Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
erinnert mich an die Schauspielerin, von der ich dir erzählt habe – die vor ein paar Wochen im Fernsehen war, Mary Streep oder so ähnlich. Aber Miss Faulconer ist noch hübscher. Und cool. O Gott, ist die cool! Und ziemlich arrogant. Sie zog eine Riesenshow ab – ganz die feine Lady. Da wusste ich, es würde nichts nützen, wenn ich’s ihr zeige. Obwohl ich’s wollte. O ja, verdammt noch mal, ich hatte gute Lust, das Biest vom Sockel zu stoßen.«
Er lehnte sich auf der Couch zurück, atmete den angenehmen Geruch von heißem Lötzinn ein und stellte die Coladose auf seine Brust.
»Noch nie bin ich einer Frau begegnet, die ihre Gefühle so perfekt unter Kontrolle hat. Sie ist ruhig , verstehst du, was ich meine? Ganz ruhig, selbst wenn sie sich bewegt. Man kann sich nicht vorstellen, dass sie jemals die Stimme erhebt. Trotzdem habe ich gemerkt, wie sauer sie auf mich war.«
Eine Zeit lang nippte er an seiner Cola, dann stand er auf und wanderte zur Werkbank.
»Ich muss mit ihrem Alten reden und ihm zeigen, was wir haben. Aber jedes Mal, wenn ich versuche, an ihn ranzukommen, steht mir jemand im Weg. Wenn ich seine Tochter neugierig mache und auf meine Seite ziehe – vielleicht arrangiert sie ein Treffen mit ihrem Alten. So sehr ich’s auch hasse, unser Zeug an FBT zu verkaufen – anscheinend bleibt uns nichts anderes übrig. Keine Ahnung – vielleicht versetzt sie mich morgen. Darüber muss ich nachdenken.«
Aufmerksam beobachtete er die Hände seines Freundes – die Präzision, die Sicherheit – und schüttelte bewundernd den Kopf.
»Du bist ein Genie, Yank. Daran gibt’s keinen Zweifel.«
Und dann schlang er einen Arm um die Schultern des Mannes und drückte einen feuchten Kuss auf seine Wange.
Indigniert fuhr Yank herum und spritzte heißen Lötzinn auf die Werkbank. »Was zum Teufel ist denn mit dir los?«, stieß er überrumpelt hervor und wischte seine Wange ab. »Warum hast du das getan?«
»Weil ich dich liebe«, erwiderte Sam grinsend. »Und weil du ein gottverdammtes Genie bist.«
»Deshalb musst du mich nicht abknutschen.« Yank strich mit einem Ärmel über sein Gesicht. Nach ein paar Sekunden beruhigte er sich, und sein Blick schweifte durch die Garage, als wäre er sehr lange weg gewesen. »Wann bist du zurückgekommen? Ich habe dich nicht gehört.«
»Erst vor ein paar Minuten«, erklärte Sam und grinste noch breiter.
4
Conti Dove, geborener Constantine Dovido, war dumm, charmant und wahnsinnig sexy. Vor ein paar Monaten hatte ihm ein Mädchen eingeredet, er würde ein bisschen wie John Travolta aussehen, und seither erzählte er Paige jeden Tag davon. Er hatte dunkles Haar und sprach mit ausgeprägtem Jersey-Akzent. Nach ihrer Meinung war das die einzige Ähnlichkeit.
Beinahe liebte sie ihn. Er behandelte sie gut und war nicht schlau genug, um ihr Täuschungsmanöver zu durchschauen.
»Gefällt dir das, Püppchen?«, fragte er und streichelte sie so hingebungsvoll wie die Saiten seiner Gibson-Gitarre.
»Hm – ja ... O ja ...« Stöhnend wand sie sich umher und zog eine erstklassige, exzellente Show ab, damit er nicht merkte, dass sein wildes Mädchen diese intime Berührung nur widerwillig ertrug.
An Contis Liebeskünsten gab es eigentlich nichts auszusetzen. Er drückte auf alle richtigen Knöpfe und schlief nicht ein, wenn er’s hinter sich hatte. Aber sie machte sich nichts aus Sex. Natürlich tat sie’s, weil’s alle taten. Und sie kuschelte gern. Trotzdem machte es ihr keinen Spaß, und manchmal hasste sie’s sogar.
Mit sechzehn war sie von einem College-Jungen vergewaltigt worden, den sie bei einem Rock-Konzert im Golden Gate Park kennen gelernt hatte. Davon erzählte sie niemandem. Entweder würde man sie bedauern oder behaupten, sie habe es herausgefordert.
Als sie wartete, bis Conti sein Liebesspiel beendete, umklammerte sie seine nackten, muskulösen Arme. Diese spektakulären Bizepse kultivierte er mit Hilfe der Hanteln, die sie in einer Ecke ihres Schlafzimmers verwahrten. Der Raum war so sauber, wie man’s ihr gar nicht zutraute, weil sie Schmutz verabscheute. Aber sie fand das Apartment furchtbar hässlich – mit einer rissigen Decke und Möbeln, die nicht zusammenpassten. Eine große Matratze lag am Boden. Darauf schlief sie nur, wenn Conti sie im Arm hielt, denn sie fürchtete, eine Maus würde über ihren Kopf krabbeln und sich in ihrem Haar verfangen.
»Sag mir, wie gut sich das anfühlt«, gurrte er in ihr Ohr.
»Gut, Conti.
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