Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
dass sie aus Chillicothe stammte, krampfte sich sein Magen zusammen. Sie wusste nichts vom Weichei, vom Windelbaby, dem die Tanten verboten hatten, Sport zu betreiben. Nur einen hoch gewachsenen schlanken Fünfzehnjährigen sah sie in ihm, mit rotblondem Haar, hellblauen Augen und einem großflächigen, attraktiven Gesicht.
Jene sommerlichen Hundstage verbrachten sie in himmlischer Isolation, umhüllt vom Duft der Trauben und dem Geruch des Reinigungsmittels und der grenzenlosen, unausgesprochenen Verheißung einer jungen Liebe.
Am Abend vor dem Schulbeginn waren sie etwas stiller, denn beide spürten die Veränderung, die ihnen am nächsten Tag drohen würde.
Candy kratzte eine dünne weiße Linie in die Sonnenbräune ihres Oberschenkels. »Jetzt bin ich nicht mehr traurig, weil wir hierher gezogen sind, Mitch. Dieser Monat war etwas ganz Besonderes. Weil ich dich kennen gelernt habe. Aber ich fürchte mich vor morgen. Ich wette, alle Mädchen in der Schule sind ganz verrückt nach dir.«
Obwohl sein Herz schmerzhaft gegen die Rippen hämmerte, zuckte er nur die Achseln und versuchte, cool zu wirken.
Unverwandt inspizierte sie die Spitze ihres einst weißen Turnschuhs, und ihre Stimme begann zu zittern. »Wenn die Schule angefangen hat, wirst du mich vielleicht nicht mehr mögen.«
Unfassbar. Dieses sanftmütige, hübsche, blond gelockte Cheerleader-Mädchen mit den bleichen Lippen und spitzen Brüsten fürchtete, ihn zu verlieren. Nie zuvor hatte ein süßerer Schmerz seine Brust verengt. »Morgen werde ich dich immer noch mögen«, murmelte er. »Immer ...«
Da hob sie ihr Gesicht zu ihm auf, und er erkannte, dass sie sich einen Kuss wünschte. Die Augen geschlossen, neigte er sich vor und berührte den zauberhaften, nach Candy duftenden Mund mit seinem eigenen. Obwohl ihn seit Wochen dunkle, sexuelle Gedanken an dieses Mädchen peinigten, war es ein keuscher Kuss – eine Geste der Vergötterung, das Symbol eines Versprechens, ein Abschied vom Sommer.
»Gehst du morgen mit mir zur Schule?«, fragte sie, als er
den Kopf hob. In ihren Augen lag eine flehende Bitte. Anscheinend zweifelte sie nach wie vor an seinen Gefühlen.
»Natürlich«, antwortete er. Bis zum Mond würde er mit ihr gehen.
Und dann küssten sie sich wieder. Diesmal war es anders. Hungrig pressten sie die Lippen aufeinander, die jungen Körper von purer, ungeübter Leidenschaft erfüllt. Mitch spürte ihren festen Busen an seiner Brust, die kleinen Höcker ihrer Wirbelsäule unter seinen Fingerspitzen. Durch seine Adern raste ein beängstigendes Verlangen, erhitzte sein Blut und die Bedürfnisse eines Mannes verdrängten alle Gedanken, bis er nur noch Candys verlockende Nähe wahrnahm.
»Wenn du willst, darfst du meine Brust berühren«, wisperte sie.
Durfte er seinen Ohren trauen? Ein paar Sekunden lang tat er gar nichts. Dann schob er behutsam seine Finger zwischen ihre Körper. Unter seiner Handfläche fühlte sich der fadenscheinige Stoff ihrer Bluse ganz weich an. Weil Candy nicht protestierte, ließ er seine Hand nach oben gleiten, immer noch außerhalb der Bluse. Klopfenden Herzens ertastete er den unteren Rand ihres BHs. In süßer Qual wartete er ab, ob sie ihn wegstoßen würde.
Doch sie bewegte sich nicht. Da glitten seine Finger noch höher hinauf und berührten die untere Wölbung einer Brust. Über dem Blusenstoff und dem nachgiebigen Material des gepolsterten BHs schloss sich seine Hand um eine zarte Rundung. Stöhnend hielt er den bebenden Hügel fest, so vorsichtig wie ein zerbrechliches, unschätzbar wertvolles Kleinod. Sie küssten sich wieder. Ganz behutsam streichelte er ihren Busen. Dann flammte die Verandalampe der Fullers auf, und sie fuhren auseinander.
Die Augen von tiefen Gefühlen verschleiert, schaute sie ihn an. »Das habe ich noch keinem Jungen erlaubt«, hauchte sie. »Erzähl’s niemandem.«
Mitch schüttelte den Kopf. Schweigend gelobte er, das Geheimnis des kostbaren Geschenks, das er ihr verdankte, für ewig zu hüten.
Am nächsten Morgen, um halb acht, erwartete sie ihn vor ihrer Haustür. Er bemerkte ihre Verlegenheit wegen der nächtlichen Szene, und ihre Verletzlichkeit erschütterte ihn. So verwundbar war sie, so dringend brauchte sie seinen Schutz. Nervös fuhr sie mit der Zungenspitze über ihre Lippen, und er beschloss, sie gegen all die boshaften Dämonen in der Clearbrook High abzuschirmen.
»Sehe ich gut aus?«, fragte sie, als würde ihre ganze Zukunft von seiner Antwort
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