Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
erwiderte sie, weil sie alle Nachbarn kannte, und ihre alten Ladys würden sich auf sie verlassen. Sam wandte ein, sie müsse nicht mehr arbeiten, er wisse gar nicht, was er mit seinem ganzen Geld anfangen sollte. Aber Angela beteuerte, ihre Unabhängigkeit sei ihr wichtig. Er schlug ihr sogar vor, einen erstklassigen Friseursalon zu kaufen, wo sie nach Lust und Laune schalten und walten könnte. Doch da hatte sie entgegnet, so hart würde sie gar nicht arbeiten wollen.
Als er sich bückte und den Walkman ausschaltete, riss sie die Augen auf. »Hi, Baby!« Sie schob ihre Sonnenbrille über die Stirn nach oben und richtete sich ein wenig auf. Dabei entstanden Fältchen auf ihrem Bauch. Aber für eine Neunundvierzigjährige besaß sie immer noch eine großartige Figur. »Piekfein siehst du aus«, fuhr sie wie üblich fort. »Hätte mir jemand an deinem achtzehnten Geburtstag erzählt, eines Tages würdest du mit Achtzig-Dollar-Krawatten rumlaufen, wäre ich in schallendes Gelächter ausgebrochen. Dem hätte ich gesagt, er sei völlig übergeschnappt.«
Sam setzte sich in den Korbstuhl an ihrer Seite und bemerkte die rostigen Schrauben in den Armstützen. »So viel bedeuten Klamotten nun auch wieder nicht.«
»Versuch doch mal, ohne sie auszukommen.«
Die Beine ausgestreckt, schaute er zum Himmel hinauf. Dann senkte er die Lider. »Hast du mit Suzie geredet?«
»Gestern rief sie mich an.«
»Sie hat die hirnrissige Idee, sie müsste unbedingt aus unserem Haus ausziehen.«
»Mhm.«
»Und?«
»Willst du Spaghetti?«
»Was hast du ihr gesagt?«
»Gar nichts. Suzie ist eine erwachsene Frau.«
»Und was hat sie zu dir gesagt?«
»Dass sie dich verlässt, Sammy.«
Seufzend hievte er sich aus dem Sessel hoch. »Ja, das bildet sie sich ein. Hör mal – sie will ein Kind.«
»Das weiß ich. Und einen Ehemann. Nun hast du bekommen, was du verdienst, mein Junge. Lange genug habe ich versucht, dir’s klar zu machen.«
»Ehrlich gesagt, du gehst mir wirklich auf den Geist. Du bist meine Mutter, nicht ihre . Dauernd hast du dich auf ihre Seite gestellt. Von Anfang an.«
»Weil ich meine eigene Herrin bin, Sammy. Und ich beurteile die Dinge so, wie ich sie sehe.«
»Tatsächlich?« Die Hände in die Hüften gestemmt, starrte er sie erbost an. »Dann siehst du einiges falsch . Suzie bedeutet mir sehr viel, und ich brauche sie.«
Seufzend streckte Angela eine Hand nach ihm aus. »O Baby, es ist äußerst schwierig, dich zu lieben ...«
»Immerhin hat Databeck ein exzellentes Angebot vorgelegt, Susannah«, betonte Leland Hayward beim Lunch in einem gemütlichen Cafe am Ghirardelli Square. Der Risikokapitalgeber zählte nach wie vor zu den einflussreichsten Aufsichtsratsmitgliedern von SysVal.
Außer dem mächtigen alten Mann und den vier Firmengründern bestand der Aufsichtsrat aus Bankern und Investoren, die eingestiegen waren, als der Betrieb Expansionskapital benötigt hatte. Im Grunde ihres Herzens waren sie alle sehr konservativ. Während der letzten vier Jahre hatte Susannah jeden Einzelnen oft privat besucht und bestürzt festgestellt, wie heftig deren Nerven flatterten. Sogar Hayward, an Risiken gewöhnt, machte sich dauernd Sorgen.
Kopfschüttelnd streute er Süßstoff in seinen Kaffee. »Begreifst du’s nicht? Wenn ein wilder Rebell wie Sam kalte Füße kriegt und uns zum Verkauf rät, muss ich auf ihn hören.«
»Die Firma ist solide«, beharrte Susannah. »Warum sollten wir sie verkaufen?«
»Mit der Entwicklung des Wildfire seid ihr im Rückstand. Soeben ist euch der Deal mit dem Staat Kalifornien durch die Lappen gegangen. Allzu solide erscheint mir das nicht.«
»Den Vertrag haben wir nur wegen dieses lächerlichen Gerüchts über unsere Verkaufsabsichten eingebüßt.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Nur zu gut verstand Susannah die Situation. Hätten Mitch oder sie selbst Bedenken geäußert, die SysVals Finanzlage betrafen, wären die Aufsichtsratsmitglieder beunruhigt, aber nicht verängstigt gewesen. Doch sobald ein verwegener Kerl wie Sam die Segel streichen wollte, gerieten sie in Panik.
Sie tranken ihre Kaffeetassen leer, und Leland beglich die Rechnung. Als er aufstand, runzelte er die Stirn. »Übrigens, Susannah, im Moment bin ich nicht allzu glücklich mit euren Service-Leuten. Vor ein paar Wochen holten sie meinen Computer ab, als ich gerade in Urlaub war. Den haben sie noch immer nicht zurückgebracht – und mir auch kein Ersatzgerät angeboten.«
»Tut mir
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