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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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junger Mann«, sagte sie mitten in den Lärm hinein, sodass nur Gregor sie verstehen konnte. »Und vor allem umsonst. – Sie wissen es gar net, oder?« »Was?«, fragte Gregor durch seinen Beifall hindurch. »Ihrre Mutter hat der Veröffentlichung zugestimmt.«
     
    Bettina hatte ihre tote Schwester völlig vergessen. Dieser Krampe, dachte sie, war nicht nur hübsch, der war gut, den würde sie gern mal kennenlernen. Dann nahm sie sich in Ermangelung des hübschen Mannes wohlgelaunt der Reste ihres Pistazieneises an.
    Zwei
    Am nächsten Morgen klingelte Bettina Bolls Handy schon, als sie noch auf dem Weg von der neuen Babysitterin zurück in die Stadt war. Sie hatte zwar nur Bereitschaft, aber es war Samstag früh, da gab es immer zu tun, da mussten die Leichen der Nacht weggeräumt werden. Wenn es so kalt war wie jetzt, wurde mehr gestorben. Winterreifen, dachte Bettina, als ihr alter Taunus in einer Kurve ins Schleudern geriet. Ich hätte die Winterreifen drauflassen müssen. Dabei war schon Mitte April. Sie klemmte das Telefon ans Ohr, die Freisprecheinrichtung kriegte sie doch nie richtig zum Laufen. »Boll.«
    »Reinhert. Morgen, Boll, bist du wach und bereit?«
    Bettina hörte ein Schlürfen, Reinhert frühstückte gerade. Im Hintergrund quäkte ein Funkgerät. »Würde es mir was nützen, wenn nicht?«
    Es wurde geblättert. »Nein. Aber ich hab hier was Erholsames für den Anfang. Kein Blut, keine Gewalt, nur ein kleiner Escortservice.«
    »Für wen?«
    »Das BKA. Es ist endlich so weit. Die Soko Ovid schlägt zu. In dieser Bibliothek bei – Ramsen. Du weißt, wo das ist. Ich hab hier stehen, ihr vom Kl 1 seid alle dabei. Also du und Willenbacher auch.«
    »Oh.«
    »Ja?«
    »Ja.« Die Sonderkommission Ovid war für Bettina bislang nur ein Papiertiger gewesen, Aktionismus von ganz oben, der formelle Zusammenschluss verschiedener Polizeifunktionäre und Spezialisten, die sich nicht ein Mal wirklich getroffen hatten. Bettina selbst gehörte nur dazu, weil ihr Kommissariat die niedere Ermittlungsarbeit vor Ort organisieren sollte, falls die jemals nötig war, und danach hatte es nie ausgesehen. Denn eigentlich lag kein Verbrechen vor: Ein altes Manuskript war anonym bei einem privaten Sammler aus der Gegend aufgetaucht. Das war alles. Kein Fall für die Polizei. Doch ganz so einfach war es dann eben doch wieder nicht, denn bei dem Buch handelte es sich um eine ganz besondere mittelalterliche Handschrift, die Kuratoren und Bibliothekare aus dem In- und Ausland um den Schlaf brachte. Ihretwegen hatte es unzählige diplomatische Anfragen gegeben, worauf jene Untersuchungskommission mit dem Namen »Ovid« gebildet worden war. Viele Dossiers machten seither als Geheimsachen die Runde, und Bettina hatte keins davon gelesen. Das schien sich nun rächen.
    »Sie wollen jetzt, heute, rein in die Bibliothek. Mit vorzugsweise Leuten vom Kl 1, weil ihr dieses Auftreten habt, Boll. Tun sollt ihr vorerst gar nichts. Nur wachsam und klug aussehen und auf Anweisungen des BKA warten. Termin ist in einer Stunde. In …« Eine Pause entstand.
    »Reinhert?«
    »Ich überlege gerade, ob du eine Wegbeschreibung brauchst.« Erneutes Papierrascheln.
    »Gib mir Willenbacher mit, der hat ein Navi im Auto.«
    »Hätte ich eh.« Reinhert schlürfte wieder. »Euch würde doch keiner trennen.«
    »Danke«, sagte Bettina ironisch. »Vielen, vielen Dank.« Jeder auf der Dienststelle wusste, dass heute Willenbachers letzter Tag war. Sie bog so langsam in eine Einbahnstraße, dass der Fahrer des blauen Golfs hinter ihr eine gestenreiche Schimpfkanonade losließ, für Bettina hübsch klein im Rückspiegel. »Nachher um drei in unserem Büro, Reinhert, Sekt und Kuchen. Wo müssen wir hin? – Moment, ich halte eben an, sonst kann ich nicht schreiben.« Sie parkte ihr Gefährt in einem schmutzigen Schneehaufen am Straßenrand und kramte einen Stift aus dem Handschuhfach. »Ich höre.«
    Doch nun sprach Reinhert mit jemand anderem, sie hörte seine tiefe Stimme nur leise im Hintergrund brummen, und als er sich dann plötzlich kräftig in ihr Ohr räusperte, erschrak sie, auch weil sein Ton nun ein unmissverständlich anderer war. »Boll.«
    »Ist was passiert?«
    »Nein. Du fährst mit Willenbacher.« Er räusperte sich wieder. »Treffpunkt ist direkt an der Bibliothek. Mit einer Frau Kriminalrätin Syra vom Bundeskriminalamt. Sie verspätet sich vielleicht. Adresse lautet Bibliothek Ritter, Kloster Rosenhaag; das liegt bei Ramsen, Eisenberg. Mehr

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