Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
fantasielos, verglichen mit dem kunstvoll gestalteten Gelände des FBT-Schlosses. »Was steckt wirkliche dahinter, Sam?«, fragte sie leise. »Willst du’s mir heimzahlen? Ist es das ?«
»Um Himmels willen, nein! Kennst du mich so schlecht? Hältst du mich tatsächlich für so einen Scheißkerl?«
Susannah schwieg.
Da sprang er auf, starrte den Teppich an und stieß mit der Spitze seines handgefertigten italienischen Halbschuhs gegen ein Schreibtischbein. »Tu das nicht, Suzie. Wirf nicht alles weg, nur wegen meiner kleinen Eskapade. Inzwischen habe ich Mindy entlassen. Ich dachte, du würdest ihren Anblick nicht mehr ertragen. Deshalb habe ich sie gefeuert. Und ich war in dieser Galerie und hab das Bild zurückgekauft, das dir so gut gefällt.« Wie ein Kind, das unartig gewesen war und sich mit seiner Mutter versöhnen wollte, hielt er ihr kleine Geschenke vor die Nase. Die betrogene Ehefrau fand eine gewisse rachsüchtige Genugtuung, weil er Mindy hinausgeworfen hatte. Aber die SysVal-Präsidentin erkannte die ungerechte Maßnahme, die sie sofort korrigieren musste. In diesem Moment wollte sie allerdings weder ihre Ehe noch Mindys Schicksal erörtern. »Warum möchtest du SysVal verkaufen?«
»Das habe ich doch gesagt. Wir haben ein Vermögen gemacht, und jetzt ist’s an der Zeit, auszusteigen. Hör auf mich, Suzie, alles wird zusammenbrechen. Das spüre ich. Also müssen wir uns abseilen, solange es noch möglich ist.«
Jetzt kehrte die alte Leidenschaft in seine Augen zurück und jagte ihr Angst ein. »Weißt du irgendwas, das du mir nicht verrätst, Sam?«
»Wann bist du so verdammt misstrauisch geworden? Da gibt’s keine Geheimnisse. Schau dir doch die verfluchte Wirtschaftslage an!«
»Wir werden SysVal nicht verkaufen.«
»Natürlich tun wir’s, verdammt noch mal! Weil der ganze restliche Aufsichtsrat hinter mir steht! Das sind Erbsenzähler, die mögen’s nicht, wenn ich nervös werde. Letzten Endes wirst du keine Chance haben, Suzie. Also vertrau mir lieber. Wenn nicht, wirst du ziemlich blöd aus der Wäsche schauen.«
»Daran zweifle ich. Viel eher wirst du wie ein begossener Pudel dastehen.«
»Gemeinsam haben wir diese Firma aufgebaut. Und wir müssen sie gemeinsam fallen lassen. Dafür werde ich sorgen.« Mit langen Schritten ging er an ihr vorbei zur Tür. »Stell dich nicht gegen mich, Susannah. Ich warne dich. Solltest du mich bekämpfen, wird es der letzte große Fehler sein, den du bei SysVal machst.«
Am nächsten Nachmittag um drei trat der SysVal-Aufsichtsrat zusammen. Mitch, Susannah und Yank glänzten durch Abwesenheit. Ungeduldig wanderte Sam im Konferenzraum umher, während einer seiner Assistenten nach den drei Partnern fahndete. Schließlich kehrte der Mann mit erstaunlichen Neuigkeiten zurück. Mitch habe wegen eines Notfalls nach Boston fliegen müssen, Susannah und Yank seien unauffindbar. Prompt überstimmte der SysVal-Vorstand Sams Wunsch, die Besprechung trotzdem abzuhalten, und so wurde sie verschoben.
Erbost stapfte Sam in den Korridor hinaus. Unfassbar, dass Susannah ihn so dreist herausforderte ... Warum musste
sie so gottverdammt starrsinnig sein? Klar, er hätte sich denken können, dass sie ausflippen würde, wenn sie seine Seitensprünge mitbekam. Die bedeuteten ihm aber doch überhaupt nichts. Warum verstand sie das nicht. Nur mit ihr wollte er sein Leben verbringen. War das so schwer zu begreifen?
In seinem Büro angekommen, drängte er sich zwischen den Leuten hindurch, die im Vorraum warteten und ihn sprechen wollten. Kategorisch teilte er seinen Assistenten mit, sie hätten fünfzehn Minuten Zeit, um Susannah aufzuspüren. Dann sperrte er sich in seinem Privatbüro ein. Sie wollte ein Baby. Okay. Er würde ihr sagen, damit sei er einverstanden. Vielleicht brauchte sie wirklich ein Kind, und das würde sie beruhigen.
Plötzlich merkte er, dass er schwitzte. Jesus, er hatte Angst .
Das alles passierte viel zu schnell. Irgendwie musste er seine Partner veranlassen, SysVal zu verkaufen, und Susannah zurückerobern. Nicht wegen der Firma. Seinetwegen.
Mit einem Mal sah er die Dinge etwas klarer. Dass er sich unglücklich fühlte – daran durfte er nicht nur Susannah die Schuld geben. Vielleicht lag’s tatsächlich an ihm selber. Aber sie wusste doch, wie verrückt er sich manchmal aufführte. Er machte halt gerade schwere Zeiten durch. Dafür sollte sie Verständnis aufbringen. An seiner Liebe konnte sie nicht zweifeln. Und er brauchte sie. Wenn
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