Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
an hatte er gewusst, er würde sich mit Amateuren einlassen. Also durfte er niemandem Vorwürfe machen. Nur sich selbst. Susannahs Miene wirkte so verzweifelt, dass sein Zorn teilweise verflog. »Ist der glückliche Ehemann in der Werkstatt?«
Unsicher akzeptierte sie das Friedensangebot. »Noch im Bett.«
»Draußen steht sein Bike, und ich nahm an ...« Beim Anblick ihres selbstgefälligen Lächelns unterbrach er sich. »Hast du etwa die Harley selber hergefahren?«
»Ja, und es war wundervoll, Mitch. Ich kam der allmorgendlichen Rushhour zuvor, und so hielt sich meine Angst in Grenzen.«
Erfolglos versuchte er, sich vorzustellen, seine Exfrau würde auf ein Motorrad springen. Doch die Vermutung, Susannah würde Louise gleichen, hatte er schon vor Wochen über Bord geworfen.
Ihr Lächeln erstarb, und ihr ernsthafter Blick verscheuchte den letzten Rest seines Unmuts. »Freu dich mit uns, Mitch. Sam und ich brauchen einander so dringend.«
Solche intimen Geständnisse wollte er nun absolut nicht hören. Er nippte an seinem Kaffee und wies mit dem Kopf auf ihre Hand. »Kein Ehering?«
»Ein antiquiertes Symbol der Sklaverei.«
»Das klingt nach Sams Ansichten, nicht nach deinen.«
»Stimmt. Immerhin habe ich beschlossen, meinen Namen zu behalten, statt seinen anzunehmen.«
»Nicht alle althergebrachten Traditionen sind lausig.«
»Das weiß ich. Nur – mein Name ist das Letzte, was mich mit meinem Vater verbindet.« Zögernd fügte sie hinzu: »Noch bin ich nicht bereit, das aufzugeben.«
Mitch hatte inzwischen von Sam erfahren, in welcher Weise Joel Faulconer ihr den Rücken kehrte, und er versuchte sich auszumalen, er würde seine eigene Tochter so behandeln. Es gelang ihm nicht. »Wie reagiert Sam auf deine Weigerung, seinen Namen zu tragen?«
»Mindestens eine Stunde lang hielt er mir eine strenge Lektion. Aber ich glaube, es war eher ein rhetorisches Training als ein Zeichen echter Überzeugung. Im Grunde seines Herzens will er gar nicht, dass mich die Ehe in eine Jasagerin verwandelt.«
»Kein Wunder – er liebt leidenschaftliche Kämpfe.«
Susannah runzelte die Stirn. »Und ich fürchte mich nicht davor, mit ihm zu streiten. Nur weil wir verheiratet sind,
werde ich seine Meinungen nicht nachbeten. Sobald es um SysVal geht, stehe ich meine Frau.«
Mal sehen, dachte Mitch, mal sehen ...
Am Ende der nächsten Woche hatten sie die nötigen juristischen Maßnahmen ergriffen, um die Firma zu schützen, falls Sams und Susannahs Ehe scheitern sollte. Mittels hieb-und stichfester Dokumente wurde sichergestellt, dass die Partnerschaftsanteile infolge eines Scheidungsvertrags nicht den Besitzer wechseln konnten. Falls es Sam oder Susannah deprimierte, Papiere zu unterschreiben, die – zumindest theoretisch – das Ende einer eben erst begonnenen Ehe betrafen, ließen sie sich nichts anmerken.
Der Herbst ging allmählich in den Winter über, und Mitch wartete ab, ob Sams und Susannahs Ehe geschäftliche Entscheidungen beeinflussen würde. Schließlich musste er zugeben, dass Susannah viel öfter auf seiner Seite stand, statt ihren Mann zu unterstützen.
Während sich die SysVal-Partner an ihr neues Büro gewöhnten, operierte die kleine Apple Computer Company immer noch von der Garage in Cupertino aus, die Jobs’ Familie gehörte. Die Firmengründer arbeiteten ebenfalls am Prototyp eines selbstständigen Computers, den sie Apple II nennen wollten. Eines Abends, Anfang Dezember, fand Mitch bei einem Videospiel im Mom & Pop’s heraus, dass Yank völlig ungezwungen mit Steve Wozniak über die Entwicklung des Blaze diskutiert hatte.
Ungläubig nahm er diese nur nebenbei erwähnte Information zur Kenntnis. »Bist du verrückt?«, herrschte er Yank an, der vor dem benachbarten Videogerät stand. »Dein Entwurf ist der wichtigste Vermögenswert unserer Firma. Darüber kannst du der Konkurrenz nichts verraten. So was darf nie wieder passieren. Nie wieder!«
Yank reagierte völlig verständnislos auf Mitchs Zorn.
»Schon seit Jahren respektiere ich Woz’ Arbeit, ebenso wie er meine«, entgegnete er in seinem ruhigen, vernünftigen Ton. »Und wir haben einander immer geholfen.«
Als die lautstarke Auseinandersetzung begann, spielte Susannah gerade Super Pong und bemerkte die neugierigen Blicke eines Paars, das in einer benachbarten Nische saß. Unauffällig trat sie zur Seite und hoffte, ihr Körper würde die Konfrontation gegen die Öffentlichkeit abschirmen.
Beruhigend sprach Sam auf Mitch
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