Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
zurecht, die Susannahs Gesicht umrahmten.
»Lass dich nicht herumkommandieren, Suzie.« Wie so oft spürte sie instinktiv, was in ihrer Umgebung geschah. »Zeig den Kerlen, was du drauf hast«, fügte sie hinzu und befestigte Klips mit Dreiecken aus rosa und violetten Perlen an Susannahs Ohrläppchen. »Als ich die letzten Juni in Vegas trug, gewann ich fünfzig Dollar an einem Spielautomaten. Dir werden sie ebenfalls Glück bringen.«
Gerührt lächelte Susannah und umarmte sie spontan. Mit Sams Mutter fühlte sie sich enger verbunden als früher mit ihrer eigenen.
Sam saß mit Yank in der Küche. Bei Susannahs Anblick hob er erstaunt die Brauen. Offenbar hatte er nicht erwartet, dass sie mitkommen würde. Die scharfen Kanten der Perlendreiecke stießen gegen ihren Hals.
»Wozu das ganze Getue?«, fragte Sam, sofort in der Offensive. »Das ist einfach nur ein Treffen.«
Statt zu antworten, ging sie zum Auto hinaus.
Mitch wartete bereits im Restaurant. Inzwischen hatte er den maßgeschneiderten Anzug mit einer dunkelbraunen Hose und einem goldgelben Sporthemd vertauscht. An seinem Handgelenk, auf dem rotblonde Härchen wuchsen, glänzte eine Rolex. Als Susannah auf ihn zuging, stand er zwar auf, bemühte sich aber nicht, sein Missfallen zu verbergen. Sam und Yank setzten sich rechts und links von ihm in die Nische, und sie nahm am äußeren Rand Platz, den Rücken so kerzengerade wie Großmutter Bennetts hölzerner Zollstock.
»Eigentlich ist das eine geschäftliche Besprechung, Sam«, begann Mitch und wies mit dem Kinn in Susannahs Richtung.
»Deshalb bin ich hier«, erwiderte sie, bevor Sam zu Wort kam.
Aus der Jukebox tönte ein Hit von Linda Ronstadt.
»Roberta kommt nicht«, sagte Yank unvermittelt, und Susannah warf ihm einen prüfenden Blick zu.
Da er nur selten belanglose Konversation machte, wollte er offensichtlich irgendetwas betonen. Aber was? Dass sie nicht hier sein dürfte? Oder stellte er einen Unterschied zwischen den beiden Frauen fest – zu ihren Gunsten?
Nun begann er eine abstrakte Figur auf das beschlagene Bierglas zu zeichnen – noch ein Diagramm? Konstruierte er sogar im Schlaf Schaltkreise? Vorläufig fiel es ihr leichter, Yanks Finger zu beobachten, als gegen die angespannte Atmosphäre in der Nische zu kämpfen.
Ein Kreis erschien. Vielleicht ein Transistor?
Zwei Punkte. Eine Kurve.
Oh, Yank hatte ein fröhliches Gesicht gezeichnet.
»Also, Mitch? Hast du schon einen Job bei IBM angenommen?« Sams Stimme vibrierte geradezu vor Sarkasmus.
»Darum wurde ich gebeten.« Die Kellnerin servierte die Pizzas, die Mitch bestellt hatte. »In den letzten Wochen bekam ich einige sehr interessante Angebote. Natürlich von den besten High-Tech-Firmen. Auch aus Detroit. Und die Soft-Drink-Leute konnten mich fast überzeugen.« Während sie aßen, beschrieb er die Einzelheiten der Offerten. Dazu gehörte auch eine von Cal Theroux, der für FBT arbeitete.
In wachsender Ungeduld hörte Sam zu. Dann schob er seine Pizza beiseite und lehnte sich in der Nische zurück. »Klingt völlig sicher, ungefährlich und vorhersehbar.«
Mitchs Augen verengten sich. »Welch ein Wunder, dass du SysVal so lange am Leben erhalten hast ... Du hast keine Ahnung, wie man ein Produkt verkauft, keine Organisation, keinen definierbaren Markt. Wirklich, deine exzentrisehe
Firma ist geradezu ein Witz.« Gnadenlos zählte er weitere Mängel auf, bis Sams Lippen einen grimmigen Strich bildeten und Susannah das Gefühl hatte, jemand würde ihren Kopf gegen die Wand donnern. Yank zeichnete drei weitere fröhliche Gesichter.
Schließlich hatte Sam die Nase voll. Er zerknüllte seine Papierserviette und warf sie auf den Tisch. »Wenn wir so ein Witz sind – warum bist du dann hier, du Hurensohn?«
Zum ersten Mal schien sich Mitch zu entspannen. Langsam verzog sich sein breites, attraktives Gesicht zu einem Lächeln. »Weil ich dir rettungslos verfallen bin. Seit meiner Rückkehr nach Boston kann ich nur noch an SysVal denken. Ich habe mir eingeredet, ich würde einen Urlaub brauchen, und versucht, ein bisschen Freizeit zu genießen. Aber das funktioniert nicht.«
Unsicher richtete sich Sam auf. Noch wagte er nicht, an sein Glück zu glauben. »Heißt das ...«
»Ich bin drin. In Freud und Leid, bis zum Ende.«
Da grinste Yank, und Sams Freudenschrei erschreckte eine Kellnerin so sehr, dass sie einen Teller fallen ließ. »Großartig! O Gott, das ist ja fabelhaft!«
»Erst einmal müssen wir verhandeln«,
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