Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
kraftvoll. Als sie spürte, wie er sich dem Höhepunkt näherte, legte sie ihre feuchte Wange auf seinen Scheitel und versuchte ihm die Liebesworte zu suggerieren, die sie hören wollte, die sie so inständig ersehnte.
In seiner Kehle stieg ein heiserer, fast erstickter Schrei hoch. »Mehr«, verlangte er. »Gib mir – mehr.«
17
Das SysVal-Büro war eher spärlich ausgestattet. In drei Ecken standen drei verbeulte Metallschreibtische, in der vierten – von der Trennwand abgeteilt – zwei Werkbänke. Ein paar Poster von Rock-Konzerten, ein Kalender und eine ausklappbare Harley-Davidson-Reklame hingen an den Wänden.
Als Mitch eintrat, verglich er die Plakate unwillkürlich mit dem Helen-Frankenthaler-Gemälde, das sein letztes Büro geziert hatte. Obwohl es an diesem Montagmorgen erst kurz nach sieben war, saß Susannah bereits an ihrem Schreibtisch, die Füße unter dem Stuhl gekreuzt, einen Bleistift hinter ein Ohr geklemmt.
Lächelnd blickte sie von ihrem Notizblock auf. »Ich kenne die Geschichte von der Morgenstunde, die Gold im Mund hat. Aber solltest du nicht erst mal nach Hause gehen und dich ausruhen?«
»Ich habe im Flugzeug geschlafen«, erwiderte Mitch.
»Wie ist’s in Boston gewesen?«
»Nett.«
Sie bedrängte ihn nicht mit Fragen. Dafür war er dankbar, denn die Trennung von seinen Kindern am vergangenen Abend bedrückte ihn sehr. Beim Abschiedskuss hatten Lizas dunkle Löckchen nach Babyshampoo gerochen. Und
David hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und ihn angefleht, nicht fortzugehen. Mitch blinzelte und wandte sich zur Kaffeekanne.
Nur zögernd begann Susannah zu sprechen. »Ich will nicht neugierig sein. Aber ich kann mir vorstellen, wie schwierig es für dich ist, so weit von deinen Kindern entfernt zu leben. Falls du eine freundschaftliche Schulter brauchst ...«
»Ja, danke«, unterbrach er sie brüsk. Damit gab er ihr deutlich zu verstehen, sein Privatsphäre sei tabu. Um seine Probleme kümmerte er sich selber, und auf das Mitleid anderer Leute legte er keinen Wert. Er trug eine gefüllte Kaffeetasse zu seinem Schreibtisch und inspizierte den überdimensionalen Wandkalender. »Ist an diesem Wochenende irgendwas passiert?«
»Nicht viel. Ich habe einige neue Bestellungen bearbeitet, die Post sortiert, meine Haare gewaschen und geheiratet. Nichts Besonderes.«
Prompt fuhr er herum und verschüttete ein paar Tropfen Kaffee. »Was hast du?«
Susannah lachte. Erst jetzt bemerkte er die rosigen Wangen. Und ihr Gesicht hatte entspanntere Züge angenommen, als wäre sie mit einem Weichzeichner fotografiert worden. »Darüber haben wir schon eine ganze Weile nachgedacht. Du kennst Sam. Eine halbe Stunde vor der Hochzeit hat er’s mir gesagt.«
Während sie die Zeremonie auf dem Spielplatz schilderte, krallten sich seine Finger krampfhaft um die Kaffeetasse. Er war wütend. Für so etwas hatte er seine Kinder auf der anderen Seite des Kontinents verlassen? Er musste verrückt gewesen sein. Endlich verstummte sie. Mitch stellte die Tasse ab und musterte Susannah kühl. »Offen gestanden, ich kann nicht glauben, was ihr getan habt.« Da erlosch der Glanz in ihren Augen, und er fühlte sich wie ein tyrannischer, staubtrockener
Lehrer auf dem Schulhof. Trotzdem verdrängte er seine vage Reue. Das hätte er voraussehen müssen. Doch er war zu begeistert von dem abenteuerlichen SysVal-Projekt gewesen, um sich mit der Beziehung zwischen Susannah und Sam zu befassen. Außerdem hatte er Sam nicht für einen häuslich veranlagten Mann gehalten. Verärgert beobachtete er, wie sie ihre Würde zu retten suchte.
»Was Sam und ich füreinander empfinden, weißt du.«
»Und ihr seid gar nicht auf die Idee gekommen, eure Heiratspläne mit mir zu besprechen?«
»Wir sind nicht auf deine Zustimmung angewiesen, Mitch.«
»Nein, aber ihr werdet verdammt noch mal einen Anwalt brauchen. Habt ihr euch überlegt, was diese Ehe für unsere Partnerschaft bedeutet?«
Sie war smart, das musste er ihr zugestehen. Allzu lange dauerte es nicht, bis sie begriff, wie großartig sie es zusammen mit Sam geschafft hatte, die halbe Kontrolle über die Firma an sich zu reißen. »Oh – tut mir Leid«, stammelte sie. »Daran dachte ich nicht. Noch diese Woche werden wir alles mit einem Anwalt in die richtigen Bahnen lenken. Wir haben keinen Machtkampf angestrebt – das müsste dir eigentlich klar sein.«
Okay, wahrscheinlich sagt sie die Wahrheit ... Gerade das fand er so unglaublich – von Anfang
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