Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
eine schmerzliche Leere in ihrer Brust.
Trotz ihrer sorgfältigen Vorbereitungen und Cals Versuch, Konversation zu machen, war die Mahlzeit kein Erfolg.
Joel wirkte müde. Kaum ein Wort kam über seine Lippen, und Paige suchte vergeblich nach interessanten Gesprächsthemen. Kurz nachdem sie das Dessert gegessen hatten, verabschiedete sich Cal, was sie ihm nicht übel nahm. Sie begleitete ihn zur Tür, wo er sie teilnahmsvoll anlächelte und einen freundschaftlichen Kuss auf ihre Wange drückte. »Morgen rufe ich dich an.«
Sie nickte und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Inzwischen hatte sich Joel mit einem Buch auf die Couch gesetzt. Doch sie bezweifelte, dass er darin las, und fühlte sich einsamer, als wäre sie allein gewesen.
»Ich werde jetzt in der Küche sauber machen«, sagte sie unvermittelt.
Da klappte Joel das Buch zu und zeigte auf die Reste des Weihnachtsdinners. »Was ist bloß in dich gefahren? Warum musstest du uns an diesen lächerlichen kleinen Tisch verfrachten? Wo wir doch ein perfektes Speisezimmer besitzen, das mich ein Vermögen gekostet hat!«
Nur mühsam widerstand Paige dem Impuls, ihn anzuschreien – ihn spüren zu lassen, wie sehr er sie verletzt hatte. »Wir waren nur zu dritt. Deshalb dachte ich, hier wäre es gemütlicher.«
»Tu das nie wieder. Susannah hätte niemals ...« Abrupt verstummte er.
Über ihren Rücken rann ein Schauer. »Susannah ist nicht mehr hier, Daddy. Jetzt bin ich da.«
Plötzlich schien er einen inneren Kampf auszufechten, und zum ersten Mal, seit sie denken konnte, wirkte er unsicher. In den Seelenschmerz mischte sich ein sonderbares Angstgefühl. Steifbeinig stand er auf.
»Ich weiß, du findest mich unvernünftig, Paige. Aber ich bin nun einmal an gewisse Gepflogenheiten gewöhnt. Vielleicht bin ich dir gegenüber unfair.«
So nahe war er noch nie an eine Entschuldigung herangekommen.
Auf dem Weg zur Tür ging er nahe an ihr vorbei und streckte eine Hand aus. Ungeschickt tätschelte er ihren Arm.
Immerhin etwas, dachte sie und schaute ihm nach. Dann trat sie ans Fenster und betrachtete den perfekt gepflegten Dezembergarten von Falcon Hill. In ihrer Fantasie erschien das Bild eines anderen Weihnachtstags. Sie sah sich selbst in Blue Jeans statt im Seidenkleid neben einem Weihnachtsbaum stehen, der nicht mit Barockengeln, sondern mit Girlanden aus Bastelpapier geschmückt war. Und sie sah kreischende, schlampig gekleidete Kinder mit zerzaustem Haar, die am Geschenkpapier rissen, einen leidgeprüften Golden Retriever, und ein gesichtsloser Ehemann in einem ausgeleierten Sweatshirt umarmte sie ...
In ihren Augen brannten Zornestränen. »Zum Teufel mit Norman Rockwell«, murmelte sie und dachte angewidert an den so berühmten Zeichner und seine Illustrationen aus dem Alltagsleben, die sie normalerweise furchtbar kitschig fand.
18
»Das können wir uns nicht leisten.« Mitch löffelte Zucker in seinen Kaffee.
»Aber wir müssen’s uns leisten«, konterte Susannah.
Grinsend genoss Sam die Situation. Zur Abwechslung lag jemand anderer mit der Frau im Clinch, die den »äußeren Schein« so wichtig fand.
Es war März, und sie arbeiteten seit fast fünf Monaten in ihrem neuen Büro. Nun saßen sie zu dritt in einer Nische im Bob’s Big Boy. Hier trafen sie sich fast jeden Morgen zum Frühstück, um die Aktivitäten des Tages zu koordinieren.
»Spar dir den Atem, Mitch, und gib nach.« Sam nahm einen Schluck Cola. »Im Grunde ihres Herzens ist Susannah nach wie vor ein exklusives Partygirl. Und sobald diese Scheiße aufs Tapet kommt, hat sie fast immer Recht.«
»Das ist keine Scheiße.« Die Hände auf der Tischkante, ging sie in die Offensive. »Ihr zwei haltet alles, was sich nicht sofort rechnet, für belanglos. Darin liegt das Problem mit euch Technikern. Entweder tippt ihr auf eurem Taschenrechner herum, oder ihr schwebt in höheren Regionen.« Sie lehnte sich zurück und wartete, bis die Stichelei durch den Morgennebel in die männlichen Gehirne drang. Vor zehn Uhr war keiner der beiden in Hochform, während sie selbst frisch und munter aus dem Bett sprang, den Kopf voller Ideen.
»Bring deine Frau unter Kontrolle, Sam«, mahnte Mitch. »Hier entwickelt sich eine klar definierbare Strategie. Hast du schon gemerkt, dass sie uns regelmäßig am frühen Morgen mit ihren Geistesblitzen überfällt?«
Susanna schenkte ihm ein selbstzufriedenes Lächeln und wandte sich zu ihrem Ehemann. »Bleib cool, Sam, er scherzt nur. So, wie wir ihn kennen,
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