Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Gut.«
»O Gott, Püppchen, ich liebe dich so sehr.« Jetzt drang er in sie ein und bewegte sich im Rhythmus von »I Can’t Get No Satisfaction«, der Melodie, die ständig in ihrem Gehirn gellte.
Diesen Song hielten die Doves für ihre beste Nummer. Jason spielte den Bass, Mike das Keyboard, Benny saß am Schlagzeug, Paige war die Backgroundsängerin und Conti der Leadsänger. Während er temperamentvoll an seiner Gibson zupfte, schwang er die Hüften im Takt hin und her.
I can’t – get no – satis-faction ...
Um noch tiefer einzudringen, grub Conti seine Finger in ihre Hinterbacken und hob sie hoch. Ihre Gedanken entfernten sich von der Wirklichkeit und wanderten zu einem schönen Ort – einem ländlichen Garten voller Malven und Rittersporn. Mittendrin stand eine alte Eisenpumpe. Paige stellte sich Vogelgezwitscher und den Duft von Geißblatt vor. In ihrer Fantasie sah sie sich auf einer handgearbeiteten Patchworkdecke liegen, ein dickes, rosiges Baby an ihrer Seite, das fröhlich strampelte und mit beiden Fäustchen in die Luft schlug. Ihr Baby. Das Baby, das sie bei der Abtreibung verloren hatte.
I can’t – get no ...
I can’t – get no ...
Aus Contis Kehle rang sich ein lang gezogenes, halb ersticktes Stöhnen. Dann presste er seine Lippen an ihren Hals. Während er erschauerte, wirkte er so verletzlich, dass sie ein absurdes Bedürfnis empfand, ihn zu beschützen. Sie streichelte seinen Rücken, spendete ihm eine oberflächliche Art von Trost. Wie viele Männer waren schon über ihr erschauert? Über ein Dutzend, nein, viel mehr. Ihre Freundin Roxie behauptete, ein Mädchen sei erst dann promiskuitiv, wenn es mit mindestens dreißig Männern geschlafen habe. Aber Paige fühlte sich seit der Vergewaltigung promiskuitiv.
Als Conti sich beruhigt hatte, hob er den Kopf und schaute sie an. »Wie ich dich liebe, Püppchen ...«
An seinen Wimpern hingen Tränen, und zu ihrer Verblüffung brannten ihre eigenen Augen ebenfalls. »Ich liebe dich
auch«, versicherte sie, obwohl es nicht stimmte. Aber sie hätte es grausam gefunden, etwas anderes zu sagen.
Wegen der Bumserei war es spät geworden, und sie mussten sich beeilen. Alle fünf Mitglieder der Doves kellnerten in einem Club namens Taffy Two, benannt nach dem Hund des früheren Besitzers, der wahrscheinlich Taffy One geheißen hatte. Für diese Arbeit bekamen sie kein Gehalt und nur die Hälfte der Trinkgelder. Das akzeptierten sie, weil der Eigentümer sie jeden Abend um elf eine Stunde lang spielen ließ.
Das Taffy’s war ein drittklassiges Lokal inmitten eines weniger pittoresken Stadtteils von San Francisco. Aber gelegentlich kamen ein paar hohe Tiere herein und setzten sich an einen der vorderen Tische. Conti hoffte, irgendjemand würde die Doves entdecken. Wenn Paige besonders deprimiert war, hielt sie ihn für das einzige Mitglied der Band, das genug Talent hatte, um in einem besseren Club aufzutreten. Meistens verdrängte sie solche Gedanken. Sie mochte nicht die beste Sängerin der Welt sein. Aber irgendwie würde sie’s zu was bringen und den Triumph ihrem Vater unter die Nase reiben.
Beinahe hatten sie die Gasse erreicht, die zum Hintereingang des Taffy’s führte, als Conti plötzlich einen Arm hob und schrie: »He, Benny!«
Seine Stimme gellte schmerzhaft in Paiges Ohren. Gequält zuckte sie zusammen.
»Hallo, Conti. Was ist los?« Benny Smith schlenderte ihnen entgegen, der kleine, dünne Schlagzeuger mit der kurzen Afro-Frisur und der hellbraunen Haut.
»Nicht viel.« Conti schlang seine Finger um Paiges Nacken, wie ein Highschool-Athlet mit seiner Cheerleader-Freundin. »Lässt dieser Typ aus Detroit was von sich hören, den Mike erwähnt hat?«
»Der ist verschwunden. Aber gestern Abend sind ein paar Leute von Azday Records im Bonzo’s aufgetaucht.«
»Kein Witz? Vielleicht kommen sie auch ins Taffy’s.«
Daran zweifelte Paige. Im Gegensatz zum Taffy Two war das Bonzo’s ein einigermaßen respektables Etablissement, in dem bessere Bands musizierten. Conti und Benny fachsimpelten weiter und führten sich auf, als würde ihnen jeder Tag einen goldenen Schlüssel bescheren, der das Tor zum ganz großen Erfolg aufsperrte. Wie sich dieser Optimismus anfühlte, wusste sie nicht mehr.
An diesem Abend war das Taffy’s schlecht besucht, und so fielen die Nachzügler, die mitten in die dritte Stones-Nummer der Doves hineinplatzten, umso mehr auf. Paige trug einen billigen Jogginganzug aus blauem Satin voller
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