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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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und wandte sich wieder der Gartenpforte zu. »Heute strahlt das Licht von innen nach außen, damals war es umgekehrt.«
    »Hm«, machte Bettina. Nun sah sie einen schlanken Mann durch einen der Räume des schimmerndes Ufos schreiten, ein hochgewachsener, hellhaariger Typ. »Das ist Gregor Krampe«, sagte sie laut.
    Ballier wandte sich zurück und lächelte. »Möchten Sie ihn kennenlernen?«
     
    »Frau Ballier!«, rief Krampe.
    »Herr Krampe!«, antwortete Ballier im selben Ton, nur klang sie weit entspannter. Sie standen wieder auf der anderen Seite, am Haupteingang des Klosters, Krampe füllte die Tür wie ein misstrauischer Schweizergardist.
    »Sie sind spät heute«, sagte Ballier.
    »Ich hab mich schon gewundert, Sie nicht hier auf der Treppe zu finden«, gab Krampe zurück.
    Ballier grinste gemütlich, ihre intelligenten Augen blitzten, und das dünne, metallisch-braune Haar bewegte sich im leichten Wind um ihren Kopf.
    »Was ist Ihr Begehr?«, fragte Krampe und verschränkte die Arme.
    »Ich möchte von dem Besuchsrecht, das Bestandteil unserer geschäftlichen Beziehungen ist und das Herr Dr. Ritter mir freundlicherweise mehrmals bestätigt hat, wieder einmal Gebrauch machen.«
    Krampe seufzte und blickte Bettina an.
    »Und ich habe Ihnen jemanden mitgebracht«, sprach Ballier. »Frau Boll vom BKA.«
    »Guten Tag«, sagte Bettina, das BKA unkommentiert lassend.
    Krampes Haltung versteifte sich. »Was suchen Sie hier eigentlich?«, fragte er Ballier. »Wo Sie längst wissen, dass wir vor Ihnen keine Geheimnisse haben?«
    »Sie sind ein ungewöhnlicher Bibliothekar in einer ungewöhnlichen Bibliothek«, sagte Ballier charmant.
    »Sie verfolgen mich.«
    »Ich lerne von Ihnen.«
    »Ich weiß, Sie sind die Topagentin Ihres Hauses, aber hier verschwendet der Genfer Herold ausnahmsweise Ihr Gehalt.«
    Ballier grinste und schob sich an Krampe vorbei ins Innere. »Ich betreibe das doch nur noch als Liebhaberei«, sagte sie verschwörerisch. »Ihre Bibliothek ist beheizt, Herr Krampe. Und ich mag Sie einfach. Meine Topagentinnenzeiten sind lange vorbei. Davon abgesehen werde ich sowieso nur prozentual beteiligt. Ich habe kein festes Gehalt.«
    »Beteiligt woran?«, fragte Bettina.
    »Am Schaden, den ich verhindere«, sagte Ballier munter von drinnen.
    »Der Hund!«, rief Krampe ihr genervt hinterher und schaute Bettina böse an. »Vom BKA also. Darf ich mal Ihren Ausweis sehen?«
     
    Der Hund wurde rausgebracht und Bettina eingelassen, ihr Ausweis war ja echt, auch wenn nichts Explizites vom BKA draufstand. Auf Krampes Frage, was sie überhaupt hier wolle, sagte sie: »mir ein Bild machen«. Er kenne ja selbst die vielen Anfragen aus dem Ausland, das Ovid-Manuskript betreffend, und das Auswärtige Amt brauche Antworten, möglichst umfängliche und seriöse, solche seien am besten vor Ort mit Fachleuten zu ermitteln. All das hörte Krampe mit Ungeduld, sein hübsches schmales Gesicht war verschlossen, seine Hände in Unruhe, vermutlich erkannte er den rasch gezimmerten Vorwand als solchen, denn er suchte Bettinas Gesicht mit misstrauischen Blicken nach dem wahren Grund ihres Besuchs ab. Doch direkt danach fragen mochte er offenbar auch nicht, er sagte nur »hm« und »ja«, offenbar selbst unschlüssig, was mit dieser so wenig forschen Polizistin zu tun sei.
    Als sie kurz darauf gemeinsam durch das kühle Steingebäude wanderten und endlich in dem gläsernen Schlauch standen, der von innen noch höher und spektakulärer wirkte als von außen, ein Steg mit Tausenden angedockter Bücher, umgeben von warmer Luft und raffiniert eingerichtet mit Regalen, Vitrinen und gläsernen Kabinetten, da ließ Krampes Nervosität nach. Er betrachtete Bettina nochmals genau. »Hören Sie«, sagte er autoritär, »Frau, äh, Boll, so wichtig Ihre Ermittlungen auch sein mögen, im Moment habe ich wirklich keine Zeit, einen völligen Neuling in die Bibliothekswissenschaft einzuarbeiten. Aber ich mache Ihnen den Vorschlag, sich an Frau Ballier zu wenden.« Er blickte der dicken Agentin nach, die sich gemächlich weiterbewegte, vor zu dem Raum mit den Tischen und Computern. »Frau Ballier ist die Spezialistin, was alte Bücher betrifft, von der können Sie alles erfahren, was Sie interessiert. Frau Ballier hat außerdem, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, im Gegensatz zu mir einen unerschöpflichen Vorrat an Zeit.«
    Ballier drehte sich um und blickte Krampe mitleidig an. »Die Hektik der Jugend«, rief sie.
    »Und sie hat gute Ohren«,

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