Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Yachtclub entdeckt hatte, war sie sich sicher gewesen – Cal trug die Schuld an der Sabotage des Blaze! Sie dachte an den Hass, der ihn seit so vielen Jahren verzehren musste. Hatte sie wirklich geglaubt, er würde die geplatzte Hochzeit jemals vergessen und keine Rachepläne schmieden? »Wir brauchen Beweise, die vor Gericht bestehen würden«, erklärte sie. »Etwas Substanzielleres als das hier.«
»Geben Sie mir ein paar Tage Zeit. Mal sehen, was ich ausgraben kann. Ich schätze, je mehr ich über Ihren Mr. Theroux rausfinde, desto deutlicher werden sich seine unlauteren Machenschafen herauskristallisieren. Auf seinem Weg zur FBT-Spitze ist er auf jeden Fall über mehrere Leichen hinweggestiegen.«
Sobald er ihr Büro verlassen hatte, arrangierte sie eine Besprechung mit Mitch und Yank und erzählte ihnen von ihren neuen Erkenntnissen. Aber keiner der beiden Männer, die wissenschaftliche Methoden bevorzugten, war von Susannahs Schlussfolgerungen beeindruckt.
»Das sind ernsthafte Anschuldigungen«, gab Mitch zu bedenken, »und du hast nur Indizienbeweise. Wenn Lundeen nicht was Hieb- und Stichfestes auftreibt, wird uns das nicht weiterhelfen.«
»Sicher wird er was finden«, erwiderte sie zuversichtlich. »Er muss was finden.«
Aber eine Woche später hatte Hal nichts Wichtigeres zu bieten als hässliche Anekdoten, die Cals ehemalige Kollegen
über seinen skrupellosen, aber effektvollen Aufstieg in der FBT-Hierarchie erzählt hatten. Während die erste Juli-Woche in die zweite überging, litt Susannah unter schlaflosen Nächten und konnte kaum essen. Das Wochenende brach an. Den ganzen Samstag saß sie im Büro an ihrem Schreibtisch. Mitchs Kinder waren nach San Francisco gekommen, und er besuchte mit ihnen ein Giants-Match. Weil Paige an diesem Abend als Gastgeberin auf der alljährlichen FBT-Party fungieren musste, hatte Mitch das geplante Barbecue auf den nächsten Nachmittag verschoben. Susannah freute sich auf ein Wiedersehen mit den Kindern, fürchtete sich aber gleichzeitig davor, Paige und Mitch zusammen zu sehen.
Um sieben Uhr abends war sie völlig erschöpft. Trotzdem wollte sie noch nicht nach Hause fahren. Sie verließ ihren Schreibtisch und wanderte durch leere Korridore. In vielen Fluren waren die Lichter gedimmt, die Büros unbesetzt. Wehmütig erinnerte sie sich an die Zeiten, wo hier an jedem Samstagabend reges Leben und Treiben geherrscht hatte. Jetzt hallten ihre Schritte hohl vom Fliesenboden wider. Sie spähte in Labors, wo noch vor einem Jahr eifrige junge Ingenieure mit ihren neuesten Erfindungen geprahlt hatten. Niemand warnte über das Lautsprechersystem vor entlaufenen Schweinen oder japanischen Attacken. War die ganze brillante, kühne SysVal-Welt nur eine Illusion gewesen?
Müde legte Susannah ihre Wange an eine kühle grüne Wand. Das Abenteuer hatte ein Ende gefunden, und die Niederlage stürzte sie in eine so tiefe Verzweiflung, dass sie beinahe zu Boden gesunken wäre. Cal Theroux hatte sie besiegt. In diesen Minuten würde die Party in Falcon Hill beginnen. Und während er eine prahlerische Rede hielt und die FBT-Erfolge rühmte, würde er insgeheim SysVals Vernichtung feiern.
Susannah dachte an die vielen talentierten jungen Männer,
die aus allen Staaten nach San Francisco gekommen waren, um für SysVal zu arbeiten – an die zahllosen Schicksale, die Cals Rachedurst beeinflusst hatte. Und in ihrer Fantasie sah sie ihn durch den Garten von Falcon Hill tanzen.
Verzweifelt kniff sie die Lider zusammen. Vor so vielen Jahren hatte Mitch sie Hot Shot genannt. Diesen Spitznamen verdiente sie nicht. Wäre sie tatsächlich so grandios, hätte sie eine Idee. Eine wirkliche Superfrau würde ...
Und dann riss sie die Augen auf. Für eine kurze Weile stand sie reglos da und atmete kaum, bevor sie auf ihre Uhr schaute und zu laufen begann.
31
Die Bibliothek von Falcon Hill sah unverändert aus. Immer noch beherrschte der wuchtige Mahagonischreibtisch ihres Vaters den großen Raum. Den Telefonhörer am Ohr stand Susannah daneben und wartete auf das Klingeln im Gartenhaus. Sie trug ein schmal geschnittenes Abendkleid aus scharlachrotem Chiffon, am Oberteil mit Rheinkieseln bestickt. Während sie sich umsah, dachte sie an jenen Abend, an dem sie in dieses Zimmer getreten war und Sam hinter dem Schreibtisch angetroffen hatte, den Blick zur kupfernen Reliefdecke gerichtet. Auch damals war eine Party gefeiert worden.
»Ja?« Die Stimme, die sich im Gartenhaus meldete, sprach mit
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