Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
funkelnder Nieten. Rhythmisch schlug sie auf ihren Schenkel und beobachtete die zwei Männer, die an einem vorderen Tisch Platz nahmen. Die Anzüge glänzten unverkennbar. Eindeutig reine Seide. An den Handgelenken entdeckte sie teure Uhren.
Als Benny die beiden sah, stieß er beinahe sein Schlagzeug um. »Die Typen von Azday Records«, flüsterte er nach dem letzten Akkord von »Heart of Stone«. »Den Alten kenne ich – Mo Geller. Hängt euch rein, Leute! Diese Chance dürfen wir nicht vermasseln!«
Das Gesicht von panischer Angst verzerrt, schaute Conti zu Paige herüber. Trotz des ungeheuer wichtigen Augenblicks fühlte sie sich erstaunlich ruhig und lächelte ihm besänftigend zu. Benny gab den Takt an, und die anderen stimmten ein. Sobald sie den Rhythmus des Songs im Blut spürte, warf sie den Kopf zur Seite. Ihre flatternden Haare fingen die Lichter ein, so dass sie schimmernden Flammen glichen. Dann schüttelte sie ihre Locken noch einmal.
Während Conti zu singen begann, wandte er sich zu ihr. Wilde Emotionen schienen ihn zu erfassen. Lachend schwang er die Hüften – eine sexuelle Herausforderung. Auf diese Stimmung ging sie ein, lachte zurück und schürzte
verführerisch die Lippen. Da tänzelte er heran, neigte sich zu ihr, und ihr Haar schlug gegen seine Wange. Von den anderen Doves schreiend ermutigt, vollführten sie einen temperamentvollen »dirty dance«. Für diese Nummer bekamen sie so frenetischen Beifall wie seit Monaten nicht mehr.
Die beiden Männer blieben bis zum Ende des Sets sitzen. Danach spendierten sie der Band Drinks. »Ihr Kids seid gut drauf«, meinte Mo Geller und ließ die Eiswürfel in seinem Glas klirren. »Habt ihr auch eigenes Material?«
»Klar«, versicherte Benny. Die Band sprang wieder auf die Bühne und trug zwei Songs vor, die der Bassist geschrieben hatte.
»Um über einen Vertrag zu reden, ist’s noch zu früh.« Mo drückte seine Visitenkarte in Bennys Hand. »Aber ich bin beeindruckt. Wir bleiben in Verbindung.«
Gegen Mitternacht stürmten die Doves aufgekratzt Contis und Paiges Apartment, wo sie das Ereignis ausgiebig feierten. Sie rauchten Gras, erzählten sich idiotische Witze und tranken billigen Wein. Wortreich verkündete Conti, wie viel sie ihm alle bedeuten würden. Dann brach er in sentimentale Tränen aus.
High vom Pot und vom ersten Silberstreif des Erfolgs, der sich am Horizont zeigte, alberten sie herum, bis die Weinflaschen leer waren. Als der Morgen graute, schliefen die Jungs in verschiedenen Ecken der Wohnung. Nur Paige saß hellwach am Fenster.
Um sechs schlich sie aus dem Apartment und ging durch den dunklen, mit Abfall übersäten Flur zum Münzfernsprecher, der neben der Haustür hing. Sie nahm ein paar Cents aus ihrer Jeanstasche und warf sie in den Schlitz. Nach kurzem Zögern wählte sie die Nummer von Falcon Hill. Susannah lag sicher noch im Bett, und die Haushälterin würde nicht vor acht Uhr eintreffen. Wenn Joel nicht verreist war, würde er den Hörer abnehmen.
»Ja?«, meldete er sich so brüsk, als würde er vor der Sprechanlage in seinem Büro sitzen.
Nervös wickelte sie das schmutzige, ausgeleierte Telefonkabel um ihre Finger. »Daddy, hier ist Paige.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte sekundenlanges Schweigen. »Es ist sechs Uhr, Paige, und ich ziehe mich gerade an. Was willst du?«
»Tut mir Leid, dass ich nicht auf deiner Geburtstagsparty gewesen bin. Mir – ist was dazwischengekommen.«
»Ich wusste gar nicht, dass du eingeladen warst.«
Bitter verzog sie die Lippen. Das hätte ich mir denken können, dass die heilige Susannah dahinter steckt ... »Nun – ja, das war ich.«
»Ah, ich verstehe.«
Paige drehte das Gesicht zur abblätternden Wand. »Hör mal, da gibt’s Neuigkeiten, die dich vielleicht interessieren«, stieß sie hastig hervor. »Gestern war jemand von Azday Records im Club. Der war ganz begeistert von unserer Band, und er will mit uns über einen Vertrag reden.«
Atemlos wartete sie auf die Antwort ihres Vaters, die Augen fest zusammengekniffen. Am liebsten hätte sie ihm erklärt, was sie sich wünschte – eine Lobeshymne, enthusiastische Gratulationen.
»Ich verstehe«, wiederholte er.
Die Stirn gegen die Wand gelehnt, umklammerte sie den Hörer so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. »Da kann was draus werden. Azday ist eine große Firma, die testen viele Bands. Vielleicht wird’s unser Durchbruch.«
Joel seufzte. »Keine Ahnung, wieso du anrufst, um mir
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