Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
weckte ihr fröhliches Geschwätz neue Lebensgeister. Obwohl sie das größte Aktienpaket des gefährlichsten Konkurrenten besaß, machte es ihnen nichts mehr aus, SysVal-Geheimnisse zu verraten. Paige interessierte sich nicht für die geschäftlichen Diskussionen, die rings um den Esstisch entbrannten. Nur was jeder essen und trinken wollte, war ihr wichtig.
Susannahs Hände umfassten das Lenkrad etwas fester, hin und her gerissen zwischen der Liebe zu Paige und der Eifersucht, die seit Monaten wuchs. Falls Mitch da war, würde er erotische Anspielungen mit ihrer Schwester austauschen und wie ein Idiot grinsen. Das fiel ihr ganz gewaltig auf die Nerven. Geradezu widerwärtig fuhren die beiden aufeinander ab. Sogar ein Blinder würde merken, wie ideal sie zusammenpassten. Yin und Yang, die perfekte Kombination von Gegensätzen. Warum gehen sie nicht endlich ins Bett und erlösen mich von meinem Elend?
Nein, das wollte sie nicht. Wenn sie auch beide liebte und erkannte, dass sie füreinander bestimmt waren – sie fand
den Gedanken, sie könnten tatsächlich ein Paar werden, viel zu schmerzlich. Sie hasste ihre Selbstsucht. Aber dieses Gefühl ließ sich nicht verdrängen. Inständig wünschte sie, ihre Freundschaft mit Mitch wäre wieder so wie früher, doch seine wachsende Zuneigung für ihre Schwester schien sie auszuschließen. Weil sie deshalb so unglücklich war, hatte sie vor ein paar Wochen sogar versucht, mit Yank darüber zu reden. Da hatte er ihr sein unergründliches Lächeln geschenkt und verkündet, alles würde zur richtigen Zeit geschehen, und sie müsse nur ein bisschen Geduld aufbringen. Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt.
Als sie ihr Haus betrat, drangen drei Stimmen aus dem Wohnzimmer. Wie erwartet, verköstigte Paige die beiden Partner. Eine Zeit lang stand Susannah unbemerkt in der Tür und beobachtete das Getue, das ihre Schwester um die Männer machte. Immer wieder sprang sie auf und holte besondere Leckerbissen vom Sideboard, fischte Pilze aus dem Salat, die Yank nicht mochte, oder fügte Oliven hinzu, die Mitch bevorzugte. Sie glich einer fürsorglichen Hausfrau mit dem Körper eines Playmates. So innig Susannah sie auch liebte – Paiges sanfte Weiblichkeit vermittelte ihr allmählich den Eindruck, sie selbst wäre ein Neutrum. Ihre Schwester verkörperte die Traumfrau aller Männer – Mutter und Sexgöttin in einer Person. Wie soll ich jemals damit konkurrieren?
Nicht, dass sie so etwas anstrebte ... Sie liebte Mitch nicht. Die große Liebe ihres Lebens war ihr bereits begegnet. Und wozu hatte jenes Glück geführt? Trotzdem begann sie Mitch mit anderen Augen zu sehen. Verständlicherweise – denn sie war sinnlich, ihr Körper nicht an Enthaltsamkeit gewöhnt und Mitch ein unglaublich attraktiver Mann. Während der letzten acht Monate hatten neue graue Strähnen sein rotblondes Haar durchzogen. Um die Mundwinkel bildeten sich tiefere Falten. Doch diese Veränderungen
beeinträchtigten seine Anziehungskraft nicht, ganz im Gegenteil – in den Augen einer Frau, die fast ein Jahr lang mit keinem Mann intim gewesen war, wirkte er viel zu verführerisch.
In seinen Sessel zurückgelehnt, streckte er sich wie ein wohlgenährter Kater. Susannah beobachtete sein elegantes Hemd, das sich über der breiten Brust spannte, und eigenartige Schwindelgefühle stiegen ihr zu Kopf.
»Schade, dass wir dich nicht einpacken und verkaufen können, Paige«, witzelte er. »An dir würden wir Millionen verdienen.«
Paige verschränkte ihre Arme auf dem Tisch, beugte sich vor und gewährte beiden Männern einen tiefen Einblick auf ihre prallen Brüste. »Und welchen Teil von mir möchtest du verpacken? Meine Kochkünste – oder andere Talente?«
Mitch grinste, was er nur in ihrer Gegenwart tat. »Da wir Freibeuter-Kapitalisten sind: was immer den besten Gewinn erzielt.«
»Wahrscheinlich Paiges kulinarische Fähigkeiten«, schlug Yank vor.
In komischer Verblüffung schüttelte Mitch den Kopf. »Lass dich lieber wieder mit Frauen ein, Yank. Seit du damit aufgehört hast, siehst du die Dinge aus einem falschen Blickwinkel.«
»Heilige Männer treffen sich nicht mit Frauen.« Paiges Stimme klang seidenweich. »Oder, Yank? Heilige Männer brauchen keine Frauen, weil sie über fleischliche Gelüste erhaben sind.«
Wie so oft, wenn er mit ihr zusammen war, verzogen sich seine Lippen zu einem traurigen, geduldigen Lächeln. Dann entführten ihn seine Gedanken wieder zur gewohnten Position an der
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