Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
einen Mitarbeiter an einem der sieben Telefone zur Schnecke. Versuchte er dem Leben davonzulaufen?
Ihre Hände verharrten reglos auf seinen Schultern. »Dort ist es sehr schön um diese Jahreszeit. Die Wölfe heulen den Vollmond an, der Eisprung ...«
»Heiliger Himmel ...« Abrupt riss er sich von ihr los. »Fängst du schon wieder mit dieser Babyscheiße an? Verschone mich damit! Du hast nicht einmal Zeit, mir bei der Suche nach dem neuen Orientteppich für das Speisezimmer zu helfen. Wie willst du dann ein Kind großziehen?«
»Ich befasse mich nur ungern mit Teppichen. Aber ich mag Kinder. Jetzt bin ich einunddreißig, Sam. Die Uhr tickt. Am Ende dieses Jahres gibt es bei SysVal eine Kindertagesstätte. Das wird für mich und die weiblichen Angestellten einen großen Unterschied machen.«
Sobald die Worte über ihre Lippen gekommen waren, bereute sie es, die Kinderbetreuung erwähnt zu haben. Dadurch bot sie Sam eine Gelegenheit, das Thema zu wechseln, die privaten Probleme zu ignorieren und wieder über die Firma zu reden.
»Warum tust du so, als wäre diese Kindertagesstätte schon beschlossene Sache? Darin unterstütze ich dich nicht, und ich fürchte, von Mitch darfst du auch keine Hilfe erwarten. Meine Güte, ein Unternehmen ist nicht für die Kids seiner Angestellten verantwortlich!«
»Doch, wenn das Management auch auf weibliche Arbeitskräfte Wert legt. In diesem Fall werde ich dich bekämpfen, Sam. Wenn’s sein muss, bringe ich’s vor den Aufsichtsrat.«
»Was nicht das erste Mal wäre.« Plötzlich sprang er auf. »Ich verstehe dich nicht mehr, Susannah. Dauernd legst du mir Steine in den Weg.«
Das stimmte. Immer noch glaubte sie, Sam hätte von allen Partnern die schönste Vision von SysVals Zukunft. Nur seinetwegen war SysVal niemals mit Hierarchien belastet worden, nur er sorgte für eine flüssige, straffe, profitable Organisation.
»Also, ich weiß nicht recht, Susannah ... Du hast dich verändert. Und ich fürchte, nicht zu deinem Vorteil.« Voller Missbilligung wanderte sein Blick über ihre Kleidung. Er mochte es nicht, wenn sie Jeans trug, er hasste kürzeres Haar. Wenn er sie fluchen hörte, inszenierte er eine gigantische Konfrontation. Schließlich hatte sie herausgefunden, was er sich zumindest teilweise zurückwünschte – das Partygirl, das er in der Bibliothek ihres Vaters kennen gelernt hatte.
»Bitte, Sam, wir müssen öfter zusammen sein – ohne klingelnde Telefone und die Leute, die vor unserer Haustür stehen. Da gibt es einige Probleme, die wir lösen sollten. Dafür brauchen wir Zeit. Nur wir beide.«
»Ist dir eigentlich klar, dass du dich in eine zerkratzte Schallplatte verwandelt hast? Davon will ich nichts mehr hören. Ich habe schon genug am Hals. Auch ohne den Scheißdreck, den du mir aufbürdest ...«
»Verzeihung – eh – Sam?«
Ganz vorsichtig trat Mindy Bradshaw in die Küche, als würde es am Boden von Klapperschlangen wimmeln. Die dünne Blondine mit den babyfeinen Haaren, die wie Schleier an ihren Wangen hinabfielen, sah saft- und kraftlos aus. Erst vor kurzem war sie für das New Product Team engagiert worden. Trotz ihrer Intelligenz mangelte es ihr an Selbstvertrauen, und sie hatte Sams öffentliche Schimpftiraden schon mehrmals erdulden müssen. Während der letzten Wochen hatte Susannah sie schon öfter in Tränen aufgelöst aus einem Konferenzraum laufen sehen – nicht ganz das Verhalten, das sie sich von der weiblichen Minderheit des
Personals wünschte. Gerade diese Gruppe wollte sie schützen. Aber obwohl Sam das Mädchen so grausam behandelte, hing es an seinen Lippen und schmachtete ihn an, als könnte er sich jeden Moment frei schwebend vom Boden erheben.
Offensichtlich erleichterte ihn die Unterbrechung. »Ja, Mindy, was gibt’s?«
»Pete und ich haben überlegt – das heißt ...«
»Großer Gott, fangen Sie noch mal von vorn an, okay? Gehen Sie endlich mal in einen Raum, und erwecken Sie den Eindruck, er würde Ihnen gehören. Stehen Sie gerade, schauen Sie mir in die Augen, und schicken Sie mich zum Teufel, wenn Ihnen danach zumute ist.«
»O nein«, erwiderte sie atemlos. »Es ist nur – Pete und ich haben ein paar Zahlen analysiert. Und wir würden gern mit Ihnen unsere Ideen über die Preispolitik durchgehen. Auf dem – eh – Bildverarbeitungsgerät für die Preisvergleiche ...«
»Ja, natürlich.« Sam warf seine leere Coladose in den Recyclingeimer und eilte ohne ein weiteres Wort aus der
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