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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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losließ, ein Schrei wilder Entrüstung über den Verlust seiner eben erst gewonnenen Männlichkeit. Und dieser Schrei vernichtete die Selbstkontrolle, um die er sich stets so eifrig bemüht hatte.
    Entschlossen stürzte er sich auf die Jungs. Fünf gegen einen... Doch das kümmerte ihn nicht. Es war eine selbstmörderische Attacke, eine Kamikaze-Mission ohne Hoffnung aufs Überleben, nur bestimmt von einer vagen Sehnsucht nach der posthumen Würde seines Geistes. Als er auf sie zuhechtete, lachten sie. Welch ein Witz! Mitchell Blaine griff sie an! Aber beim Anblick seiner Miene verebbte der Spott.
    Mit aller Kraft schlug er zu. Die Mädchen kreischten, und ringsum versammelten sich zahlreiche Kids – eine Reaktion auf das unsichtbare elektronische Auge, das Keilereien in den Fluren der Schule sofort ortete. Gepeinigt heulte Charlie Shields auf, als Mitchs Fingerknöchel sein Nasenbein trafen und Blut hervorquoll. Artie Tarpey spürte, wie eine seiner Rippen einen Knacks bekam, und grunzte vor Schmerz. Wahllos schwang Mitch seine Fäuste, getrieben von einem Hass, der sich jahrelang in ihm gestaut hatte. Auf alles prügelte er ein, was in seine Reichweite geriet. Die Schläge, die er selber einstecken musste, spürte er kaum. Schließlich konnten ihn zwei Jungs lange genug festhalten, um ihn in einem Spind einzusperren. Mühelos durchbrach er mit einer kräftigen Schulter die dünne Metalltür und warf sich erneut auf seine Gegner.
    Seit ihrer Kindheit balgten sich die Jungs, und es gab ungeschriebene Gesetze, die alle befolgten. Aber Mitch hatte niemals an den Kämpfen teilgenommen. Deshalb kannte er die Regeln nicht. Jetzt waren sie die Opfer einer brutalen, hässlichen Attacke, die sie nie zuvor erlebt hatten. Mit einem vehementen Fausthieb streckte er Herb McGill nieder und hielt ihn am Fliesenboden fest. Wimmernd umklammerte Charlie seine gebrochene Nase und versuchte, Herb zu retten. Aber Mitch stieß ihn einfach beiseite.
    Letzten Endes mussten drei Lehrer eingreifen, um den Gewalttätigkeiten ein Ende zu setzen. Nicht einmal dann
gab sich Mitch so leicht geschlagen. Während ihn die Männer zum Büro des Direktors zerrten, weigerte er sich, Candy Fullers Blick zu erwidern.
    Die Tanten wurden in die Schule gerufen. Schluchzend sahen sie ihn auf einer Bank sitzen, in sich zusammengesunken, die aufgeschürften Ellbogen auf die Schenkel gestützt, blutende Hände zwischen den gespreizten Knien. Sein weißes gestärktes Hemd war zerrissen und mit Blut bespritzt, ein Auge zugeschwollen.
    Als er den Kopf hob und die zerbrechlichen Gestalten musterte, erkannte er, wie sehr sie sich um ihn sorgten.
    Tante Theodora erholte sich noch vor ihrer Schwester. Wie ein Brigadegeneral marschierte sie auf den Direktor zu. »Erklären Sie uns sofort diese Schandtat, Mr. Featherstone. Wie konnten Sie zulassen, dass unserem Mitchell so etwas Schreckliches zustößt?«
    »Soeben hat Ihr Mitchell drei Klassenkameraden krankenhausreif geschlagen«, entgegnete Mr. Featherstone in scharfem Ton. »Für die nächsten zwei Wochen ist er vom Unterricht suspendiert.«
    Entsetzt lauschten die Tanten einem detaillierten Bericht über die Schlägerei ihres Neffen. Erst verwirrt, dann empört starrten sie ihn an. Hinter der Brille mit dem Drahtgestell begannen Amitys Augen grimmig zu glühen. »Du kommst sofort mit uns nach Hause, Mitchell«, befahl sie. »Dort werden wir alles Weitere unter uns besprechen.«
    »Wie furchtbar du uns enttäuscht hast!«, rief Theodora. »Ganz furchtbar!«
    Welche grausame Strafe sie sich ausdenken würden, ahnte er schon jetzt. Eine strenge Lektion, hundert Sätze statt fünfzig. Vor lauter Liebe zu den beiden brach ihm fast das Herz, und er bedauerte zutiefst, welchen Kummer er ihnen bereitete. »Geht voraus«, bat er leise, »ich komme gleich nach.«
    Entgeistert wiederholten sie den Befehl, und er schüttelte traurig den Kopf. Als sie akzeptieren mussten, dass er sich nicht umstimmen ließ, versuchte Amity den zerrissenen Saum an der Schulter seines Hemds zurechtzuzupfen. Und Theodora teilte Jordan Featherstone mit, seine Schule sei ein Tummelplatz nichtswürdiger Rowdys.
    Nun begann der Direktor eine Moralpredigt zu halten. Aber Mitch hatte etwas anderes zu tun. Höflich entschuldigte er sich bei den drei Erwachsenen. »Tut mir Leid, ich möchte nicht unverschämt erscheinen. Aber ich habe etwas zu erledigen.«
    Eine halbe Stunde später betrat er die Notaufnahme des Clearbrook Memorial Hospital. Dort traf

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