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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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er Artie Tarpey, Herb McGill und Charlie Shields an, der einen Eisbeutel auf seine gebrochene Nase drückte. Während sie warteten, bis sie zusammengeflickt wurden, saß Mitch bei ihnen. Sie redeten gemeinsam über das Warrior’s-Footballteam und erörterten, ob es im Ligafinale eine Chance hatte. Und sie unterhielten sich über die Lehrer in der sechsten Klasse und die Songs in den Top Forty. Niemand erwähnte die Keilerei.
    In diesem Herbst entzog sich Mitch der sanften Dominanz seiner Tanten. Er nahm einen Teilzeitjob in einer Werkstatt an, in der Fernseher repariert wurden, und verliebte sich in die unerbittlich maskuline Welt der Elektrotechnik.
    Als seine Schulsuspendierung aufgehoben wurde, ertrug er geduldig das Gackern und Zwitschern seiner Tanten, küsste sie liebevoll auf die Pergamentwangen und ging zum Footballtraining. Obwohl das Team bereits aufgestellt war, gewann seine Beharrlichkeit die Bewunderung der Trainer, und am Ende der Saison spielte er mit. Während der nächsten beiden Jahre entwickelte Mitch Blaine einen neuen Footballstil an der Clearbrook High. So hatte man noch nie einen Jungen spielen sehen. Gewiss, er war nicht der
schnellste Wide Receiver im Staat, aber so stark und konzentriert, so zielstrebig in seinem Sturm zur gegnerischen Endzone, dass ihn die Gegner kaum stoppen konnten. Bald schickten ihm die College Scouts diverse Angebote, von denen er allerdings keine Notiz nahm.
    Abseits vom Sportplatz blieb er der manierlichste Junge von Clearbrook, Ohio – ruhig, zuvorkommend, konservativ gekleidet, ein brillanter Schüler. Die Mädchen, die ihn früher verspottet hatten, legten Briefe in seinen Spind und stritten seinetwegen, wenn ein Turnabout Dance stattfand, bei dem sie die Jungs zum Tanz auffordern durften. Auch Candy Fuller bemühte sich um seine Aufmerksamkeit. Er begegnete ihr höflich – und unversöhnlich.
    In einer Badehütte am Ufer des Lake Hope verloren Mitch und Penny Baker gemeinsam ihre Unschuld. Dieses Erlebnis übertraf seine kühnsten Träume, und er beschloss, es möglichst oft zu wiederholen.
     
    »Würden Sie bitte Ihre Rückenlehne hochklappen, Mr. Blaine? Bald werden wir landen.«
    Die Stewardess, die wie das Schaumbad seiner Tanten roch, stand neben seinem Platz. Die lieben alten Damen vermisste er schmerzlich. Vor ein paar Jahren waren sie gestorben, Amity drei Tage nach Theodora.
    Ehrfürchtig neigte sich die Stewardess zu ihm. »Wohnen Sie in Boston? Oder haben Sie geschäftlich hier zu tun?«
    »Ich wohne in Boston«, antwortete er, obwohl er sich in dieser Stadt nicht mehr heimisch fühlte.
    Ein paar Minuten plauderte sie mit ihm und konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen, weil er nicht nach ihrer Telefonnummer fragte. Mitch hatte die starke Wirkung, die er auf Frauen ausübte, längst akzeptiert, aber seit dem Studium an der Ohio State University kaum darüber nachgedacht. Was die Frauen so sehr faszinierte, waren die Kontraste in
seinem Wesen. Was für ihn unverständlich blieb. Seine zurückhaltende Art und die tadellosen Manieren gefielen ihnen. Im Gegensatz zu diesen sanfteren Qualitäten stand eine intensive, fast animalische maskuline Ausstrahlung, und deshalb hatten sich im Lauf der Jahre zahllose Frauen in ihn verliebt.
    Um seine Männlichkeit sorgte er sich also nicht mehr. Das war überflüssig geworden. Aber nach dem Highschool-Abschluss hatte er sich dauernd damit beschäftigt. Um an der Ohio State University zu studieren, hatte er seine Tanten verlassen. Nun erinnerte er sich an das zweite Studienjahr, in dem er endlich die lang ersehnte Vaterfigur gefunden hatte – Wayne Woodrow Hayes, den legendären Footballtrainer der Buckeyes.
    Lächelnd schloss er die Augen. Während das Flugzeug über dem Logan Airport kreiste, dachte er an jene Samstagnachmittage zurück – an das hufeisenförmige Stadion am Ufer des Olentangy River, wo er dem Footballteam zu unsterblichem Ruhm verholfen hatte. In seinen Ohren dröhnten immer noch die Klänge von »Carmen Ohio«.
    Am deutlichsten erinnerte er sich an Woody.
     
    Die Öffentlichkeit hatte die Buckeye-Footballer dumm gefunden. Und viele waren’s tatsächlich. Das registrierte Wayne Woodrow Hayes, der legendäre Trainer des Teams. Aber es störte ihn, dass es auch andere Leute wussten. Als er den kräftigen, wohlerzogenen Jungen aus Clearbrook, Ohio, zum ersten Mal in Aktion sah, verschleierten sich seine Augen. Mitch spielte nicht nur den zielstrebigen, kampfbetonten Footballstil, den Woody

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