Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
sich in den Sessel vor seinem Schreibtisch fallen und streifte ihre Pumps ab. »Wirst du sie heiraten?«
Indigniert verdrehte er die Augen. »Also wirklich, Susannah ...«
»Nun?«
Draußen im Flur knisterte der Lautsprecher. »Achtung, Achtung! In diesem Gebäude treibt sich ein entlaufenes Schwein herum. Jeder, der eine zweihundert Pfund schwere Sau erblickt, die auf den Namen Yoda hört, soll sofort das Sicherheitsbüro verständigen.«
Mitch seufzte, und Susannah stöhnte. »Himmel, hoffentlich ist das nur ein Witz.«
»Das kann man in diesem Laden nie wissen.« Susannahs Lächeln erstarb, als ihr bewusst wurde, wie viel ihr SysVal bedeutete – vor allem jetzt, nachdem ihre Ehe gescheitert war. »O Mitch, ich liebe diese Firma. Und ich will sie nicht verlieren.«
Bedächtig nahm er seine Brille ab und klappte die Bügel zusammen. »Ich auch nicht. Aber das wäre nicht das Schlimmste, was uns passieren könnte. Wenn wir SysVal verkaufen, sind wir so reich, dass wir unser Geld nicht einmal in sechs Menschenleben ausgeben könnten.«
Bisher hatte sich Susannah geweigert, auch nur an eine Niederlage zu denken , und es ärgerte sie, dass Mitch damit zu rechnen schien. »Ums Geld geht’s nicht. Wir haben ein grandioses Unternehmen aufgebaut. Das lassen wir uns nicht wegnehmen.«
»Ein Großteil des Aufsichtsrats steht auf Sams Seite. Mach dir nichts vor, Susannah.«
»Auch wir werden unterstützt. Die meisten Mitglieder mögen Sam nicht einmal.«
»Mag sein. Aber wenn er anfängt, ›Feuer‹ zu schreien, werden sie zweifellos zum nächstbesten Ausgang laufen.«
Susannah schob ihre Füße wieder in die Schuhe. Keine Sekunde lang hatte sie die Möglichkeit bedacht, Mitch könnte sich hinter Sam stellen. Jetzt war sie nicht mehr so sicher. »Allmählich gewinne ich den Eindruck, du hast einen Ausweichplan geschmiedet. Und das gefällt mir nicht. Diese Firma werden wir nicht verlieren.«
»Schalt doch mal von Emotionen auf deinen Verstand! Wir müssen uns auf alles gefasst machen. Selbst wenn wir’s nicht wollen, sollten wir der Realität ins Auge blicken. Und es ist durchaus möglich, dass wir einen Fehlschlag erleiden werden.«
Empört sprang sie auf. »Okay, schauen wir der Realität ins Auge! Du und dein Computergehirn! Wenn ich die Initiative ergreife, werden alle an einem Strang ziehen.«
»Jetzt reagierst du ein bisschen übertrieben, Susannah.«
Damit hatte er Recht, was sie aber nicht versöhnlicher stimmte. Sie hatte geglaubt, Mitch würde für alle Zeiten an ihrer Seite kämpfen. Jetzt wurde sie eines Besseren belehrt.
Sobald er zu der Überzeugung gelangte, er würde auf verlorenem Posten stehen, orientierte er sich neu. Und dann würde er wahrscheinlich zum Feind überlaufen. Krampfhaft umklammerte sie die Papiere, die sie bei sich trug. »Entweder bist du für mich oder gegen mich, Mitch. Einen Mittelweg gibt es nicht. Falls du mir helfen willst, verschwende meine Zeit nicht mit diesem feigen Gewäsch. Und wenn du dich gegen mich stellst, dann geh mir verdammt noch mal aus dem Weg, denn in dieser Schlacht werde ich auf keinen Fall untergehen.«
»Heiliger Himmel!« Ungeduldig schob er den Bericht beiseite, den er gelesen hatte, und stand auf. »Bei SysVal geht’s nicht um Leben oder Tod, Susannah, es ist nur eine Firma.«
»Nein! Ein Abenteuer!«, schleuderte sie ihm die Mission ins Gesicht, die bei der SysVal-Gründung in der Presseerklärung gestanden hatte. Aus tiefstem Herzen heraus wiederholte sie Sams Worte: »›Gemeinsam sind wir aufgebrochen, um ein Abenteuer zu bestehen und der Welt den besten Computer zu schenken, den die Menschheit produzieren kann. Qualität und Integrität stellen wir über alles. Wir genießen das Wagnis, denn es gibt uns die Chance, unser Allerbestes zu tun.‹ Daran glaube ich, Mitch. An jede einzelne Silbe!«
»Dieses Wortgeklingel solltest du nicht mit dem wirklichen Leben verwechseln.«
»Das ist kein Wortgeklingel, wir müssen uns an unsere Visionen halten. Nicht nur als Unternehmen, sondern als menschliche Wesen. Sonst würden wir unser Leben vergeuden.«
Wütend stürmte sie zur Tür hinaus und den Korridor entlang. Die festen Bande der Partnerschaft schienen sich unaufhaltsam zu lösen. Automatisch steuerte sie Yanks Labor an. Trotz der späten Stunde würde sie ihn wahrscheinlich
dort antreffen. Nur ein paar Minuten lang wollte sie ihm bei der Arbeit zusehen – nur ein paar Minuten in seiner Nähe würden sie beruhigen.
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Das
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