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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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einmal musterte er sie mit diesem eindringlichen beunruhigenden Blick.
    Und dann – innerhalb eines unglaublichen Sekundenbruchteils  – verlor sie ihn erneut an die Götter des Genies. Über seine Augen legte sich ein Schleier, sein Gesicht wurde völlig ausdruckslos. Während er etwas murmelte, das wie »Zener Diode« klang, stapfte er davon, als würde sie nicht existieren.
    Schwarze Socke.
    Braune Socke.
    Schwarze Socke.
    Braune Socke.
     
    Was am nächsten Tag geschah, traf sie alle unvorbereitet. Schon am frühen Morgen bildeten Tausende von Computerenthusiasten fünf Warteschlangen, die sich um beide Seiten des Civic-Center-Blocks wanden. Mit so vielen Interessenten hatte niemand gerechnet. Aber trotz des Gewimmels war die Menschenmenge bestens gelaunt.
    Während des ganzen Tages gellten Infos aus den Lautsprechern, Computermusik erklang, Drucker ratterten. In den Workshops der Messehalle traten sich die Besucher auf die Füße, vor den einzelnen Ständen drängten sich Vierer-und Fünferreihen. Bei IMSAI konnten sie ihre Biorhythmen checken lassen, am Sol-Display von Processor Technology ein Spiel ausprobieren. Viele Firmen – manche weitaus
größer als SysVal – präsentierten ihre Produkte nach wie vor auf provisorisch zusammengezimmerten Tischen, mit handgeschriebenen Etiketten. Doch sie wurden von Ausstellern wie Cromemco, MITS und auch von der winzigen Apple Computer Company übertrumpft, die in Atlantic City offensichtlich gelernt hatten, welch eine wichtige Rolle der äußere Schein spielte. Obwohl Wozniak und Jobs erst vor ein paar Monaten aus ihrer Garage ausgezogen waren, führten sie ihren Apple II in einem imposanten Ambiente vor, mit einem Plexiglasschild, das von hinten beleuchtet wurde und das farbenfrohe neue Apple-Logo zeigte.
    Während Mitch Kontakte mit Großhändlern knüpfte, wanderte Yank durch die Halle, um die Konkurrenz zu inspizieren. Sam, Susannah und ein paar Teenager, die sie vor kurzem engagiert hatten, um die wachsende Arbeitslast zu bewältigen, bemannten den SysVal-Stand. Überall war Sam gleichzeitig, führte vier Gespräche auf einmal und erzählte allen, die in seine Hörweite gerieten, vom kleinen Weltwunder namens Blaze. Für Yanks knalliges grafisches Display auf den Monitoren begeisterte sich die Menge ebenso wie für ein Computer-Zielschießen – ein Spiel, das enormen Anklang fand.
    Susannah verteilte einige hundert kostspielige Farbbroschüren und lächelte, bis ihre Wangen schmerzten. Schon nach kurzer Zeit nahm sie Bestellungen für den Blaze entgegen. Fachkundig referierte sie über Speichererweiterung, das lineare oder das Schaltnetzteil und Mutterplatinen mit acht Slots. Wie weit hatte sie es doch gebracht – eine Frau, die es früher als größte Herausforderung betrachtet hatte, einen exquisiten Caterer zu finden.
    Kurz vor dem Ende der Messe verkündete einer der Organisatoren, dreizehntausend Leute hätten die Halle besucht. Da brach ohrenbetäubender Jubel los. Solche
Handelsmessen waren bereits in Atlantic City, Trenton und Detroit abgehalten worden. Aber der überwältigende Erfolg der West Coast Computer Faire stellte sie alle weit in den Schatten. An diesem Aprilwochenende 1977 übernahm Kalifornien endgültig die Herrschaft im Computerimperium.
    Sam riss Susannah in seine Arme. »Heute haben wir Geschichte geschrieben! Das ist unser Woodstock, Baby, ein digitales Love-in für eine neue Generation!«
    In dieser Nacht fuhren sie mit zweihundertsiebenundachtzig Blaze-Bestellungen ins Valley zurück.

19
    Im August färbten sich die Hänge der Santa Clara Mountains braun, weil es wochenlang nicht geregnet hatte. Joel Faulconer blinzelte durch die Windschutzscheibe seines beigen Mietwagens in die Sonne und sehnte sich nach winterlichen Regengüssen. In der Luft lag so viel Staub, dass er ständig unter Atemnot litt.
    Er hatte an einer Stelle geparkt, die ihm einen ungehinderten Ausblick auf die Glastür des SysVal-Büros bot. Neben ihm stand ein Lieferwagen und schirmte sein Auto gegen die Leute ab, die den Parkplatz überquerten. Im Lauf der letzten sechs Monate hatte Joel gelernt, seinen Beobachtungsposten stets sorgsam zu wählen. Er mietete unauffällige Autos und nahm stets Zeitungen mit. Dahinter konnte er, falls Susannah unerwartet auftauchte, sofort sein Gesicht verstecken.
    Über sein entwürdigendes Verhalten zerbrach er sich nicht den Kopf. Er hatte niemals das Gefühl, er würde seiner Tochter nachspionieren. An so etwas dachte er

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