Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
anderen abgetakelten italienischen Aristokraten verbringen, die jeden Abend in der Pianobar des Hotel Cervo Bellini mit ihr tranken und sie dann in ihre Villa begleiteten, wo sie ihr Bett teilten. In den letzten drei Jahren hatte sie fünf Häuser gekauft, und jedes Mal ihre ganze Energie in Renovierungen und luxuriöse Ausstattungen investiert – stets überzeugt, in diesem Haus würde sie endlich ihr Glück finden. Doch das Glück war die einzige Ware, die sich mit Daddys Millionen nicht kaufen ließ.
Trotz des Gedränges in der SysVal-Halle fand sie einen Platz vor einem Fenster, wo sie halbwegs ungestört stehen und die anderen Gäste beobachten konnte. Aber die Männer nahmen bereits Notiz von ihr, was sie vorausgesehen hatte. Allzu lange dauerte es niemals. Sie wandte sich zum Fenster, das zum Parkplatz hinausging. In der Glasscheibe spiegelte sich ein Mann, der seine Freunde verließ und zu ihr kam. Wild zerzaustes Haar, eine Brille mit Drahtgestell, ein ausgeprägter Adamsapfel, der vehement im Hals auf und ab hüpfte ... Großartig, dachte sie müde, genau das brauche ich jetzt.
Er stützte eine Hand neben ihrem Kopf gegen das Fenster, ein cooler Typ, der einen verschwitzten Abdruck auf dem Glas hinterließ. »So schöne Augen vergesse ich nie. Und Ihre sind hinreißend. Ich heiße Kurt. Haben wir uns nicht schon mal getroffen?«
»Das bezweifle ich, Kurt. Normalerweise rede ich nicht mit Weichspülern.«
Tapfer versuchte er zu lächeln, als hätte sie gescherzt. Aber als ihre Miene kühl blieb, senkten sich seine Mundwinkel. »Äh – soll ich Ihnen einen Drink holen?«
Sie hob ihr volles Champagnerglas, worauf er sich noch überflüssiger und dümmer vorkam.
»Äh – wie wär’s mit einem kleinen Imbiss? Da – äh – gibt’s echt gute Fleischbällchen.«
»Nein, danke. Aber Sie können was für mich tun.«
Sofort verzogen sich seine Gesichtsmuskeln zu einem eifrigen Grinsen, das sie an einen Welpen erinnerte. »Ja.«
»Sie dürfen Leine ziehen, Kurt. Wäre das okay?«
Errötend murmelte er etwas Unverständliches vor sich hin und verschwand mit eingezogenem Schwanz.
Paige biss in ihre Unterlippe, bis es schmerzte. Diesen harmlosen Kerl hätte sie etwas sanfter abwimmeln müssen. Wann war sie so grausam geworden? Geradezu unverzeihlich...
»Was für eine grandiose Darbietung«, erklang eine tiefe Männerstimme hinter ihrem Rücken, und sie drehte sich um.
Attraktive Gesichter vergaß sie niemals, und sie brauchte nicht lange, um Mitchell Blaine zu erkennen. Obwohl sie sich nur verschwommen an die Trauerfeier für ihren Vater erinnerte, wusste sie noch, dass der Mann an Susannahs Seite gestanden hatte. Großflächiges Gesicht. Attraktiv. Und korrekt. O Gott, war er korrekt ... Sicher lagen in irgendeiner seiner Schubladen zahllose, perfekt geordnete Anstecknadeln von der Sonntagsschule.
»Freut mich, wenn’s Ihnen Spaß gemacht hat«, erwiderte sie.
»Ganz und gar nicht. Er ist ein netter Junge.«
Leck mich doch – alle sollen mich lecken ... Eigentlich gar keine schlechte Idee. Paige leerte ihr Glas. »Wollen Sie von hier verschwinden und mit mir ins Bett hüpfen?«
»Nicht unbedingt. Ich bevorzuge Frauen in meinem Bett. Keine Kinder.« In seinen kalten, hellblauen Augen lag nicht einmal die Spur eines Lächelns.
»Bastard!«, stieß sie wütend hervor. »So redet niemand mit mir. Wissen Sie, wer ich bin?« Die Worte hallten in ihren Ohren wider – bockig und affektiert. Doch sie wollte auf einmal dringend alles ausradieren, um etwas anderes zu sagen, etwas, das sie in einen netten, warmherzigen Menschen verwandeln würde.
»Vermutlich Paige Faulconer. Ich habe gehört, Sie wären eingeladen.«
»Und das hat nichts für Sie zu bedeuten?«, fragte sie, ohne die Pose des arroganten Miststücks aufzugeben.
»Nur dass die Klatschgeschichten zutreffen.«
»Welche Klatschgesichten?«
»Nun, Sie sind ein verwöhntes, ungezogenes kleines Mädchen, und man hätte Sie schon vor langer Zeit übers Knie legen sollen.«
»Klingt ja richtig pervers ... Wollen Sie’s versuchen?« Sie fuhr mit ihrer Zunge über ihre Lippen und schenkte ihm ein gekünsteltes Lächeln.
»Darauf verzichte ich lieber. Ich habe schon zwei Kinder. Noch eins brauche ich nicht.«
Nicht einmal ein Wimpernschlag ließ erkennen, wie gedemütigt sie sich fühlte. Stattdessen troff ihre Antwort vor herablassendem Hohn. »Also sind Sie verheiratet. Welch ein Pech für mich ...«
»Warum? Für Sie dürfte
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