Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
verriet sie ihre Ideen. »Sobald es unsere Finanzen erlauben, umgeben wir ihn mit den talentiertesten jungen Ingenieuren, die wir finden – mit exzentrischen Denkern von seinem Kaliber. Innerhalb unserer Grenzen schaffen wir eine Homebrew-Atmosphäre.«
Sams Augen leuchteten auf. »Natürlich! Die kreativsten Leute werden Schlange stehen, um für uns zu arbeiten. Bei uns gibt’s keine Stechuhren, keine Arschlöcher in dreiteiligen Anzügen, die den Leuten sagen, was sie tun müssen.«
»Aber alles muss unter Kontrolle bleiben«, wandte Mitch ein. »Das gesamte Personal arbeitet auf ein gemeinsames Ziel hin.«
»Ja – welches Ziel verfolgen wir? Wir wollen der Welt den wunderbarsten kleinen Computer schenken, der jemals erzeugt wurde!«
»Und einen enormen Profit machen«, ergänzte Mitch.
Lächelnd nippte Susannah an ihrem Tee. »Also sind wir uns einig.«
Der Dezember verstrich – einerseits rasend schnell, voll hektischer Aktivitäten, andererseits schmerzlich langsam. Für Susannah war die Weihnachtszeit problematisch. Während sie rings um Angelas künstlichen, mit Plastikschmuck und rosa Lamettagirlanden grell dekorierten Baum Geschenke austauschten, schweiften Susannahs Gedanken zur hoch aufragenden Douglastanne in der Eingangshalle von Falcon Hill. Dort hingen an den duftenden dunkelgrünen Zweigen französische Seidenbänder und Barockengel. Würden Joel und Paige an diesem Tag an sie denken? Wie albern von ihr, die zaghafte Hoffnung zu hegen, das Weihnachtsfest würde die Familie auf magische Weise wieder zusammenführen. Beim Anblick des Plastik-Santa-Claus an der Spitze von Angelas Baum empfand sie unerträgliche Wehmut.
Obwohl sie sich sagte, das dürfte sie nicht tun: Als Angela und Sam am späten Nachmittag ein Footballspiel im TV ansahen, schlich sie in die Küche und wählte die Nummer von Falcon Hill. Das Telefon läutete, und sie biss auf ihre Lippen.
»Hallo.« Die tiefe Stimme ihres Vaters, kurz angebunden, so vertraut – so geliebt ... Umso schwächer und dünner klang ihre eigene.
»Vater? Hier – hier ist Susannah.«
»Susannah?« Ein deutliches Fragezeichen hinter der letzten Silbe, als hätte er vergessen, wer sie war ...
Mit bebenden Fingern umklammerte sie den Hörer. »Ich – ich wollte nur anrufen, um dir fröhliche Weihnachten zu wünschen.«
»Tatsächlich? Das war überflüssig.«
Die Augen zusammengekniffen, spürte sie, wie sich ihr Magen umdrehte. Nein, er würde nicht nachgeben. Wieso hatte sie auch nur sekundenlang darauf gehofft? »Geht es dir gut?«
»Ja, Susannah. Aber ich fürchte, du meldest dich zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Paige hat ein fabelhaftes Festmahl vorbereitet. Gerade wollten wir uns an den Tisch setzen.«
Erinnerungen an frühere Weihnachtstage überwältigten sie – Kerzenschein, Düfte, stilvolles traditionelles Dekor. In ihrer Kindheit hatte der Vater sie auf die Schultern gehoben, damit sie den Engel an der Tannenspitze berühren konnte. Ein Engel für einen Engel, hatte er gesagt. Jetzt würde Paige ihren Platz am unteren Ende der Tafel einnehmen, und Daddy würde sein besonderes, für sie reserviertes Lächeln ihrer Schwester schenken.
Weil sie fürchtete, in Tränen auszubrechen, sagte sie hastig: »Nun, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Bitte, richte auch Paige die besten Weihnachtswünsche von mir aus.« Bleischwer lag der Hörer in ihrer Hand. Doch sie war unfähig, die kostbare Verbindung zu beenden und einzuhängen.
»War das alles?«
Entschlossen riss sie sich zusammen. »Ich wollte euch nicht stören, es ist nur ...« Trotz aller Mühe brach ihre Stimme. »Daddy, ich habe geheiratet.«
Keine Reaktion. Kein Staunen, geschweige denn ein Ausdruck gewisser Zuneigung.
Über ihre Wangen begannen Tränen zu rollen.
Endlich sprach er wieder, mit der heiseren Stimme eines alten Mannes. »Warum dachtest du, das würde mich interessieren?«
»Bitte, Daddy ...«
»Ruf mich nicht mehr an, Susannah. Es sei denn, du bist bereit, nach Hause zu kommen.«
Jetzt schluchzte sie laut und vernehmlich. Trotzdem konnte sie das Telefonat nicht beenden. Wenn sie noch eine kleine Weile durchhielt, würde sich alles zum Guten wenden. Immerhin war Weihnachten. Nur noch eine Minute – und der unselige Zwist wäre überstanden. »Daddy ...«, würgte sie hervor. »Bitte, hör auf, mich zu hassen. Ich werde nicht zurückkommen. Aber ich liebe dich.«
Ein paar Sekunden geschah gar nichts. Dann ertönte ein
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