Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
nicht vorausgesehen.
Personal Computer. Allein schon der Name ließ die FBT-Manager erschauern. Wie konnte ein Gerät so heißen? Um Himmels willen, das klang nach privater Spielerei.
Gegen Ende der siebziger Jahre hatten sich die Manager
darauf konzentriert, zu lächeln, zu hüsteln und die Presse mit doppelzüngigem Geschwätz über stabile Produktionsziele und den launischen Konsumgütermarkt abzuwimmeln. Sie faselten über die FBT-Tradition, ergingen sich in poetischen Hymnen über die gigantische Majestät ihrer Großrechner und die augenfälligen Profite, in sämtlichen Jahresberichten schwarz auf weiß zu bewundern. Und je länger sie redeten, je öfter sie alles wegqualifizierten und quantifizierten, desto lauter lachte die Branche hinter ihrem Rücken, weil sie sich von einer Bande fanatischer Kids die Butter vom Brot nehmen ließen.
Für Cal Theroux war das unerträglich gewesen.
Immerhin hatte er im Januar 1981 den Falcon 101 auf den Markt gebracht und der Firma damit ihre Selbstachtung zurückgegeben. Das war sein Baby gewesen. Und diesen Fortschritt hatte er ausgenutzt, um seine Machtposition bei FBT zu festigen. Jetzt würde der Erfolg des kleinen Computers zu seinem unsterblichen Ruhm führen.
Auf der anderen Seite des Büros packte die Sekretärin gerade seine letzten persönlichen Sachen aus und arrangierte sie in den Regalen. Damit beschäftigte sie sich schon ziemlich lang. Allmählich verlor er die Geduld. In einer knappen Stunde würde die Zeremonie anlässlich seiner Ernennung zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden von FBT beginnen, und davor brauchte er ein paar Minuten für sich allein. »Das genügt vorerst, Patricia. Schicken Sie meine Frau herein, sobald sie eintrifft.«
Die Sekretärin nickte und verließ das Büro.
Endlich ungestört, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und genoss das Glücksgefühl, seine imposante Umgebung zu bewundern. Manche Männer waren vom Sex besessen, andere vom Reichtum. Und Cal hatte von Anfang an allein die Macht für das einzige erstrebenswerte Ziel gehalten.
Er strich über die polierte Malachitplatte des Chefschreibtisches,
die Schalttafel, mit der er die FBT-Brunnen kontrollieren konnte. Da das Gelände von Journalisten wimmelte, widerstand er der Versuchung, auf die Tasten zu drücken.
So oft hatte er Joel dabei beobachtet. Nicht einmal Paul Clemens hatte während seiner siebenjährigen Regentschaft nach Joels Tod die Verlockung bekämpft, mit den schimmernden Fontänen zu spielen – den ultimativen Symbolen des FBT-Kommandos. Und jetzt gehörten sie Cal.
Die Tür schwang auf, und Nicole trat ein. »Hallo, Darling.« Als sie über den Teppich zu ihm ging, spannten sich ihre Schultern fast unmerklich an, und er wusste, dass sie sein Urteil über ihre äußere Erscheinung erwartete.
In einem schwarzen Kostüm mit hellbrauner Paspelierung sah sie gertenschlank und stilvoll aus. Ihr Haar, zu einem glatten Pagenkopf geschnitten, bildete identische Sicheln neben den Wangen und enthüllte die kleinen Diamantohrstecker, die er ihr letzte Woche zum dritten Hochzeitstag geschenkt hatte. Obwohl sie erst vierunddreißig war, zeigten sich bereits feine Linien um die Augen. Bald würde Cal ein Lifting für seine Frau arrangieren müssen.
»Nimm das Armband ab«, befahl er, warf einen missbilligenden Blick auf den Silberreif, und sie gehorchte sofort.
Nicoles eifriges Bestreben, ihn zufrieden zu stellen, gehörte zu den Qualitäten, die er am meisten an ihr schätzte. Er hatte eine gute Wahl getroffen. Erstens war sie die Tochter eines prominenten FBT-Aufsichtsratsmitglieds, und zweitens hatte sie ihn schon zu der Zeit geliebt, als er noch mit Susannah verlobt gewesen war. Damals hatte er Joel Faulconers Tochter aus verständlichen Gründen bevorzugt. Seine Kinnmuskeln spannten sich an. Könnte er doch das Gesicht dieses Biests sehen, wenn er sein illustres neues Amt antrat ...
»In der Halle geht’s zu wie in einem Zoo«, erzählte Nicole.
»Die halbe Welt ist da, um mitzuerleben, wie du den Vorsitz im FBT-Aufsichtsrat übernehmen wirst.« Entzückt schaute sie sich in seinem exquisiten Büro um. »Kaum zu glauben, dass es endlich so weit ist! O Darling, ich bin ja so wahnsinnig stolz auf dich ...«
Während sie aufgeregt schwatzte, genoss er den schmachtenden Glanz in ihren Augen. Zweifellos vergötterte sie ihn, und er konnte sich beinahe einreden, er würde sie lieben. Aber er war nicht sentimental und glaubte längst nicht mehr, er wäre zu
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