Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
heute Nacht sollte ich daheim schlafen. Morgen früh bespreche ich mit Cal die FBT-Party. Wenn ich schon jetzt nach Falcon Hill fahre, muss ich mich morgen früh nicht mit der Rushhour herumschlagen.«
Susannah nickte. Wegen ihrer ständig wachsenden Sorgen war sie keine gute Gesellschaft, und sie nahm ihrer Schwester nicht übel, dass sie die Flucht ergriff. Gemeinsam
gingen sie in die Diele. Paige ergriff ihre Handtasche und ihre Jacke, küsste Susannahs Wange und verließ das Haus.
In dieser Sommernacht erhellte ein leuchtender Vollmond die Landschaft. Die Luft duftete nach Blumen. Während der Heimfahrt konzentrierte sich Paige auf den schönen Sternenhimmel, damit sie nicht zu weinen anfing. Trotzdem begannen die Tränen zu fließen, bevor sie den Highway erreichte. Sie hasste es zu weinen, das zeugte von Schwäche, und sie fand es blödsinnig und kindisch. Aber seit Yank Yankowski in ihr Leben getreten war, hatte sie viel zu nah am Wasser gebaut. O Gott, seit Monaten führte sie sich wie eine Verrückte auf. Jedes Mal wenn sie Susannahs Tür öffnete und er dort war, fühlte sie sich, als hätte jemand unverdünntes Heroin direkt in ihre Adern gejagt.
Sie musste nur die Augen schließen, und schon sah sie ihn vor sich. In jede Änderung seines Gesichtsausdrucks versuchte sie, Botschaften hineinzulegen, seine kurzen rätselhaften Kommentare in kunstvolle Sonette voller Leidenschaft zu verwandeln. Doch das klappte nicht. Dafür war er zu realistisch.
Von allen Streichen, die ihr der Allmächtige gespielt hatte, war dieser der allerschlimmste. Ausgerechnet sie – eine Frau, der die attraktivsten Männer der Welt zu Füßen lagen – verliebte sich in einen zerstreuten Freak, der offensichtlich ihre dumme, blinde Schwester anbetete.
Susannah trug die Edward-Fiella-Akte die Treppe hinauf. An diesem Abend wollte sie noch eine Zeit lang arbeiten, da sie ohnehin nicht sofort einschlafen würde. Und wenn doch, könnten ihr grausige Albträume auflauern. Aus dem Bad zurückgekehrt, kletterte sie ins Bett, schob ein paar Kissen hinter ihren Rücken und blätterte in dem Dossier. Diese Informationen hatte sie monatelang immer wieder durchgesehen, und sie erwartete, nichts Neues zu finden.
Trotzdem wollte sie ein letztes Mal hineinschauen. Auf der ersten Seite der Kopie eines Bewerbungsschreibens befand sich ein brauner Ring – der Abdruck einer Kaffeetasse. SysVal hatte Fiella direkt vom College weg engagiert. Sechs Monate später hatte er gekündigt. Nachdenklich blätterte sie weiter. Wie sie wusste, hatte er sein Studium an der San Jose State abgeschlossen. Nun studierte sie seine College-Geschichte. Keine Studentenverbindungen, keine nennenswerten beruflichen Kontakte. Im Sommer vor seinem Studienabschluss hatte er einen Job im Mendhan Hills Yacht Club angenommen und den Computer für die Buchhaltung programmiert.
Abrupt stockte ihr Atem. Warum war ihr das nicht schon früher aufgefallen? Oft genug hatte sie den Mendhan Hills Yacht Club besucht – einen eher kleinen Verein, der aber zu den vornehmsten in der Bay Area zählte. Und Cal Theroux war dort Clubmitglied, seit sie ihn kannte.
Ihr Puls raste. Bis vor wenigen Sekunden war es kühl im Schlafzimmer gewesen. Jetzt schienen abrupt Feuerströme durch ihre Adern zu fließen. Zieh keine übereilten Schlüsse, ermahnte sie sich und schlug die Bettdecke zurück. Cal gehörte nicht als einziger ranghoher FBT-Manager zu den Clubmitgliedern, und sie durfte einen ehemaligen SysVal-Angestellten nicht verdächtigen, nur weil er sich eine Zeit lang in der Nähe eines Konkurrenten aufgehalten hatte. Bevor der Falcon 101 auf den Markt gekommen war, hatten FBT und SysVal nicht rivalisiert. Sogar danach wäre der Vertrag mit dem Staat Kalifornien für SysVal viel wichtiger gewesen als für FBT.
Aber all die logischen Argumente vermochten sie nicht zu überzeugen. Sie griff zum Telefon, rief Hal Lundeen an und erzählte ihm, was sie herausgefunden hatte.
Zwei Tage später kam er mit den Informationen, die sie brauchte, in ihr Büro. »Da sind Sie wirklich über was gestolpert,
Mrs. Faulconer«, begann er und öffnete sein Notizbuch. »Cal Theroux kümmerte sich im Mendhan Hills Yacht Club um die Installation des computerisierten Buchhaltungssystems. Und Fiella arbeitete daran. Also kannten sich die beiden definitiv.«
Susannahs Finger krampften sich um einen Kugelschreiber. Nun durfte sie ihren Instinkten folgen. Sobald sie in Fiellas Akte den Hinweis auf den
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