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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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ideale Mutter«, sagte sie melancholisch. »Ich bin nur eine Polizistin, die immer Pech hat.«
    Sie tranken.
    »Und ich«, sprach Gregor, der sich in seinem Rauch und Alkoholdunst und Selbstmitleid viel zu luxuriös eingerichtet hatte, um die Rolle der Bedauernswerten jetzt allein Bettina zu überlassen, »bin ein Gelehrter, dem keiner glaubt, weil sein Vater Abenteuerromane geschrieben hat.«
    Bettina hob ihr Glas. »Das ist nichts. Mir glaubt man nicht, weil ich den Hauptverdächtigen –«
    Er sah auf.
    »Weil er mich umgedreht haben könnte«, sagte sie verlegen und fühlte sich umgedreht. Sehr sogar.
    Auch Gregor sah nicht ungerührt aus. »Niemand glaubt uns«, sagte er weich und ließ den Kopf gegen die Sessellehne sinken. »Irgendwie passen wir schon zusammen.« »Immerhin weiß ich , dass du das Buch nicht gestohlen hast«, sagte Bettina.
    »Immerhin«, sagte Gregor.
    »Frau Ballier meinte allerdings, ich sei für dich nichts weiter als ein Alibi.« Das sagte Bettina sehr traurig und ärgerte sich sofort darüber. Sie wusste gar nicht, was los war. Plötzlich konnte sie ihre Stimme nicht mehr steuern, und ihre Gefühle erst recht nicht, und was sollte jetzt dieser kindische Anwurf? Sag mir bittebitte, dass es nicht stimmt, Liebster, du hast mich doch nicht benutzt?
    Gregor setzte sich auf. »Die Ballier meinte das? Ist die noch ganz dicht?!«
    »Du bist ihr Lieblingsverdächtiger.«
    »Schon, aber –«
    »Hör zu«, sagte Bettina rasch. »Der mysteriöse Gast von heute Morgen war vermutlich einer von euren Bauarbeitern. Ich war bei ihm, und ich halte ihn für den Täter. Er ist – er war es. Bestimmt. Aber so jemand klaut selten auf eigene Faust Antiquitäten, weißt du? Da fehlt der Hintergrund. Er hat bestimmt einen Auftraggeber, und damit ist wieder alles offen.«
    Gregor wies mit seiner Zigarette auf Bettina. »Ihr Polizisten seid verdammt schnell, nicht wahr?«
    »Wir sind viele«, sagte Bettina. »An diesem Fall arbeitet eine ganze Sonderkommission. Aber die Sache mit dem Bauarbeiter wusste ich von Frau Marny. Sie hat erwähnt, dass er öfter in die Bibliothek kam.«
    Gregor starrte sie an. »Na so was! Wie klug von ihr! Und die Ballier, die wusste von – uns beiden? Hast du das etwa gleich allen erzählt? Ist das deine Vorstellung von einer –«
    Bettina blinzelte vorsichtig über ihr Glas.
    « … Beziehung?« Er machte eine theatralische Geste mit seiner Hand. Doch die Übertreibung reichte nicht bis in seine Augen.
    »Natürlich nicht«, sagte Bettina leise. »Alle wussten es. Wir waren das Paar des Abends.«
    Sie lächelten sich kurz und spontan an.
    »Aber die dämliche Ballier war doch gar nicht da«, sagte Gregor dann.
    »Sie ist die Freundin meiner Chefin«, sagte Bettina und zog die Füße enger an den Körper. Sie hatte das Bedürfnis, in die Couch zu wachsen. Hierzubleiben. »Die tauschen sich aus.«
    »Ach«, machte er. »Natürlich. Hat Frau Ballier sonst noch was gesagt oder getan, um mich in Verruf zu bringen?«
    »Nein«, sagte Bettina, »und es gibt auch Punkte, die dich entlasten.«
    »Ach ja?«
    »Zu denen wollte ich gerade kommen.«
    »Bitte.«
    »Die Randbemerkungen in dem Buch, weißt du, dieser alberne Schund, den wir gestern Abend gesehen haben, der stammt nicht von dir.«
    Gregor nahm sein Glas. »Danke vielmals.«
    »Aber er ist bedeutsam. Mach nicht so ein Gesicht. Ich glaube wirklich, dass dein Vater die Briefe geschrieben hat. Er und seine – Geschäftspartnerin. Sie hatten konspirative Treffen in dieser römischen Bibliothek. Und sie waren nicht von Anfang an ein Paar. Zu Beginn siezen sie sich. Es geht um eine Ware, die beschafft werden soll. Dann erst haben die beiden das Purpurpaar entdeckt.« Sie beugte sich vor und deutete mit ihrem Bordeaux auf Gregor. »Gib zu, dass der Ovid aus dem Nachlass deines Vaters stammt!«
    Gregor trank und blieb stumm.
    »Nur dann kannst du drüber nachdenken, was das für eine Ware war, die so heimliche Treffen erforderte.«
    »Was sollte mich das interessieren?«
    Bettina rückte vor. »Die Frau, mit der sich dein Vater traf, war eine gewisse Corinna Ritrovato. Mutter von Anna Oberhuber.«
    Gregor ließ sein Glas sinken.

»Erstaunlicherweise stand Anna Oberhubers Absender auf dem Bombenpaket. Der Anschlag auf deine Mutter hängt mit der alten Geschichte aus der römischen Bibliothek zusammen. Wenn du den Anschlag aufklären willst, dann musst du mir helfen.« Sie trank von dem Wein. Der herbe Geschmack gefiel ihr von Schluck zu

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