Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
sie ihn verließ, würde sie alles mitnehmen, was ihm zum Ausgleich seines Charakters fehlte.
»Natürlich begleite ich dich sehr gern«, versicherte Yank, während er mit Susannah das leere Schlafzimmer einer luxuriösen Eigentumswohnung inspizierte, die in einem eben erst erbauten Multimillionen-Dollar-Komplex lag. Dazu gehörten ein Hallenschwimmbad, ein Solarium und eine spektakuläre
Aussicht. »Aber ich brauche keinen Babysitter. Heute Nachmittag wäre ich auch ohne deine Hilfe unerreichbar gewesen. Und ich wünschte, das hättest du mir zugetraut.«
Susannah schaute auf ihre Armbanduhr. Punkt vier. Inzwischen müsste die Aufsichtsratssitzung beendet sein. Mit einem sanften Lächeln bat sie Yank um Verzeihung. »Womöglich wärst du von irgendwas abgelenkt worden und hättest die Zeit vergessen. Das durfte ich in diesem Fall einfach nicht riskieren.«
Statt das Lächeln zu erwidern, musterte er sie mit unergründlichen Augen.
Beklommen schaute sie weg. Wie unheimlich er manchmal wirkte ... Nie wusste sie, was er dachte. Wahrscheinlich wusste das niemand.
Der Immobilienmakler hatte sie mit Yank allein gelassen, damit sie die Wohnung in Ruhe ein zweites Mal besichtigen konnten. Diesen freien Nachmittag wollte sie nutzen, um sich für ein neues Heim zu entscheiden. Blicklos schaute sie durch die Bogenfenster zu den Bergen hinüber. »Ich glaube, es ist okay.«
»Zumindest angemessen. Sobald die Räume eingerichtet sind, werden sie toll aussehen.«
Susannah dachte an das protzige Gold- und Brokatdekor in Yanks Haus. Diesen Stil hatte eine seiner Verflossenen bevorzugt.
Im Erdgeschoss erklangen laute Geräusche – eine Tür wurde aufgestoßen und fiel krachend ins Schloss. Als Susannah polternde Schritte auf der Treppe hörte, hielt sie den Atem an, und Yank runzelte die Stirn.
Sam stürmte ins Schlafzimmer. »Das glaube ich nicht! Allmählich weiß ich nicht mehr, ob ich dir noch vertrauen kann!«
Unfähig, ihren Zorn zu zügeln, fauchte Susannah ihn an. »Ausgerechnet du willst mit mir über Vertrauen reden?«
»Du besitzt ein Haus, Susannah!«, schrie er. »Mein Haus. Unser Haus. Wozu brauchst du eine Wohnung?«
»Darüber will ich jetzt nicht sprechen, Sam. Bitte, geh!«
Als er auf sie zukam, trat Yank dazwischen. Obwohl er sich keineswegs überstürzt bewegte, versperrte er Sam effektvoll den Weg zu Susannah. »Es wäre besser, du würdest diese Wohnung verlassen, Sam«, sagte er in ruhigem Ton. »Susannah möchte dich nicht hier haben.«
»Verschwinde!« Sam hob die Fäuste und versuchte, ihn beiseite zu stoßen. Aber Yank war trotz seines schlanken Körperbaus kräftig und durchtrainiert. Wenn er auch ein wenig schwankte, hielt er die Stellung. An Sams Hals begann eine Ader zu pulsieren. »Und ich dachte, du wärst mein Freund!«, herrschte er ihn an. »Heute hättest du an der Aufsichtsratssitzung teilnehmen müssen. Stattdessen hilfst du meiner Frau, mir den Laufpass zu geben!««
»Ich habe Yank gebeten. mit mir hierher zu kommen«, erklärte Susannah. Wie peinlich Sams Wutausbruch war ... Wieder einmal gewann sie den Eindruck, sie würde ihn distanziert beobachten, mit neuen, klügeren Augen.
»Sicher hat er sich geradezu überschlagen , um dir beizustehen«, spottete Sam.
Yank schloss die Augen. Gequält verzog er die Lippen. »Ich fürchte, ich kann auf dich verzichten, Sam. Ja, Susannah und ich – wir beide werden uns wohl oder übel von dir lossagen.«
Wie vom Blitz getroffen, stand Sam da, dann verzerrte sich sein Gesicht.
»Heute Morgen war ich bei einem Anwalt«, sagte Susannah tonlos. »Nichts, was du jetzt tust, wird einen Unterschied machen.« In einem weiten Bogen ging sie um ihn herum, und Yank folgte ihr in den Hausflur.
»Mach das nicht, Susannah!«, rief Sam von der Tür her. »Komm sofort mit mir nach Hause!«
Aber sie ließ sich auf keinen weiteren Streit ein und stieg unbeirrt die Treppe hinab.
Statt ins Büro zurückzukehren, fuhr Sam zum Haus seiner Mutter. Sie sonnte sich gerade im Hinterhof und trug einen Bikini aus glänzendem bronzebraunem Stoff, der nicht so aussah, als hätte er jemals das Wasser gesehen. Über ihren Ohren klemmten die Kopfhörer eines Walkmans. Die Augen hatte sie unter einer Sonnenbrille mit dem goldenen Monogramm A. G. auf einem Glas geschlossen.
Obwohl er seiner Mom angeboten hatte, ihr ein Haus zu kaufen, wo immer sie’s wollte, weigerte sie sich, aus ihrer gewohnten Umgebung wegzuziehen. Hier würde sie gern leben,
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