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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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selbst vor langer Zeit zugegeben hatte, näherte sie sich vielleicht endlich dem Ende der ganzen Diskussion. »Auf jeden Fall hast du bereits zugegeben, dass kein Schaden dadurch entstanden ist, dass Suroth den Kragen und die Armbänder hat. Sie können ihm nicht angelegt werden, es sei denn, jemand kommt nahe genug an ihn heran, und ich habe nichts davon gehört, dass das jemandem gelungen ist oder gelingen wird.« Sie sparte sich die Bemerkung, dass es keine Rolle spielen würde, falls jemand Erfolg damit hatte. Bayle kannte sich nicht einmal in den Versionen der Prophezeiungen aus, die sie auf dieser Seite des Weltmeeres hatten, aber er beharrte darauf, niemand hätte die Notwendigkeit erwähnt, dass der Wiedergeborene Drache vor dem Kristallthron knien musste. Möglicherweise würde es sich als notwendig erweisen, dass man ihm dieses männliche Adam umlegte, aber Bayle würde das niemals einsehen. »Was geschehen ist, ist geschehen, Bayle. Wenn das Licht uns erleuchtet, werden wir lange im Dienst für das Reich leben. Nun, du hast behauptet, du kennst diese Stadt. Was gibt es hier Interessantes zu sehen oder zu tun?«
    »Hier immer sein irgendwelche Feste«, sagte er langsam, fast widerwillig. Er konnte es nicht ausstehen, seine Argumente aufzugeben, ganz egal, wie sinnlos sie auch waren. »Ein paar sein vielleicht nach deinem Geschmack. Einige nicht, ich schätzen. Du so... wählerisch sein.« Was meinte er denn damit? Plötzlich grinste er. »Wir könnten eine Weise Frau suchen. Sie nehmen hier die Eheschwüre ab.« Er strich mit den Fingern über die rasierte Seite seines Schädels und verdrehte die Augen, als wollte er es sich ansehen. »Obwohl, wenn ich mich an den Vortrag erinnern, den du mir über die ›Rechte und Privilegien meiner Position gehalten haben, können So'jhin lediglich andere So'jhin heiraten, also müssen du mich zuerst freigeben. Glück stich mich, du haben noch nicht einen Fußbreit Boden von den versprochenen Landgütern bekommen. Ich können mein altes Handwerk wieder aufnehmen und dir in kurzer Zeit ein Landgut verschaffen.«
    Ihr blieb der Mund offen stehen. Das war nichts Altes. Das war neu, sehr neu. Sie war immer sehr stolz auf ihr nüchternes Denkvermögen gewesen. Durch Können und Mut war sie zur Befehlshaberin aufgestiegen, war Veteranin von Seeschlachten und Stürmen und Schiffbruch. Und in diesem Augenblick fühlte sie sich wie eine Deckmatrosin, die auf ihrer ersten Fahrt voller Panik und schwindelig vom Krähennest herunterschaute, während sich die ganze Welt um sie herum drehte und ein Sturz in das Meer, das ihr Blickfeld ausfüllte, scheinbar unausweichlich schien.
    »So einfach ist das nicht«, sagte sie und sprang auf die Füße, sodass er gezwungen war, einen Schritt zurückzutreten. Beim Licht, sie hasste es, atemlos zu klingen! »Die Freilassung verlangt von mir, für deinen Lebensunterhalt als freier Bürger aufzukommen, um zu sehen, ob du dich selbst ernähren kannst.« Licht! Worte, die einem aus dem Mund sprudelten, waren genauso schlimm wie Atemlosigkeit. Sie stellte sich auf einem Deck vor. Es half etwas. »In deinem Fall würde das vermutlich bedeuten, dass ich ein Schiff kaufe«, fuhr sie fort und klang zumindest ungerührt. »Und wie du mich erinnert hast, habe ich noch keine Landgüter erhalten. Davon abgesehen könnte ich nicht zulassen, dass du wieder mit dem Schmuggel anfängst, und das weißt du genau.« Das war die Wahrheit und der Rest war eigentlich auch keine Lüge. Ihre Jahre auf See waren profitabel gewesen, und auch wenn das Gold, das ihr gehörte, für eine Angehörige des Blutes nur Taschengeld war, so war sie dennoch imstande, ein Schiff zu kaufen - solange er kein Großschiff haben wollte -, aber sie hatte nicht geradeheraus bestritten, sich keines leisten zu können.
    Er breitete die Arme aus, noch etwas, das er nicht tun sollte, und nach kurzem Zögern legte sie die Wange an seine breite Schulter und ließ zu, dass er sie umarmte. »Alles werden gut, Mädchen«, murmelte er sanft. »Irgendwie alles werden gut.«
    »Du sollst mich nicht ›Mädchen‹ nennen, Bayle«, schalt sie ihn und starrte an seiner Schulter vorbei in den Kamin. Er schien vor ihren Augen zu verschwimmen. Vor dem Aufbruch aus Tanchico hatte sie beschlossen, ihn zu heiraten, eine jener blitzschnellen Entscheidungen, die ihren Ruf begründet hatten. Er war vielleicht ein Schmuggler, aber dem hätte sie ein Ende bereiten können, und er war treu, stark und intelligent, ein

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