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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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erfunden hatte, er brachte es auch noch auf einen Notendurchschnitt von eins Komma fünf in Elektrotechnik.
    Nicht Physik.
    Keine Kommunikationswissenschaft.
    Sondern Elektrotechnik.
    Woody, ein gebildeter Mann, liebte intelligente Menschen. Die Geschichte des Militärs war sein Hobby, und so flocht er in seine Ansprachen vor den Matches Hinweise auf seine bevorzugten Helden ein – Napoleon, Patton und General Douglas MacArthur.
    Wer die gewesen waren, wusste Mitch Blaine tatsächlich.
    Alle Buckeyes, die Scharlachrot und Grau trugen, respektierten Woody Hayes, was sie nicht davon abhielt, hinter seinem Rücken über seine altmodischen Ansichten zu witzeln. Auch Mitch amüsierte sich darüber. Trotzdem hörte er dem Trainer hingerissen zu. Woody glaubte an Gott, Amerika und den Staat Ohio. In dieser Reihenfolge. Außerdem glaubte er an den Nutzen harter Arbeit und strenger Moralgesetze. Mit seiner Hilfe fand Mitch allmählich heraus, was es bedeutete, ein Mann zu sein.
    Er schloss sich zunehmend enger dem barschen Trainer an. Nach seinem Abschluss an der Ohio State University, während seines Studiums am Massachusetts Institute of Technology, telefonierte er häufig mit ihm. Eines Abends, im Sommer 1969, rief er ihn an, um ihm die wichtigste Neuigkeit seines Lebens mitzuteilen. »Trainer, ich werde heiraten.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand ein langes Schweigen. »Diese rothaarige junge Dame, die du mitgebracht hast, als du letztes Mal in Columbus warst?«
    »Ja, Louise.«
    »Ich erinnere mich ...« Woody schien seine Gedanken zu ordnen. »Aus einer reichen Familie, hast du gesagt.«
    »Stimmt – ihre Vorfahren kamen mit den Pilgervätern nach Boston.«
    Noch ein längeres Schweigen, dann fällte Woody sein Urteil. »Dünnes Blut, mein Junge. Überleg dir das noch einmal.«
    Weil Mitch ein Narr gewesen war, hatte er nicht auf ihn gehört.
     
    Als er sein Haus betrat, roch es feucht und leer. Er stellte den Koffer ab und wünschte, es wäre anders – er könnte nach oben gehen und David, seinen fünfjährigen Sohn, und Liza, seine dreijährige Tochter, in ihren Schlafzimmern antreffen, in den Betten, unter den Decken zusammengerollt. Aber in diesen Räumen standen keine Möbel mehr, keine der Spielsachen lagen herum, über die er regelmäßig gestolpert war, wenn er den beiden Gutenachtküsse gegeben hatte.
    Inzwischen war seine Haushälterin da gewesen und hatte die Spuren seiner alkoholisierten Ohnmacht beseitigt. Während er sein Gepäck die Treppe hinauftrug, drehte ihm der Ärger über das Selbstmitleid, in dem er sich so hemmungslos gewälzt hatte, fast den Magen um. In den ersten paar Wochen, nachdem Louise ihn mit den Kindern verlassen hatte, war er tagsüber imstande gewesen, normal zu funktionieren. Aber abends, in der Leere des Hauses, begann er sich mit einer Flasche Scotch anzufreunden – nicht die beste Gesellschaft für einen Mann, der nie viel getrunken hatte. Schließlich schmiedete sein vom Alkohol benebeltes Gehirn den Plan, seinen Job aufzugeben, ein Boot zu kaufen und eine Zeit lang in der Karibik zu kreuzen. Den ersten Teil des Plans verwirklichte er, für den zweiten und dritten fehlte ihm die Kraft. Und dann war er von Sam Gamble entführt worden, und das Wunder in der Silicon-Valley-Garage hatte ihn zur Rückkehr in die Welt gezwungen.
    Er zog sich aus, stieg in die Duschkabine, und da fiel ihm ein, dass Sam Gamble nicht der einzige Kidnapper gewesen war. Schmallippig dachte er an Susannah Faulconer. Von allen Frauen, die sich Sam hätte aussuchen können, war sie zweifellos die schlechteste Wahl. Das wusste Mitch aus leidvoller
Erfahrung, denn er hatte eine solche Frau geheiratet. Susannah und Louise glichen sich sogar – beide groß und schlank, mit diskreten, in Privatschulen kultivierten Stimmen. Und sie zeigten jene besondere Haltung, die man offensichtlich nur besaß, wenn man in eine privilegierte Familie hineingeboren worden war. Zudem schien es ihnen einen speziellen Kick zu geben, sich unters gemeine Volk zu mischen und Männer zu verführen, die ihnen gesellschaftlich unterlegen waren. Im Silicon Valley hatte er sogar überlegt, ob er Sam warnen sollte.
    Aber Mitch hatte nicht auf Woody gehört. Genauso wenig würde Sam auf ihn hören. Nur die Erfahrung würde ihn lehren, dass Frauen wie Susannah Dilettantinnen waren. Viel zu leicht begeisterten sie sich für Männer, die nicht zum Stil ihrer Erziehung passten. Und im Alltagstrott begann die Faszination bald zu

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