Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Leid.« Susannah nahm ein kleines Notizbuch aus ihrer Handtasche und trug eine Gedächtnisstütze ein. Nach der SysVal-Philosophie war jeder Angestellte, der eine Beschwerde entgegennahm, für die Korrektur verantwortlich. Da bildete niemand – vom Aufsichtsratsvorsitzenden bis zur kleinsten Schreibkraft – eine Ausnahme.
»Diese Maschine mochte ich«, fuhr Leland fort. Und dann kicherte er. »Ein Blaze-III-Testmodell zu besitzen – dabei fühlte ich mich wie ein Pionier.«
Verwundert schaute sie ihn an. »Ein Testmodell?«
»Das hat Sam mir geschenkt. Als er herausfand, dass ich keinen Computer benutze, verkündete er, ich sei eine Schande für die Firma. Es dauerte eine Weile, bis ich mich dran gewöhnte. Aber jetzt kann ich ganz gut damit umgehen.«
Plötzlich erinnerte sich Susannah an ihren eigenen verschwunden Computer. Hatte jemand aus der technischen Abteilung alle dreizehn Testmodelle eingesammelt, um Ärger zu machen? Sie versprach Leland, sie würde ihm noch an diesem Nachmittag ein Ersatzgerät schicken. Dann bat sie ihn erneut, noch einmal über den Verkauf nachzudenken.
»Nein, Susannah, ich habe gelernt, meinen Instinkten zu vertrauen«, erwiderte er. »Und die verraten mir, dass SysVal in ernsthaften Schwierigkeiten steckt.«
Enttäuscht und deprimiert kehrte sie in ihr Büro zurück. Die Sekretärin gab ihr ein paar telefonische Nachrichten, und sie blätterte darin, in der Hoffnung, endlich etwas von ihrer Schwester zu hören. Seit Tagen rief sie immer wieder in der Villa auf Sardinien an und richtete dem Hausmädchen aus, Paige möge sich melden. Ohne Erfolg.
Auch am nächsten Morgen dachte sie an ihre Schwester, als Lydia Dubeck in ihr Büro kam, eine eifrige junge Betriebswirtin mit Harvard-Abschluss, die erst seit kurzem
zum SysVal-Management gehörte. »Das macht mich noch wahnsinnig, Susannah! In der technischen Abteilung scheint niemand irgendwas über einen Rückruf dieser dreizehn Testmodelle zu wissen. Kein einziger Benutzer wollte was reparieren lassen, niemand hat was von irgendwelchen Problemen gehört. Eigentlich eine gute Nachricht.«
Trotzdem machte sich Susannah Sorgen. »Sams Assistenten müssten eine Liste aller Kunden haben, die diese Geräte besitzen. Lassen Sie die Liste checken, Lydia, und den Zustand jeder einzelnen Maschine überprüfen.«
Am späten Nachmittag kam Lydia wieder zu ihr, sichtlich müde und irritiert. »Keine Ahnung, was da los ist ... Offenbar hat nur Sam eine Datei, die diese Liste enthält. Man könnte meinen, das wäre ein Staatsgeheimnis. An seinen Computer konnte ich nicht ran. Seine Assistenten haben es verhindert. Und als ich ihn endlich traf, hatte er gerade einen Anfall.«
Was das bedeutete, musste Susannah nicht fragen. Offenbar hatte das Mädchen eine der berühmten Strafpredigten ertragen müssen. Nach kurzer Überlegung entschied sie, es wäre unklug, mit Sam wegen einer vermutlich trivialen Sache zu streiten – noch dazu, wo ein viel größerer Kampf bevorstand. »Danke für Ihren Versuch, Lydia. Vergessen Sie’s erst mal.«
Den restlichen Nachmittag verbrachte sie mit Besprechungen. Um sechs war die letzte beendet, und sie beschloss nachzusehen, ob Mitch noch in seinem Büro war. Dann könnten sie ein paar neue Ideen zur Wildfire-Finanzierung erörtern.
Mitch arbeitete in einem formelleren Büro als seine Partner, mit weißbraun gestreiften Vorhängen und tiefen, komfortablen Sesseln. An den Wänden hingen ein paar Urkunden – Auszeichnungen für sein wohltätiges Engagement – und gerahmte Fotos seiner Kinder.
In einen umfangreichen Bericht vertieft, saß er hinter seinem Schreibtisch, und Susannah hielt kurz inne, um ihn zu betrachten. An seinen Handgelenken schimmerten dezente goldene Manschettenknöpfe. Der Hemdkragen war korrekt geschlossen, die Krawatte ordentlich verknotet. Als er aufblickte, spiegelte sich das Licht der Schreibtischlampe in seiner Hornbrille. Sekundenlang versuchte sie, diese Bastion respektablen Managements mit dem Mann in Einklang zu bringen, der ihre Schwester so leidenschaftlich geküsst hatte.
»Gehst du mit mir essen?«, schlug sie vor.
»Tut mir Leid, ich bin mit Jacqueline verabredet.« Sie schnitt eine Grimasse, und er hob die Brauen. »Natürlich kannst du uns begleiten, du bist uns stets willkommen. Jacqueline schätzt deine Gesellschaft.«
»Danke, da passe ich lieber. Heute Abend bin ich nicht in der richtigen Stimmung, um über tote Philosophen zu diskutieren.« Sie ließ
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