Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
sich darunter ein größerer Computer verbarg. Dann schüttelten sie verwundert die Köpfe, denn sie entdeckten nur Kabel und Kartons.
»Erstaunlich.«
»So ein Hurensohn!«
»Total ausgeflippt!«
Im Grunde ihrer Seele waren die SysVal-Gründer nach wie vor Hacker. Und so entfernte Sam das Gehäuse eines Prototyps. (Ebenso wenig wie Yank hatte er jemals erwogen, einen Computer zu konstruieren, den man nicht öffnen konnte.) Minuten später reckten hundert Gäste die Hälse, um die innere Poesie von Yanks Wundermaschine zu begutachten.
Und um Mitternacht stand es eindeutig fest – die Präsentation des kühnen kleinen Blaze war ein Mega-Erfolg.
Schließlich wurden sie um zwei Uhr morgens vom Personal des Restaurants gezwungen, die Party zu beenden. Die vier SysVal-Partner luden die Ausrüstung in Mitchs Auto. Dann fuhren sie zu ihrem Hotel, wo sie für die Nacht Zimmer gebucht hatten. Von den aufregenden Ereignissen noch zu aufgedreht, wollten weder Sam noch Mitch schlafen, obwohl sie in ein paar Stunden den Messestand im Civic Auditorium aufstellen mussten. Aber Susannah war erschöpft, und so lehnte sie die Einladung auf einen Drink in der Bar ab. Diesem Beispiel folgte auch Yank. Gemeinsam durchquerten sie die Hotelhalle.
Für Susannah blieb Yank auch weiterhin ein Mysterium. Wie sie von Angela wusste, hatte er schon in der Kindheit die Fähigkeit entwickelt, die Welt auszuschließen, wenn er arbeitete. Seine Eltern hatten unentwegt gestritten. Aber als gute Katholiken wollten sie sich nicht scheiden lassen. Von klein auf hatte Yank gelernt, in elektronischen Projekten unterzutauchen und sich in eine andere Welt zu versetzen. Dort musste er das hässliche Gezeter nicht hören. Vor einigen Jahren waren seine Eltern in den Ruhestand getreten und nach Sun City gezogen. Anscheinend lieferten sie einander die gleichen erbitterten Kämpfe wie eh und je, und er sah sie nur selten.
Nachdem sie in den Lift gestiegen waren, versuchte Susannah Konversation zu machen. »Roberta war nicht auf der Party. Ist sie krank?«
»Roberta?« Offenbar wusste er nicht, wen sie meinte.
Normalerweise würde sie sich amüsieren. Doch sie war trotz der Begeisterung, die der Blaze erregt hatte, schlecht gelaunt, und ihre Stimme klang ungewöhnlich scharf. »Roberta Pestacola, deine Freundin.«
»Ja, ich weiß.«
Susannah wartete. Als sich die Lifttüren öffneten, stiegen sie aus. Nach ein paar Schritten blieb Yank stehen und starrte den Feuerlöscher an, dann ging er weiter.
Plötzlich war sie entschlossen, ein normales Gespräch mit ihm zu führen. »Stimmt was nicht zwischen dir und Roberta?«
»Roberta? O ja«, murmelte er und begann, seine Taschen nach dem Zimmerschlüssel abzuklopfen.
Seite an Seite folgten sie dem Korridor. Obwohl sie überdurchschnittlich groß war, überragte er sie um gut fünfzehn Zentimeter. Dreißig weitere Sekunden verstrichen in tiefer Stille. Müde von der langen Party und noch verstört wegen Sams veränderter äußerer Erscheinung, verlor Susannah den letzten Rest ihrer ohnehin schon strapazierten Nerven. »Der Zweck eines Gesprächs liegt darin, Informationen auszutauschen. Und das fällt einem verdammt schwer, wenn man mit jemandem redet, der seine Sätze nur selten beendet und nicht einmal ahnt, wovon man redet. Wirklich, das ist eine reine Qual!«
Da blieb er stehen und betrachtete einen Punkt hinter ihrem rechten Ohr. »Vermutlich ist es keine gute Idee, deinen Frust an jemandem auszulassen, während du dich über eine andere Person ärgerst.«
Verblüfft starrte sie ihn an. Wieso wusste er, dass sie sich über Sam ärgerte? Nun richtete er seinen Blick direkt auf ihr Gesicht. Beinahe zuckte sie zusammen. Mit seinen klaren, durchdringenden Augen schien er jede einzelne Zelle in ihrem Körper zu sehen.
»Roberta und ich sind nicht mehr zusammen, Susannah. Diese Beziehung habe ich viel zu lange aufrechterhalten. Darauf bin ich nicht stolz, weil ich sie von Anfang an nicht besonders mochte. Aber für mich ist es schwierig, das Interesse von Frauen zu erregen, und Sex macht mir großen Spaß.
Also muss ich manchmal Kompromisse schließen. Möchtest du noch etwas wissen?«
Brennend stieg ihr das Blut in die Wangen. »Eh – tut mir Leid, das geht mich nichts an.«
»Nein, gar nichts.«
Verlegen wühlte sie in ihrer Tasche nach ihrem eigenen Schlüssel, der ihr prompt aus der Hand fiel, als sie ihr Zimmer erreichten. Yank bückte sich, hob ihn auf und drückte ihn in ihre Hand. Wieder
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