Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
merken wir das an seinen entspannten Kinnmuskeln. Weiß Gott, wenn wir uns gedulden wollten, bis er lächelt, würden wir bis in alle Ewigkeit hier sitzen.«
Traurig schüttelte Mitch den Kopf und starrte in seinen Kaffee. »Bösartige persönliche Attacken um halb acht Uhr morgens ...«
»Lenk nicht vom Thema ab!«, schimpfte sie. »Ich habe Recht. Das weißt du.«
Nach einem abgrundtiefen Seufzer nippte er an seinem Kaffee.
Sie hatten beschlossen, den Blaze auf der First West Coast Computer Faire zu präsentieren, die nächsten Monat im Civic Auditorium von San Francisco stattfinden sollte. Da die Messe von ihrem kalifornischen Standort profitierte,
müsste sie größer ausfallen als jene andere in Atlantic City, obwohl niemand wusste, wie viele Erzeuger kleiner Computer teilnehmen würden.
Unglücklicherweise war der Blaze noch nicht fertig. Es gab Schwierigkeiten mit der Energiezufuhr. Mit der Kassettenbandversion von BASIC, mit der das Gerät laufen sollte, begnügte sich Yank nicht. Außerdem verzögerte sich die Fertigstellung der Gehäuse für die beiden Modelle, die sie anpreisen wollten. Und sie waren fast pleite.
Susannah tat ihr Bestes, um die großen, unlösbaren Probleme in den Hintergrund ihres Bewusstseins zu verbannen und sich auf die lösbaren zu konzentrieren. Momentan kam es vor allem auf die Musterschau an, bei der die anderen Computer den Blaze nicht in den Schatten stellen durften. Sie nahm sich die halbe Toastscheibe, die Sam nicht gegessen hatte, und verstärkte ihre aggressiven Bemühungen. »Hört mal, das wird eine grandiose Show. Selbst wenn wir auch einen imposanten Messestand haben – unser Blaze könnte in der Versenkung verschwinden. Damit das nicht passiert, laden wir am Vorabend die Presse und die wichtigsten Geschäftsleute zu einer Privatparty ein. Wegen der Messe sind sie alle in der Stadt. Sie kriegen was zu essen und zu trinken. Dabei führen wir ihnen den Blaze vor, statt auf den nächsten Tag zu warten.«
»Tut mir Leid, dass ich mich auf die feindliche Seite schlage, Mitch«, sagte Sam. »Susannahs Idee gefällt mir. Vielleicht werden wir die ganze Konkurrenz austricksen.«
Dankbar für seine Unterstützung, lächelte sie ihn an. Sie wusste nie, für wen er Partei ergreifen würde, denn er war unberechenbar. In ihrer Ehe stand sie dauernd unter dem Druck eines Adrenalin-Hochs. Obwohl das anstrengend war, hatte sie sich noch nie so lebendig gefühlt – und noch nie so genervt. Er wollte mehr von ihr – etwas, das sie ihm nicht gab. Was es sein mochte, war ihr schleierhaft.
Mitch fügte sich in sein Schicksal. »Okay, die Idee ist gut. Das will ich nicht bestreiten. Aber du kennst unsere finanzielle Lage, Susannah. Wir leben von der Hand in den Mund. Also musst du knausern.«
»Jeden Cent werde ich umdrehen«, versprach sie und presste eine Hand auf ihr Herz.
Susannah betrat schon am frühen Abend das Restaurant, in dem sie die Präsentationsparty für den Blaze veranstalten würden. Wegen ihres nach wie vor stark eingeschränkten Kleiderbudgets musste sie in Angelas Outlet-Läden einkaufen. Aber sie gefiel sich in der billigen schwarzen Crêpe-Hose und der Tunika, die sie mit Pailletten aus einem Kaufhaus aufgepeppt hatte. Ihr Haar, aus dem Gesicht gekämmt, war im Nacken mit einem silbrigen Tuch zusammengebunden.
Seit dem Nachmittag hatte sie ihre Partner, die an der Software arbeiteten, nicht mehr gesehen. Und so war sie ohne Begleitung in das Lokal gekommen. Nun stand sie allein im Türrahmen des Nebenraums, in dem die Party stattfinden sollte. Mit Argusaugen inspizierte sie die Dekoration. Luftballons in Lippenstiftrot und Lackschwarz – die Farben des neuen Blaze-Logos – erzeugten die festliche Atmosphäre von Blumenarrangements, kosteten jedoch viel weniger. Die beiden einzigen fertig zusammengebauten Blaze-Computer standen an einem Ende des Raums, auf einem effektvollen Podest.
Dahinter hing eine vergrößerte Reproduktion des spektakulären neuen Logos. In geschwungenen Lettern, die unten schwarz waren und allmählich nach oben hin zu leuchtendem Rot überwechselten, stellte der Name BLAZE eine stilisierte Pyramide dar. Das A prangte an der Spitze. Darunter stand »SysVal«.
Langsam ging Susannah zu dem Gerät, das den Schlüssel
zur Zukunft der Firma enthielt. Das äußere Design war Sams Werk. Von Anfang an hatte er gewusst, was er wollte – etwas Kleines, Formschönes, das in die Häuser oder Wohnungen der Kunden passte, eine
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