Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Küche.
Lustlos kehrte Susannah zu ihrem Büro zurück. Die letzten Jahre hatten eine Kämpferin aus ihr gemacht. Aber sie wusste nicht, wie sie gegen ihr Eheproblem ankämpfen sollte. Aus einem Impuls heraus machte sie einen Umweg, der sie zum Ostflügel des Gebäudes führte. Vielleicht arbeitete Yank noch in seinem Labor. Manchmal, wenn sie sich aufregte, schaute sie gern bei ihm vorbei und leistete ihm einige Minuten lang Gesellschaft. Dabei sprachen sie nur selten. Aber allein schon seine Anwesenheit wirkte beruhigend. Sie genoss die stille Geduld seiner Bewegungen, seinen direkten Blick, wenn er ihn tatsächlich einmal in ihre Richtung lenkte.
Und dann zögerte sie. Nein, sie würde sich nicht angewöhnen,
andere Menschen als Krücken zu benutzen, nur weil sie ihre persönlichen Schwierigkeiten nicht meisterte. Also ging sie in ihr Büro und schaltete ihren Blaze III an. Auf dem Bildschirm begannen Lichter zu flimmern. Nur wenige Sekunden lang betrachtete sie die Maschine mit einer Mischung aus Liebe und Bitterkeit. Und dann verlor sie sich in ihrer Arbeit.
Lange nach Mitternacht versank Sam nackt im heißen Whirlpool vor der Terrasse. Hinter ihm erhob sich ein ultramodernes Haus, dessen Dachstruktur in scharfkantigen Winkeln wie Fledermausflügel in den Sternenhimmel ragte, mit acht Solarzellen für die Energiezufuhr. Fast ein Jahr lang hatte er gemeinsam mit einem Architektenteam am Design gearbeitet, zwei weitere Jahre hatte der Bau gedauert. Drinnen war alles vom Feinsten – Couchen im Free-Form-Stil, mit weißem Wildleder bezogen, Tische mit zerklüfteten Kanten, aus Bergkristall und Gips gemeißelt. Der Verandaboden bestand aus Marmor und schwarzem Granit. In der Nähe des Whirlpools schimmerten streng geometrisch konstruierte Möbel aus Stahl, und das Becken aus schwarzem Marmor war so groß wie ein kleiner Swimmingpool.
Sam saß auf einem Vorsprung, der so geformt war, dass er sich seinem Körper anpasste. Trotz seiner Erschöpfung konnte er nicht schlafen. Während das tintenschwarze Wasser rings um ihn rauschte, blickte er auf die Lichter im Valley hinab, malte sich aus, sie wären Sterne und er würde kopfüber von fernen Regionen des Universums herabhängen. Dann ließ er sich treiben, nur auf die Wasserwirbel konzentriert, auf das Gefühl, durch eine unerforschte Galaxis zu rasen.
Niemals hätte er sich träumen lassen, die Unsummen, die er jetzt besaß, würden überhaupt existieren. Was immer er wollte, konnte er kaufen, überallhin fliegen, alles tun. Aber
irgendetwas vermisste er. Das Wasser zerrte an ihm, und er flog noch tiefer in den Weltraum hinein. Finde es, wisperte eine Stimme, sieh dich um und entdecke, was dir fehlt.
Erst dreißig Jahre war er alt – und er wollte kein gesichertes, geregeltes Leben. Wo blieben die Herausforderungen? Die Sensationen? SysVal genügte ihm nicht mehr. Und Susannah genauso wenig. Ein Geräusch unterbrach seine Gedanken, eine der Verandatüren hatte sich geöffnet, und Susannah erschien in seinem Blickfeld. Unangenehm berührt, beobachtete er, wie sie ihren seidenen Morgenmantel enger gürtete und die Arme vor der Brust verschränkte, um sich vor der nächtlichen Kälte zu schützen.
»Kannst du nicht schlafen?«, fragte sie.
Er versank noch tiefer im blubbernden Wasser und wünschte, sie würde verschwinden.
»Soll ich zu dir kommen?«, schlug sie leise vor.
Gleichmütig zuckte er die Achseln. »Wenn’s dir Spaß macht ...«
Da öffnete sie den Morgenmantel und ließ ihn von den Schultern gleiten. Darunter war sie nackt. Vorübergehend wechselte der Rhythmus des Wasserwirbels, als sie sich neben ihn auf die Kante setzte. »Ziemlich heiß«, meinte sie.
»Vierzig Grad. Wie üblich.« Er bog seinen Hals nach hinten und legte den Kopf ins Wasser, schloss die Augen, um Susannahs Nähe zu entrinnen.
Zu seinem Leidwesen spürte er ihre Finger auf seinem Arm. »Sam, ich sorge mich um dich.«
»Nicht nötig.«
»Sag mir doch, was nicht stimmt.«
Da riss er die Augen auf. »Du stimmst nicht! Warum lässt du mich nicht in Ruhe?«
Einige Sekunden lang tat sie gar nichts. Dann erhob sie sich schweigend aus dem Whirlpool. An ihrem Körper glänzten Tropfen. Sein Blick glitt von ihren kleinen Brüsten
zur Taille hinab, zu den weichen kastanienroten Löckchen. Wie sehr er sie immer noch begehrte, ahnte sie nicht. Ehe sie sich entfernen konnte, ergriff er ihre Hand und zog sie hinab. Da verlor sie ihr Gleichgewicht. Ungeschickt landete sie an
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