Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Sie dazu bereit?«
»Natürlich nicht, mein Vater wäre wütend ...«
»Allmählich fallen Sie mir auf die Nerven.« Seine Lippen verkniffen sich, seine Faust schlug auf den Lederkoffer. »Ob ich Ihnen das da zeigen soll, weiß ich nicht. Selbst wenn’s der einzige Weg wäre, an Ihren Alten ranzukommen. Es missfällt mir einfach, wie Sie sich benehmen.«
Ein paar Sekunden lang nahm ihr seine Frechheit die Sprache. »Wie ich mich benehme, missfällt Ihnen?«
»Schlimm genug, dass ich mit dem Hut in der Hand zu einer reaktionären Firma wie FBT gehen muss!«
Unverhohlene Ketzerei in Joel Faulconers Bibliothek ... Statt sich zu ärgern, empfand sie eine seltsame prickelnde Erregung. Sofort verdrängte sie das Gefühl und tat Buße für die illoyale Anwandlung. »FBT gehört zu den fortschrittlichsten, einflussreichsten Konzernen auf der Welt.« Jetzt sprach sie endlich im gleichen pompösen Ton wie ihr Vater. Das vermittelte ihr Sicherheit.
»Wenn FBT so fortschrittlich ist – wieso finde ich dann in diesem ganzen Verein keinen einzigen Typen, der mit mir reden will?«
»Vielleicht lässt sich das mit Ihrem offensichtlichen Mangel an Referenzen erklären, Mr. Gamble.« Und mit Ihrer Lederjacke, fügte sie in Gedanken hinzu. Mit Ihren Motorradstiefeln und den langen Haaren. Und mit diesen Jeans, die viel zu viel zeigen ...
»Referenzen sind Scheiße.« Seufzend ergriff er den Koffer und strich mit einer fahrigen Geste durch sein Haar. »Hören Sie, erst mal muss ich drüber schlafen. Sie senden mir gemischte Signale, Miss. Keine Ahnung, woran ich mit Ihnen bin ... Ich sag Ihnen was ... Wenn ich entscheide, dass Sie okay sind, treffen wir uns morgen Mittag in der Rotunde vom Palace of Fine Arts. Wenn ich nicht aufkreuze, wissen Sie, was ich von Ihnen halte.«
Entgeistert starrte sie den Rücken seiner Lederjacke an, als er zur Tür ging. »Ich werde Sie nirgendwo treffen.«
Da blieb er stehen, drehte sich langsam um, und ein gewinnendes Lächeln zog einen Mundwinkel nach oben. »Doch, Suzie. Um nichts auf der Welt wollen Sie das versäumen. Soll ich Ihnen verraten, warum? Weil Sie hinter Ihrem blasierten Pokergesicht verdammt sexy sind. Und ich glaube, das wissen Sie ganz genau.« Mit diesen aufreizenden Worten schlenderte er aus der Bibliothek.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, stand sie wie versteinert da. Unter ihren Haarwurzeln schien die Haut zu
brennen, ihre Brüste fühlten sich glühend heiß an. Noch nie hatte sie jemand sexy genannt. Nicht einmal Cal, ihr Liebhaber.
Und dann stieg tiefe Scham in ihr auf, weil sie sich – wenn auch nur kurzfristig – von einem angeberischen Macho beeindrucken ließ. Voller Genugtuung malte sie sich aus, wie er am nächsten Tag im Palace of Fine Arts vergeblich auf sie warten würde.
In kerzengerader Haltung, als würde sie ein Fischbeinkorsett aus einem anderen Jahrhundert tragen, kehrte sie zu den Gästen zurück. Während des restlichen Abends ignorierte sie entschlossen das schwache Echo eines Singsangs aus der Vergangenheit, das immer wieder in ihrer Fantasie ertönte.
Kostenlose Luftballons ... Komm mit mir ...
Zu Hause angekommen, sah Sam Gamble Licht in der Garage. Das war nicht ungewöhnlich. Manchmal erloschen die Lampen erst um fünf oder sechs Uhr morgens. Er legte seinen kleinen Koffer auf den Küchentisch – einen alten grauen Resopaltisch mit geschwungenen Chrombeinen. Im Fenster hing eine traurige Grünlilie. Eine leere Chipspackung lag auf der Theke, neben einem hässlich Keramikkrug. Von diesem Gefäß nahm Sam den Deckel ab, um das kleine elektronische Gerät hineinzuwerfen, das er benutzt hatte, um den raffinierten Mechanismus des schmiedeeisernen Tors von Falcon Hill zu knacken. In ihrer Nervosität hatte Susannah Faulconer ihn nicht einmal gefragt, wie er auf das Grundstück gelangt war.
Er ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. Eine Hand auf die Tür gestützt, bückte er sich und spähte hinein. »Scheiße, die Spaghetti sind weg.« Seufzend nahm er eine Dose Cola heraus und riss den Verschluss ab. Nachdem er einen großen Schluck genommen hatte, eilte er mit seinem Lederkoffer in die Garage.
Den Rücken zum Tor gewandt, stand ein Mann vor der Werkbank, die von einer Lampe beleuchtet wurde. Er drehte sich nicht um, als Sam eintrat.
»Gerade habe ich die unglaublichste Frau kennen gelernt, der ich je im Leben begegnet bin.« Sam sank auf das schmutzige geblümte Sofa. »Die hättest du sehen sollen. Sie
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