieben, füllten sich sofort wieder mit Wasser, und man hatte fast den Eindruck, dass es rot gefärbt wäre – aber das konnte nur eine Täuschung sein.
    »Wie weit ist es noch, Mensch?«, beschwerte sich Rammar. »Meine Zehen fühlen sich an wie die von einem Stinkfisch.«
    »Nicht mehr weit«, versicherte Dag. »Jenseits dieser Hügel liegt der Fluss – und auf der anderen Seite des Flusses beginnt das Territorium der Zwerge.«
    »Der Eisfluss ist auch zu unserer Zeit die Grenze zwischen den Menschen und den Zwergen gewesen«, meinte Rammar und schnitt eine hämische Grimasse. »Sehr weit scheint euch der Krieg nicht gebracht zu haben.«
    »Zu Beginn des Krieges gab es viele Bemühungen, mit einer Streitmacht überzusetzen«, erklärte Dag. »Beide Seiten versuchten es wieder und wieder, aber ihre Angriffe wurden immer wieder zurückgeschlagen, der Boden hier ist blutgetränkt. Erst vor einem halben Jahr ist es den Zwergen gelungen, ein Stück westlich von hier, in der Nähe der alten Furt, einen Brückenkopf zu errichten, den sie befestigt haben und erfolgreich verteidigen. Der Nordosten des Reichs wird seitdem fortwährend von Überfällen ereilt, gegen die die geschwächten Streiter Tirgaslans kaum noch etwas ausrichten können. Einige glauben darin einen Hinweis zu sehen, dass sich der Krieg allmählich dem Ende zu neigt – und dass die Zwerge ihn gewinnen werden.«
    »Nicht zu fassen«, ächzte Rammar. »Wie konnte das geschehen? Wie konnten die Hutzelbärte so mächtig werden, dass ihr Menschen euch vor ihnen fürchtet? Und das, obwohl diese Kümmerlinge euch nur bis zur Hüfte reichen?«
    »Winmar«, lautete Dags knappe Antwort, während sie sich weiter

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