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Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Schlafzimmer war ein Ort, an dem sie auf ihre Manieren achten musste.
    Sie aß ein winziges Stück Schokoladenkuchen und nickte der Contessa zu. Während sie kaute, stellte sie sich vor, ihre Zunge würde von Cals Halsgrube, über die Brust und den flachen Bauch nach unten wandern. Zuerst würde sie seine Haut mit ihrer heftig flackernden Zungenspitze reizen und schließlich zu sanfteren intimen Liebkosungen übergehen.
    »Noch ein Glas Sherry, Contessa?«
    »O ja, meine Liebe, das wäre himmlisch.«
    Mit einer knappen Kopfbewegung erregte Susannah die Aufmerksamkeit eines der Kellner, die sie für diesen Abend engagiert hatte, um das Hauspersonal zu ergänzen. Der Kerzenschein zauberte goldenen Glanz in ihr kastanienrotes Haar, so wie er jahrhundertelang die Locken reicher privilegierter Damen beleuchtet hatte.
    Am Kopfende des Tisches erklangen neue Lachsalven, und Cal rief ihr zu: »Susannah, dein Vater erzählt Lügengeschichten über dich!«
    Lächelnd entgegnete sie: »Nein, mein Vater lügt nie, er verschleiert nur die Wahrheit, wenn es seinen Zwecken dient.«
    Joel winkte ihr liebevoll zu. »Diesmal nicht, Susannah. Ich habe Cal deine Hippie-Phase geschildert.«
    Obwohl sich ihre Finger im Schoß verkrampften, verrieten weder ihre Stimme noch eine Falte zwischen den Brauen ihre Nervosität. »Überleg dir gut, was du sagst, Daddy. Sonst wirst du den armen Cal in die Flucht schlagen, bevor wir ihn zum Traualtar schleppen.«
    »Unsinn, dein Verlobter ist aus härterem Holz geschnitzt. Von ein bisschen sentimentalem Liberalismus lässt er sich nicht vertreiben.«
    Susannah nippte an ihrem Glas und behielt ihr kühles Lächeln bei. Doch es fiel ihr schwer, den Wein hinunterzuschlucken.
    »Als Hippie kann ich mir Susannah nun wirklich nicht
vorstellen«, warf Paul Clemens ein, der Vize des Aufsichtsratsvorstands von FBT und Joels ältester Freund.
    »Natürlich hat sie keine langen Perlenketten getragen und auch nicht in einer Kommune gelebt«, erklärte Joel hastig. »Aber mit zwanzig kam sie zu mir und verkündete ganz ernsthaft, sie würde gern dem Friedenscorps beitreten.«
    Einige Sekunden lang herrschte tiefes Schweigen, dann ertönte vereinzeltes Gelächter. Bitte, tu das nicht, Daddy, flehte Susannah stumm. Trample nicht auf meinem Selbstvertrauen herum, nur weil du deine Gäste amüsieren willst.
    Sie drückte ihre Serviette auf einen Mundwinkel und färbte das goldene Zarenwappen mit Lippenstift. »Sicher will niemand Anekdoten aus meiner langweiligen Jugend hören.«
    Obwohl sich Joels leicht gerunzelte Stirn sofort wieder glättete, wusste sie, dass ihm ihr Einwand missfiel. Jedes Mal, wenn er Geschichten erzählte und unterbrochen wurde, ärgerte er sich.
    »Wieso um alles in der Welt wolltest du dem Friedenscorps beitreten, Susannah?«, fragte Madge Clemens, Pauls Frau, verdutzt. »Das klingt irgendwie – nach blauäugigem Pazifismus.«
    »Damals war ich jung«, antwortete Susannah lächelnd und zuckte lässig die Achseln. »Jung und idealistisch.« Ihre Finger schlangen sich noch fester ineinander.
    »Du kleine Rebellin!« Cal zwinkerte ihr zu, als wäre sie eine unartige Zehnjährige.
    Selbstzufrieden lehnte sich Joel auf seinem Stuhl zurück, ganz der weise Patriarch, der dumme Frauen vor ihren albernen Fehlern schützte. »Eine strenge Lektion über politische Tatsachen hat die Phase natürlich beendet. Aber ich hänsle mein Mädchen gern damit.«
    Susannahs Lächeln erlosch noch immer nicht. Wie gedemütigt
sie sich fühlte, merkte ihr niemand an. »Wenn alle gegessen haben, sollten wir den Digestif im Salon einnehmen«, schlug sie mit sanfter Stimme vor, und die ganze Schar folgte ihr in den Nebenraum.
    Eine Stunde später kam ein Kellner zu ihr, während sie gerade mit einigen FBT-Ehefrauen plauderte und ein Streichquartett des San Francisco Symphony Orchestra diskret im Hintergrund musizierte. »Da ist jemand, der Mr. Faulconer sprechen möchte«, flüsterte der Mann. »Weil er sich weigert, das Haus zu verlassen, haben wir ihn in die Bibliothek geführt.«
    Was – jetzt ? Sie entschuldigte sich bei den Damen, bevor ihr Vater auf dieses Problem aufmerksam wurde, und eilte zur Bibliothek. Als sie die Tür öffnete, sah sie zerkratzte Motorradstiefel auf Joel Faulconers wuchtigem Schreibtisch aus Nussbaum liegen.
    »Verdammt noch mal – unglaublich«, murmelte eine Männerstimme.
    Zunächst glaubte sie, er würde sie meinen, dann wurde ihr bewusst, dass er die kupferne Reliefdecke des

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