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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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einbrachte. »Er wollte es nicht.«
    Nun kapierte Gregor gar nichts mehr. »Wer wollte was nicht?«
    »Ihr Vater«, antwortete Kachelmacher trocken. »Mit Ihnen reden. Von dort oben.« Nun hob auch er den Blick, leicht übertrieben, was im Publikum Gelächter auslöste. »Während er Frau Oberhuber sein neuestes Buch, wie soll ich sagen –«
    »Diktierrte«, erklärte sie fest. »Er hat es mir Worrt für Worrt eingegeben.«
    »Diktierte«, wiederholte Kachelmacher mit ergebener Geste, aber sensationslüsternem Funkeln im Auge. Und Oberhuber nahm von ihrer Seite des Tischs ein Buch, das ebenso schwarz aussah wie Im Dunkeln, das auch groß und dick und gebunden war, nur prangte auf dessen Einband nicht das Gesicht von Gregors Vater. Sondern sein Name. Georg Krampe stand da in großen roten Lettern. Und darunter, nur unwesentlich kleiner: Angelina: Johnny Monies’ erste Mission.
    Zu Hause vor ihrem Fernseher ließ Bettina die Reste ihrer Pizza sinken und blickte gebannt Krampe junior an, der nun in Großaufnahme gezeigt wurde. Sein hübsches Gesicht zeigte in kurzer Folge lauter verschiedene Ausdrücke, es war wie ein Glücksrad, man fragte sich, wo es stehen bleiben würde. »Verstehe ich das richtig?«, brachte er schließlich heraus. »Mein Vater, den ich vor zwei Jahren persönlich zu Grabe getragen habe, hat Ihnen kürzlich ein Buch eingegeben? Aus dem«, er blickte sich suchend um, »Jenseits? Ja? Und Sie haben das jetzt unter seinem Namen veröffentlicht?!«
    Sofort war auch Oberhuber wieder mit im Bild. »Na, ich musste den Namen zumindest erwähnen«, bestätigte sie sichtlich befriedigt, ihr Sprüchlein war gesagt, ihr Produkt ins Bild gehalten, nun durfte sie sich zu ihrer Unverschämtheit beglückwünschen lassen.
    Krampe hingegen kämpfte mit sich, man sah es. Er atmete durch, dann nahm er mit zitternden Fingern die nächste Zigarette aus seinem Päckchen und zündete sie an. Während der ganzen Zeit war die Kamera auf ihn gerichtet, das Publikum blieb mucksmäuschenstill.
    Er zog und stieß hörbar den Rauch aus. Seine Augen waren Schlitze. »Warum?«, fragte er.
     
    Die blonde Fränkin lächelte nur. Gregor blickte sich um, die anderen Talkgäste schauten weg, direkt neben ihm stand ein Kameramann, der hektisch sein Gerät justierte, das Publikum hinter den hellen Lichtern wartete gespannt auf Fortsetzung.
    Das Publikum wartet auf Fortsetzung. Gregor schwieg, um nicht zu schreien.
    Kachelmacher indessen blätterte lässig in Johnny Montes’ erster Mission. »Was werden Sie jetzt unternehmen?«, fragte er im Plauderton. »Immerhin steht der Name Ihres Vaters vorne drauf.«
    »Morrgen ist es überrall im Handel erhältlich«, ergänzte Oberhuber eifrig Richtung Kamera.
    »In Esoterikläden, Hexenzirkeln …«, witzelte Kachelmacher.
    »In Buchhandlungen«, korrigierte die Autorin. »Ganz norrmalen Buchhandlungen. Überrall. Neunzehn Eurro fünfzig.«
    Gregor musste sich an der Sessellehne festhalten. Mama, dachte er. Hallo, Mama. Wenn du da draußen bist und zuschaust, dann mach den Fernseher aus. Schau dir das bloß nicht an. Es war jetzt eindreiviertel Jahre her, da hatte Gregors Mutter wider besseres Wissen das Erbe seines Vaters angetreten. Seitdem wohnte sie allein in dem großen kalten Haus und zahlte Schulden ab. Von Georg Krampes Dasein war nichts geblieben außer Tagebüchern, Verbindlichkeiten und den ärgerlichen Briefen gewisser Damen. Sogar heute brachte die Post zuweilen noch welche, und Gregors Mutter regte sich jedes Mal auf. Immer wieder ließ sie sich verletzen. Sie hatte es nicht fertiggebracht, das Erbe einfach auszuschlagen, so wie Gregor seinen Teil, dafür war sie zu unvernünftig. Sentimental. Sie hoffte nicht mal auf ein Wunder wie eine Neuverfilmung oder ein verschollenes Manuskript, das endlich Geld bringen würde, sie wollte einfach nur die Habseligkeiten ihres Mannes behalten. Und jetzt das.
    Kachelmacher redete unterdessen munter weiter, verteilte seinen Spott gerecht auf beide Seiten, sprach über Urheberrechte und die Option des Einstampfens, dann fragte er die Wahrsagerin übers Channeln aus.
    »Na, ich hab es von Georrg empfangen«, antwortete Oberhuber geheimnisvoll, was Kachelmacher mit einem ungeheuer durchtriebenen Blick quittierte. Die blonde Autorin zwinkerte, erstmals verlegen. »Des war Magie. Kontakt pur«, sprach sie trotzig. »Wie, wie –«
    »Wie Tanzen?«, schlug Kachelmacher unschuldig vor.
    »Nein, mehr wie –«
    »Sex?«
    Und in dem Augenblick fragte

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