Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
»Vielleicht veranstalte ich am Samstag ein Barbecue. Dazu seid ihr alle eingeladen.«
»Tut mir Leid, mein Süßer«, erwiderte Paige. »Ausgerechnet an diesem Tag ruft die Pflicht. Ich muss bei der jährlichen FBT-Party in Falcon Hill die Gastgeberin mimen. Natürlich wäre ich lieber mit dir zusammen. O Gott, wie ich diese Feten hasse!«
»Warum machst du’s dann?«
»Weil Cal so viel für mich tut. Wenn er mich um einen Gefallen bittet, darf ich ihm keinen Korb geben.«
Mitch und Susannah wechselten einen kurzen Blick. Weder ihm noch ihr gefiel der Einfluss, den Cal Theroux auf Paige ausübte. Da er ein Tabuthema zwischen den Schwestern war, hatte sich Susannah an Mitch gewandt und ihn gebeten, er möge Paige veranlassen, etwas mehr Interesse an FBT-Angelegenheiten zu zeigen und ihre Stimmrechte zurückzufordern. Aber sie hatte erwidert, er solle sich um seinen eigenen Kram kümmern.
Nachdem sich die Männer an diesem Abend verabschiedet hatten, sank Paige mit einer Zeitschrift auf die Couch. Susannah trug ihren Aktenkoffer zu einem Sessel. Als sie ihn öffnete, sah sie den dicken braunen Umschlag, den sie im Büro hineingelegt hatte. Sekundenlang entsann sie sich nicht, was er enthielt, dann fiel es ihr wieder ein. Diesen Bericht über Edward Fiella, schon seit langem fertig gestellt,
hatte ihr die Security-Abteilung an diesem Tag zurückgeschickt. Im Büro war sie nicht dazu gekommen, ihn noch einmal zu studieren. Das wollte sie jetzt nachholen, bevor sie ihn zu den Akten legte.
Sie lehnte sich im Sessel zurück und schlug den Aktenordner auf. Nach einer Weile bemerkte sie, dass Paige sichtlich betrübt ins Leere starrte. »Was stimmt denn nicht?«
Abrupt kehrte Paige in die Realität zurück. »Alles okay.«
»Eigentlich dachte ich, wir würden uns nichts mehr verheimlichen. Gibt’s Probleme im Heim?« Vor einiger Zeit hatte Paige begonnen, in einer Zufluchtsstätte für misshandelte Frauen zu arbeiten. Obwohl sie ihre neue Tätigkeit liebte, war sie manchmal deprimiert, weil sie so viel Leid mit ansehen musste.
Seufzend schüttelte sie den Kopf und legte die Zeitschrift beiseite. »So ehrenwerte Schwierigkeiten sind’s nicht. Ich dachte nur ... Wieso hast du immer noch keinen Mann an deiner Seite? Seit du Sam verlassen hast, ist fast ein Jahr vergangen. Und deine Scheidung wird bald abgewickelt sein.«
»Ich habe kaum Zeit für ein Privatleben. Außerdem bin ich im Augenblick nicht besonders amüsant. Es fällt einem schwer, Heiterkeit zu verbreiten, wenn man schon wieder siebenhundert Leute entlassen musste.«
»Vermisst du männliche Gesellschaft kein bisschen?«
»Ich bin doch den ganzen Tag mit Männern zusammen.« Mit voller Absicht wich Susannah dem brisanten Thema aus.
»Das meine ich nicht.«
Was ihre Schwester meinte, wusste Susannah nur zu genau. Aber sie würde ihr sicher nicht von den peinlichen sexuellen Fantasien über Mitch erzählen. Stattdessen gestand sie eine andere Tatsache. »Jeden Tag brauche ich meine ganze Kraft, um neue Schwierigkeiten zu überstehen. Deshalb
kann ich mich nicht dazu noch mit einem emotionalen Engagement belasten.«
»Und Sex? Fehlt er dir nicht?«
»Doch, sogar sehr.«
Unglücklich runzelte Paige die Stirn. »Ich weiß, es ist albern – aber in Griechenland nahm Yank mir das Versprechen ab, eine Zeit lang mit niemandem zu schlafen. Keine Ahnung, warum ich zugestimmt habe, aber – du weißt ja, wie er ist. Kurz nach meiner Rückkehr wurde ich wütend und sagte ihm, ich würde es mit jedem treiben, der mir gefällt. Doch das tat ich nicht. Als ich letzten Monat für ein paar Tage nach Paris flog, nahm ich mir vor, mich zu amüsieren. Da habe ich einen Freund, einen echt netten Playboy. Und ich rief ihn nicht einmal an. O Gott, Suze, seit einer Ewigkeit verzichte ich auf Männer!«
»Offenbar ist die Askese ansteckend. Sogar Mitch hat die langweiligen Frauen abserviert, die er früher so oft getroffen hat.« Sobald Susannah die Worte ausgesprochen hatte, wünschte sie, sie hätte seinen Namen nicht erwähnt. Natürlich ging er nicht mehr mit diesen Frauen aus, weil ihn ihre Schwester interessierte. Um ihre Gefühle zu überspielen, fügte sie hinzu: »Vielleicht war’s richtig für dich, eine Zeit lang ohne Männer auszukommen.«
»Mag sein. Aber ich muss dauernd an Sex denken. Welch eine Ironie – früher war ich gar nicht so versessen drauf.« Plötzlich stand Paige von der Couch auf, als hätte sie zu viel gesagt. »Ich – ich glaube,
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